Einmalig gefragt: Zur Freizeitgestaltung behinderter Jugendlicher

Was wünschen sich Jugendliche mit Beeinträchtigung für ihre Freizeit? Das hat die Befragung „Alle dabei!“ der Stadt marburg ermittelt.
Jugendangebote sollen inklusiv sein und alle jungen Menschen mitnehmen. 2021 ist ein entsprechendes Gesetz in Kraft getreten. Aber welche Freizeitangebote wünschen sich eigentlich junge Menschen mit Beeinträchtigungen und wie gut passen die derzeitigen Möglichkeiten zu den Bedürfnissen?
Die Stadt Marburg hat nachgefragt und unter dem Titel „Alle dabei!“ von Mai bis November Jugendliche mit Beeinträchtigung im Alter von 11 bis 25 Jahren befragt. Das Ergebnis wird am Freitag (8. Dezember) vorgestellt.
„Wie finden wir am besten raus, was sich Jugendliche wünschen?, sagte Bürgermeisterin Nadine Bernshausen „Für uns ist selbstverständlich: Wir fragen sie selbst.“
Das gelte „auch und vor allem für Jugendliche mit Beeinträchtigung, denn deren Bedarfe und Wünsche werden in herkömmlichen Jugendstudien kaum abgebildet“. Aus diesem Grund hat der Fachdienst Jugendförderung der Universitätsstadt Marburg in enger Kooperation mit dem bsj Marburg eine Erhebung zu den Freizeitbedürfnissen von Jugendlichen mit Beeinträchtigung im Alter von 11 bis 25 Jahren beauftragt und begleitet. Unter dem Titel „Alle dabei!“ wurden Jugendliche im Raum Marburg zwischen Mai und November befragt.
Mit der Befragung möchte die Stadt dem Auftrag nachkommen, die Angebote der Offenen Kinder- und Jugendarbeit explizit auch Kindern und Jugendlichen mit Beeinträchtigung zugänglich zu machen. Das Ziel der inklusiven Ausrichtung der Kinder- und Jugendhilfe wurde mit dem 2021 in Kraft getretenen Kinder- und Jugendstärkungsgesetz im Sozialgesetzbuch VIII verankert.
Die Befragung erfolgte auf mehreren Wegen: über einen Onlinefragebogen, Einzelinterviews mit Jugendlichen sowie Gruppeninterviews mit Eltern. Unter anderem ging es darum, herauszufinden, inwieweit selbstbestimmte Teilhabe möglich ist und welche Barrieren und Herausforderungen es gibt. Zwei Interviewtermine fanden direkt in der „Vollen Hütte“ im Haus der Jugend statt – so lernten die Teilnehmenden im Zusammenhang mit der Erhebung direkt eine Freizeitmöglichkeit kennen und es ergaben sich Anknüpfungspunkte für die Jugendlichen.
„Eines ist klar: Jugendliche mit Beeinträchtigung sind zuallererst Jugendliche“, stellte die Bürgermeisterin fest. „Dies zeigt sich in der Analogie zu herkömmlichen Jugendstudien und dem großen Wunsch danach, sich in der Freizeit mit Freunden zu treffen.“ Deutlich werde im Zusammenhang mit der Erhebung allerdings, „dass Wunsch und Realität bei der Gruppe der Befragten deutlich voneinander abweichen“. Sie machte deutlich, dass wichtige Impulse für eine inklusive Ausgestaltung von Freizeitangeboten in Marburg gesetzt werden sollen.
Die Ergebnisse der Befragung werden am Freitag (8. Dezember) zwischen 15 und 18 Uhr im Raum „Pascal I“ im TTZ-Softwarecenter vorgestellt. In diesem Zusammenhang soll der Frage nachgegangen werden, welche Aufträge sich –
insbesondere für die Angebote der Jugendarbeit – daraus ableiten lassen. Gestartet wird um 15 Uhr bei Kaffee, Tee und Kuchen mit dem „Markt der Möglichkeiten“.
Dabei geht es um Freizeitangebote in Marburg für Kinder und Jugendliche mit und ohne Beeinträchtigung. Ab 15.30 Uhr sprechen Bürgermeisterin Nadine Bernshausen und Anne Moll vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration (HMSI), bevor es um 16 Uhr mit dem Fachbeitrag von Prof. Dr. Bettina Bretländer zum Thema „Jugendlichen mit Behinderung eine Stimme geben!“ weitergeht.
Ab 16.30 Uhr präsentiert Marcel König von der University of Applied Sciences in Frankfurt am Main die Forschungsergebnisse zu den Erfahrungen, Barrieren und Wünschen Jugendlicher mit Behinderung. Er hatte die wissenschaftliche Begleitung und Umsetzung der Erhebung übernommen. Mit der Podiumsdiskussion „Quo vadis? Inklusion im Freizeitbereich in Marburg“ ab 17 Uhr endet die Veranstaltung gegen 18 Uhr. Die Moderation übernimmt Andreas Winkel.
Gefördert wird das Projekt durch das Hessische Ministerium für Soziales und Integration (HMSI).Die Universitätsstadt Marburg und der bsj Marburg sind für das Projekt verantwortlich und wurden maßgeblich vom Verein zur Förderung der Inklusion behinderter Menschen (fib) und dem Arbeitsbereich FaBiKu des Lebenshilfewerks Marburg-Biedenkopf (beides Träger der Behindertenhilfe) unterstützt. Wer sich noch anmelden möchte, schreibt schnellstmöglich eine E-Mail an jufoe@marburg-stadt.de.

* pm: Stadt Marburg

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