Pistolen und Politik: Uraufführung von „EUROMÜLL“ im TaSch

Bühne

Drei Schauspielende auf der Bühne des Theaterstückes "Euromüll"

Cowboys mit Namensschildern und Pistolen reiten über die Hügel der Bürokratie ins Abendrot. Das klingt schräg, wurde aber am Samstag (7. Oktober) Wirklichkeit in der Uraufführung von Ivana Sokolas „EUROMÜLL“ im kleinen TaSch.

Unter der Regie von Lea Marlen Bazler sind die Schauspielenden nicht nur zu Akteuren der Europäischen Union geworden. Sie wollen nicht nur das Einwegplastik verbieten. Sie haben im gleichen Atemzug einen Cowboyhut aufgesetzt bekommen und sind durch Saloon Türen gestolpert. Zwei Dinge, die auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammenpassen, der komplizierten EU Politik ein witziges Gesicht gegeben. 

Viele der Gags haben das gesamte Publikum zum Lachen gebracht. Wie die witzige Praktikantin Mercedes, die hinter ihren Vorgesetzten her eiferte und die Kaffeetassen aus der Luft fängt, wenn der Sheriff sie achtlos hinter sich wirft, oder als berichtet wird, dass die EU natürlich nicht einfach etwas beschließt.

Zuest muss die Europäische Kommission dem Europäischen Parlament und dem Rat einen Vorschlag machen. Der Rat und das Parlament nehmen diesen Vorschlag entweder in erster und in zweiter Lesung an. Erzielen beide Organe in zweiter Lesung keine Einigung, wird ein Vermittlungsausschuss einberufen. Dass die Praktikantin da mit ihrem großen Plan “den Müll abzuschaffen” erst einmal vor Verzweiflung zusammenbricht ist verständlich. 

Manche Elemente der Vorführung sind allerdings eher ungeklärt geblieben. Was genau steckte eigentlich hinter dem mit Sand gefüllten Greifarmautomaten? Schließlich hat jeder Charakter daran herumgespielt, wenn er oder sie in der Szene gerade nicht im Vordergrund steht. Warum ist die sonst so energische Barkeeperin Monika Stefanesca le Guin am Ende plötzlich eine alte Frau mit zitternden Händen? 

Die schauspielerische Leistung der Darstellenden war auf jeden Fall hervorragend. Besonders die Mimik von Adele Emil Behrenbeck als Sheriffs Ole Settembrini hat besonders positive herausgestochen. Auch wenn kein richtiger Steppenläufer über die Bühne gerollt ist, war die Premiere von EUROMÜLL auf jeden Fall ein unterhaltsamer Abend. Alle Besuchenden haben auf jeden Fall mitnehmen können: es gibt einen neuen Sheriff in der Stadt.

* Paula Weppert

Kommentare sind abgeschaltet.