Briefwahl im BiP: Abstimmen ist demokratische Pflicht

Wo ich mein Kreuz machen werde, weiß ich schon lange. Dass ich noch vor Sonntag (8. Oktober) zum Wahlamt gehen werde, ist mir auch klar.
Rund 4,3 Millionen Stimmberechtigte wählen am Sonntag (8. Oktober) einen neuen Landtag für Hessen. 21 Parteien und Listen treten zur Abstimmung an. Zwei Direktkandidatinnen und sieben männliche Kandidaten bewerben sich um das Direktmandat im Wahlkreis 13 Marburg-Biedenkopf II.
Drei von ihnen habe ich auf meinem Balkon interviewt. Die Videos davon habe ich auf www.wahl.marburgviews.de online gestellt. Meine Wahlentscheidung habe ich also ganz persönlich untermauern können.
Robert Habeck, Tarek Al-Wazir, Angela Dorn und Marion Messig von den Grünen haben sich am Freitag (6. Oktober) im Cineplex den Fragen ausgewählter Bürgerinnen und Bürger gestellt. Im vollbesetzten Kinosaal haben sie vorher ihre Statements zur anstehenden Landtagswahl abgegeben. Auch bundespolitische Themen kamen dabei zur Sprache.
Auch ich bin mit Paula Weppert dort gewesen. Meine Stimme hatte ich aber schon vorher abgegeben. Zusammen mitPaula bin ich durch die Oberstadt zum wahlamt gegangen.
In den letzten Jahren befindet es sich im Beratungszentrum mit integriertem Pflegestützpunkt (BiP) am Rudolphsplatz. In einem Raum im unteren Geschoss erwarten freundliche Wahlhelferinnen und Wahlhelfer die Stimmberechtigten. Sie prüfen die Wahlberechtigung und händigen den Stimmberechtigten dann die Wahlunterlagen aus.
Wir müssen nicht lange warten. Eine junge Frau ganz rechts hinten im Raum bittet uns zu sich. Sie erklärt uns die Formalien, die wir bei der Wahl berücksichtigen müssen.
Das ausgefüllte Formular mit meiner Unterschrift muss in den roten Briefumschlag hinein. Der Stimmzettel wird in den blauen Umschlag gesteckt, der dann auch in den roten Briefumschlag gesteckt. Den sollen wir hinterher in die Wahlurne stecken.
Wir gehen zu einer Wahlkabine. Dort setze ich mich auf einen Stuhl. Paula setzt sich daneben.
Ein sehr wackeliger Sichtschutz auf dem Tisch verhindert, dass uns jemand beim Wahlvorgang zuschauen kann. Beim Hinsetzen hätte ich ihn beinahe umgeworfen. Wegen meiner Behinderungen muss ich mich nämlich beim Hinsetzen manchmal am Tisch festhalten.
Die wahl ist dann in knapp drei Minuten erledigt. Ich nenne Paula die Namen des Direktkandidaten und der Partei, die sie ankreuzen soll. Dann stehen wir wieder auf.
Paula steckt den wahlzettel in den blauen Umschlag. Den schiebt sie in den roten Briefumschlag hinein. Den wiederum wirft sie in eine Plastiktonne, auf der ein Deckel mit einem Briefschlitz montiert ist.
Mit einem freundlichen „Danke“ verabschiede ich mich von der netten Wahlhelferin. Meine Wahl habe ich getroffen. Meine demokratische Pflicht habe ich damit erfüllt.
Wer sein Wahlrecht nicht wahrnimmt, unterstützt damit immer genau diejenigen Parteien, die er auf gar keinen Fall wählen will. Wählen gehen sollten alle Demokratinnen und Demokraten unbedingt, damit nicht rechtspopulistische Parteien wie die sogenannte „Alternative für Deutschland“ (AfD) noch stärker werden. Demokratie baut auf mündige Bürgerinnen und Bürger, die sich für Freiheits- und Menschenrechte einsetzen.
Mich kann keine Behinderung daran hindern, mich für die freiheitliche Demokratie einzusetzen. Zwar erfüllt keine Partei ganz genau die Erwartungen, die ich an eine gute Politik zum Wohle aller Menschen habe, aber da muss ich dann eben Kompromisse machen. Wer keine Kompromisse kennt, der hat Demokratie leider nicht ganz verstanden.

* Franz-Josef Hanke

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