Hoffnungslos sprachlos: „Nie wieder darf kein Lippenbekenntnis bleiben

Muss man reden? Muss man schweigen? Muss man den Mund aufmachen und klar Flagge zeigen?
Sprachlosigkeit macht sich breit angesichts der Unverfrorenheit, der Gedankenlosigkeit und dem Leid, das um Hilfe und nach Gerechtigkeit schreit. Der Angriff der Hamas auf Israel war menschenverachtender Terror und traf zuallererst genau die Menschen, die in Israel für Versöhnung mit dem palästinensischen Volk eintraten. Friedliche junge Leute bei einem Musikfestival wurden ermordet und verschleppt von rücksichtslosen Verbrechern voller Hass und ohne Hemmungen.
Betrübt bin ich ob der tatsache, dass nun auch in Marburg Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens in Sorge sind um ihre Gesundheit, ihr Leben und ihre Freiheit. Die Besinnungsstunde zum Gedenken der Pogromnacht am 9. November 1938 sollte zugleich auch zu einem würdigen Gedenken der Opfer des 7. Oktober 2023 werden. Im Mittelpunkt steht dabei für mich das Mitgefühl mit allen Menschen in Israel, im Ghaza-Streifen und anderswo auf der Welt, die Opfer geworden sind von Terror und Krieg oder die um ihr Leben fürchten müssen wegen Hass und Gewalt.
Der Schwur der Überlebenden des Zweiten Weltkriegs lautete ganz kurz nur „Nie wieder!“. Dass jüdisches Leben in Deutschland immer noch bedroht wird, macht traurig, wütend und sprachlos. Dass Muslime die Vernichtung Israels auch in Deutschland fordern und feiern, ist mir unerträglich.
Doch das darf kein Grund sein, alle Muslime unter Generalverdacht zu stellen. Der „Runde Tisch der Religionen“ in Marburg war ja ein sehr hoffnungsvoller Ansatz zu einem interreligiösen und interkulturellen Trialog über Glaubensgrenzen hinweg. Das wunderbare Lebenswerk des Leuchtfeuer-Preisträgers Amnon Orbach fordert alle Menschen in Marburg auf, Mitgefühl mit den Opfern der Hamas sowohl in Israel wie auch in Palästina zu zeigen und sich trotz aller Widrigkeiten langfristig für eine friedliche Lösung des Nahost-Konflikts einzusetzen.

* Franz-Josef Hanke

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