Pazifistisch predigen: Marburger Gottesdienst ausgezeichnet

Der Marburger Friedensgottesdienst „Wir sind gegen den Krieg!“ wurde auf der Synode der EKKW am Dienstag (28. November) in Hofgeismar ausgezeichnet. Stattgefunden hat er am Buß- und Bettag 2022.
Die Universitätskirchengemeinde Marburg und die Hessische Stipendiatenanstalt wurden während der Tagung der Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW) mit dem Gottesdienstpreis der Stiftung zur Förderung des Gottesdienstes ausgezeichnet. Aline Seidel, Repetentin der Stipendiatenanstalt, und Pfarrer Joachim Simon hatten den Friedensgottesdienst am Buß- und Bettag 2022 gemeinsam mit Studierenden der Initiative BRUKS (belarussische, russische, ukrainische und kasachische Studierende), der Hessischen Stipendiatenanstalt und dem Fachbereich Evangelische Theologie gefeiert. Das Besondere an dem Gottesdienst war der intensive Vorbereitungsprozess und die Mitwirkung von Studierenden, die als „Lebensexpertinnen“ hautnah vom Krieg in der Ukraine berichten konnten.
Der pensionierte Propst Helmut Wöllenstein hielt während der Tagung der Landessynode die Laudatio. Nach seinen Worten zählte neben dem stimmigen und innovativen Aufbau des Gottesdienstes die Dialogpredigt zu den Höhepunkten. Beiden Predigenden gelang es, verschiedene Stimmen gleichrangig nebeneinander zu stellen.
„In ruhiger und doch dynamischer Abfolge wird ein spannungsvoller Diskurs eröffnet mit verschieden Perspektiven zu Krieg und Frieden“, erklärte Wöllenstein. „Der Dialog zeichnet das Dilemma nach zwischen Gewissensethik und Verantwortungsethik. Zwischen dem Gewaltverzicht der Bergpredigt und der Verantwortung, die man in der Realität sieht, um schutzlos Angegriffene zu verteidigen. Beide Linien sind inhaltlich gefüllt und mit Zitaten aus der Fachliteratur untermauert. Am Ende kein Fazit, kein politisches Postulat. Dafür Deutungsangebote, die Orientierung geben und den Raum für eine eigene Positionierung öffnen.“
So wurde klar „an der biblischen Vision festgehalten, dass am Ende Frieden steht und wir für den Frieden einstehen“. Darüber hinaus machte Wöllenstein auf die Zeichenhandlung aufmerksam, bei der im Altarraum 28 Kerzen angezündet wurden, die – auf einer Weltkarte positioniert – neben der Ukraine auf die vielen anderen Kriege und Konfliktherde hinwiesen. Dadurch gelang es dem Gottesdienst, die grundsätzliche Relevanz friedensethischer Interventionen deutlich zu machen.
Die Stiftung zur Förderung des Gottesdienstes verleiht den mit 3.000 ? dotierten Gottesdienstpreis seit dem Jahr 2009. In diesem Jahr erhielten die Marburger Kirchengemeinde und die Hessische Stipendiatenanstalt jeweils die Hälfte des Preisgelds. Weitere Informationen gibt es unter www.gottesdienststiftung.de.

* pm: Evangelischer Kirchenkreis Marburg

Kommentare sind abgeschaltet.