Betrüger waren am Dienstag (28. November) erfolgreich. Die Polizei verhinderte jedoch eine zweite Übergabe am Folgetag.
Mit Tricks und einer geschickten Gesprächsführung schafften es Betrüger, eine ältere Marburgerin davon zu überzeugen, Gold und Bargeld zu übergeben. Erste Anrufe erhielt sie am Dienstag (28. November). Im Verlauf der folgenden Stunden gaben sich mehrere Betrüger am Telefon als Polizisten oder Staatsanwalt aus und behaupteten, dass sie in der Nähe vom Wohnort der Seniorin eine Bande festgenommen hätten. Bei dieser Bande sei ein Zettel mit ihrer Adresse gefunden worden, weshalb es nun nötig sei, die Wertsachen von ihr abzuholen und damit zu schützen.
Diese Verfahrensweise untermauerten die Betrüger mit der Behauptung, dass zu der Bande auch ein korrupter Bankmitarbeiter gehöre, der die Schließfächer und Konten der Bankkunden leerräumen wolle, um damit die Flucht der Bande zu finanzieren. Aus ihrem Schließfach holte die Frau daraufhin Gold im Wert von etwa 15.000 Euro. Sie übergab es einem Mann, der es gegen 15 Uhr in der Willy-Mock-Straße abholte.
Sein Alter schätzte die Seniorin auf Ende 20, zudem ist er wohl 1,75 bis 1,80 Meter groß und schlank. Er trug ein schwarzes Kapuzenoberteil mit aufgesetzter Kapuze sowie darüber eine weiße Steppjacke.
Nähere Beschreibungen liegen der Polizei nicht vor. Möglicherweise war der Mann mit einem Auto unterwegs, das er in der Nähe parkte.
Mit dem Gold gaben sich die Betrüger jedoch nicht zufrieden und kontaktierten die Seniorin erneut, so dass sie am Mittwoch (29. November) über 14.000 Euro von ihrem Konto abholte und bereits anweisungsgemäß für die Betrüger verpackt hatte, als die Polizei ins Spiel kam. Durch einen Hinweis war sie auf einen möglicherweise gerade laufenden Betrug aufmerksam geworden. Die daraufhin uniformierten Beamten mussten sich zunächst bemühen, die Frau von ihrer „Echtheit“ zu überzeugen, da die Betrüger sie wohl derart „eingelullt“ hatten, dass die Verunsicherung der Frau groß war. Schließlich gelang es den Beamten aber und sie konnten die zweite, bereits geplante Übergabe verhindern.
Dieser Fall zeigt wieder eindrücklich, wie professionell die Betrüger sind: Das normale Arbeiten der echten Polizei wird durch die Opfer angezweifelt, während Handlungen und Forderungen, die für deutsche Behörden völlig abstrus sind, als legitimiert angesehen werden.
Daher wiederholte Polizeisprecherin Yasmine Scholz nochmals in aller Deutlichkeit: „Die Polizei und Staatsanwaltschaft wird niemals Geld oder Wertsachen abholen um sie „sicher zu verwahren“! Telefonische oder persönlich gestellte Fragen von Fremden nach dem eigenen Vermögensstand oder nach verfügbaren Wertsachen sollten immer zum sofortigen Ende eines Gesprächs führen!“
Der Fall zeigt aber auch, dass noch immer zu viele Menschen die Maschen der Betrüger nicht kennen oder unterschätzten. Die in diesem Fall genutzte Masche ist seit Jahren bekannt und wird nur erfolglos, wenn Menschen mehr darüber sprechen und sich dagegen wappnen.
„Informieren Sie Verwandte, Freunde und Nachbarn über die gängigen Tricks und Maschen und überlegen Sie sich Handlungsleitfäden, die für Sie in einem solchen Moment hilfreich wären“, riet Scholz. „Das kann ein Zettel am Telefon mit einer Warnung/ Erinnerung sein oder die Abstimmung mit dem eigenen Kind oder Enkelkind, das große Summen nur nach vorheriger Absprache miteinander von der Bank abgeholt werden. Wichtig dabei ist, dass diese Leitfäden in einer absoluten Stresssituation umsetzbar sind.
* pm: Polizei Marburg