Wurzeln zeigen: Mit Geo-Radar im Alten Botanischen Garten

Mit dem Geo-Radar ist Andreas Engelhardt auf Wurzelsuche im Alten Botanischen Garten. Der Studierende hilft bei der Voruntersuchung des Untergrunds.
Wie lässt sich sicherstellen, dass Bauarbeiten im Alten Botanischen Garten keine gravierenden Schäden an den Baumwurzeln anrichten? An der Philipps-Universität kommt die Wissenschaft der Bauabteilung zu Hilfe und verbindet Forschung und Praxis – mit Mehrwert für beide Seiten.
Im Alten Botanischen Garten sollen historische Wege nach Plänen von 1910 wiederhergestellt werden. Die Universität will damit zugleich die Zugänglichkeit und Barrierefreiheit verbessern und den Naturschutz-Belangen gerecht werden. Das Konzept sieht vor, neuere Wege zurückzubauen und andere historische Trassen mit wasserdurchlässigem Belag wieder anzulegen. Für die anstehende Entwurfsplanung ist es nun notwendig zu untersuchen, ob die vorgesehene Wegführung ohne Beschädigung des wertvollen alten Baumbestands umsetzbar ist.
In der laufenden Voruntersuchung gilt es daher herauszufinden, wie der Untergrund beschaffen ist und wo möglicherweise Baumwurzeln dem Vorhaben im Weg stehen. Dafür haben Mitarbeiter der Uni-Bauabteilung den Weg mit Holzpflöcken markiert. Jetzt kommt der Geo-Radar des Fachbereichs Geographie zum Einsatz.
Mit Unterstützung seines Professors Dr. Stefan Harnischmacher untersucht Student Andreas Engelhardt den Untergrund. Mit einem Gerät, das entfernt an einen Rasenmäher erinnert, fährt er die Trasse entlang, allerdings nicht um Gras zu mähen. Einen Meter tief dringen die elektromagnetischen Wellen in den Boden vor. Und immer da, wo sich die Strukturen im Erdboden ändern, senden sie eine Reflektion zurück.
Auf dem Geo-Radar ist gleichzeitig auch ein Empfänger montiert, der diese Radarwellen aufzeichnet. In seiner Bachelor-Arbeit wertet Engelhardt diese Befunde aus. Was ihn interessiert: „Kann man mit dem Geo-Radar Baumwurzeln aufspüren?.
Die Suche nach Baumwurzeln ist ein neues Anwendungsgebiet für dieses Gerät. Normalerweise setzt die Wissenschaft es ein, um archäologische oder geologische Spuren aufzudecken. Der Geo-Radar hilft beispielsweise dabei, die Tiefe von Gletschern zu messen, Schichtgrenzen zu erkennen oder menschengemachte Strukturen wie Ziegel, Fundamente oder Hohlräume im Untergrund zu Diese Untersuchung geht spurenlos am Alten Botanischen Garten vorbei.
Nach wenigen Tagen sind nicht einmal mehr die Holzpflöcke zu sehen, die den künftigen Wegeverlauf markiert haben. Bis der historische Weg durch den Alten Botanischen Garten tatsächlich wieder auflebt, geht noch einige Zeit ins Land. Die Planung wird auf Basis des Parkpflegewerks von 2018 und der Voruntersuchungen erarbeitet und mit den zuständigen Behörden abgestimmt.
Der Alte Botanische Garten der Philipps-Universität im Zentrum Marburgs ist ein beliebter Erholungsraum für die Bewohner der Stadt, für Universitätsbedienstete, Studierende und auswärtige Besucherinnen und Besucher. Seit fast 200 Jahren befindet er sich an seinem jetzigen Standort am Pilgrimstein. In den 70er Jahren wurden mit der Anlage des Neuen Botanischen Gartens die reichen Pflanzenbestände des Alten Gartens auf die Lahnberge umgesiedelt. Der Alte Botanische Garten in direkter Nähe zur Universitätsbibliothek dient heute als grüne Oase mitten in der Stadt.
Als der Garten vor rund 200 Jahren angelegt wurde, war die Erforschung der Pflanzenwelt eines der Grundkonzepte des Gartens. Er wurde im Bereich des Gartengeländes des Deutschen Ordens angelegt. In der räumlichen Ordnung, die in der Abfolge von Freiflächen und Baumbestand erzeugt wird, und in der Führung der Wege erscheint die Anlage heute als eine Art Englischer Garten.
Für das rund 200 Jahre alte historische Gartendenkmal ist 2018 ein neues Parkpflegewerk erstellt worden. Das Parkpflegewerk analysiert, dokumentiert und bewertet die geschichtliche Entwicklung, den zeitgemäßen Bestand und die aktuellen (und gegebenenfalls künftigen) Nutzungen des historischen Gartens. Zudem erarbeitet es einen Zielplan und erstellt einen Maßnahmenkatalog für den Umgang mit dem Garten im Sinne der Erhaltung und Belebung als Kulturdenkmal.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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