Mahnwache in Marburg: Gegen Hass von Hamas und für Frieden

„Wir lassen nicht zu, dass uns die Gewalt auseinanderbringt.“ So lautete das Motto einer Mahnwache für die Opfer der Terrorangriffe gegen Israel.
Zum Gedenken an alle Opfer der Terrorangriffe gegen Israel hatten die Universitätstadt Marburg und die Philipps-Universität mit dem Runden Tisch der Religionen dazu für Mittwoch (11. Oktober) aufgerufen. Rund 150 Menschen versammelten sich am frühen Mittwochabend zur Mahnwache auf dem Marktplatz. Gemeinsam forderten Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies mit den Vertreter*innen der Jüdischen Gemeinde, der Islamischen Gemeinde und der Evangelischen Kirche und auch im Namen der Philipps-Universität ein Ende der Gewalt und riefen zum Frieden auf.
„Dass wir hier heute zusammenstehen, ist nicht selbstverständlich“, hieß Oberbürgermeister Spies alle Teilnehmenden zu Beginn der Mahnwache willkommen. „Wir stehen hier mit Angehörigen verschiedener Glaubensrichtungen.“ Marburg gedenke gemeinsam in verschiedenen Sprachen ebenso wie religiös oder atheistisch. Er wisse sehr genau, wie schwer es sei, an solchen Tagen das Gemeinsame zu sehen und nicht all der Trauer, der Wut und Betroffenheit nachzugeben.
„Wir lassen in Marburg nicht zu, dass die Gewalt uns auseinanderbringt; das ist eine große Leistung“, dankte der Oberbürgermeister ausdrücklich dem Runden Tisch der Religionen und allen Beteiligten an der Mahnwache. „Für den Überfall der Hamas gibt es keine Entschuldigung, keine Rechtfertigung“, stellte Spies zu Beginn seiner Ansprache fest. Er verurteilte die „terroristischen Mordanschläge auf unbeteiligte Menschen“ aufs Schärfste.
Das sei der schlimmste Angriff auf jüdische Menschen seit der Shoa. Die Parole „nie wieder“ gelte für „uns Deutsche“, sagte der Oberbürgermeister: „Unsere Solidarität mit den Menschen in Israel und unsere Unterstützung sind unverbrüchlich.“
Die unaufhaltsam scheinende Spirale der Gewalt habe die Hamas als Folge ihrer fürchterlichen Angriffe einkalkuliert. „Mich lassen diese Morde, dieser sinnlose Tod von so vielen Menschen Mitgefühl mit allen Opfern und Angehörigen, aber auch Schmerz, Trauer und Wut empfinden“, sagte Spies. „Schmerz, Trauer und Wut angesichts der ungeheuren Zahl ziviler Opfer!“ Damit schloss der Oberbürgermeister ausdrücklich alle zivilen Opfer vor Ort ein, gleich welcher Herkunft, Nationalität oder Religion.
Der Terrorangriff und die Folgen berührten tief – „auch uns in unserer friedlichen Stadt. Dennoch: Schmerz, Trauer und Wut sollten nicht das Handeln bestimmen. Denn sie zerstören den Zusammenhalt aller friedlichen Menschen“, mahnte der Oberbürgermeister. „Wir können diesen unlösbar scheinenden Konflikt im Nahen Osten nicht hier in Marburg lösen“, erklärte Spies, „aber wir können eine Haltung einnehmen, und wir können Beispiel geben: Respekt im Umgang miteinander, miteinander trauern, miteinander sprechen.“
Das mache ihn stolz auf die Stadt und ihre Menschen „und ganz besonders auf alle, die besonders betroffen sind“, betonte Spies. Er bedankte sich ausdrücklich „für den starken Willen, uns nicht der nicht der Gewalt unterzuordnen.“
Monika Bunk betete im Namen der Jüdischen Gemeinde in Marburg für die Getöteten des Terrors und der sinnlosen Barbarei, für die Überlebenden der Gräueltaten und für ein Zusammenleben in Frieden und gegenseitigem Respekt auf der ganzen Welt. „Wir, die wir unser Leben und unsere Freiheit lieben, stehen fest und stark gegen den Terror“, bekräftigte Bunk. Sie bete dafür, dass all jene, deren Pläne Zerstörung und Angst sind und die Freude an Hass und Menschenverachtung finden, Wege zur Umkehr finden. „Lass jene, die das Leben und die Freiheit schätzen, diesen Tag und jeden Tag segnen.“
Sie erinnerte daran, dass alle Menschen gleich seien in den Augen des Schöpfers des Lebens und das gelehrt werde: „Wer immer ein einziges menschliches Leben zerstört, dem wird es angerechnet, als habe er eine ganze Welt zerstört.“
Für die Islamische Gemeinde Marburg verlas Greta Saiz die erste Sure des Korans, die regelmäßig zum Gedenken verlesen werde, wenn Menschen getötet oder der Verstorbenen gedacht werde – unter anderem mit den Worten: „Führe uns den geraden Weg, den Weg derer, denen du Gnade erwiesen hast, nicht derer, denen gezürnt wird und der Irregehenden“. Aufgrund persönlicher Betroffenheit vieler Gemeindemitglieder aus Palästina und Gaza, die Familienangehörige durch Luftschläge der vergangenen Tage verloren hätten, sei es ihnen nicht möglich gewesen, selbst das Gebet zu halten, berichtete Saiz den Versammelten.
„Wir verurteilen diesen Angriff auf Schärfste und solidarisieren uns mit den Menschen in Israel – aber auch mit allen Palästinenserinnen und Palästinensern, die unter der Terrorherrschaft der Hamas oder der nationalistischen Gewalt in den besetzen Gebieten leiden“, schloss sich Probst Volker Mantey an, der gemeinsam mit Dekan Burkhard von Dörnberg für die Evangelische Kirche sprach. Die Extremisten warteten darauf, „dass wir beginnen, Opfer gegen Opfer aufzurechnen und damit den Konflikt auch zu uns zu tragen“, erklärte Probst Mantey. „Menschen wünschen anderen Menschen die Pest an den Hals. Dort im Nahen Osten. Und sogar hier in unserem Land“, fuhr Dekan von Dörnberg fort.
Wie eine Seuche breite sich „der Hass des Krieges aus in unserer Welt“. „Wir versuchen dagegen zusammenzustehen hier auf dem Marktplatz in Marburg“, sagte von Dörnberg. „Unsere Gebete sind bei allen, die in diesen Tagen um ihre Freiheit und ihr Leben fürchten und kämpfen müssen“, sagte Propst Mantey und schloss die Mahnwache zum Gedenken mit den Worten, dass alle behütet werden „auf unseren Wegen. Auf Wegen des Friedens“.

* pm: Stadt Marburg

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