Mensch oder Maschine: Wie eine Zivilisation sich selber tagtäglich versklavt

Die Furcht vor einer künftigen Herrschaft sogenannter „KI“ geht um. Doch sie ist schon längst Alltag geworden.
Kein Telefonat in Arztpraxen, Firmen oder Behörden kommt mehr aus ohne die Aufforderung, für diesen Fall die Taste „1“ und für jenden die Taste „2“ zu drücken. Kein Account im Internet verlangt nicht mindestens eine Dreifachauthentifizierung. Erstanmeldungen werden zum schwierigen Drahtseilakt über schier unüberwindliche Hürden ellenlanger PIN- und TAN-Nummern oder lange Zahlenkollonen von Zertifizierungscodes.
Selbst die eingegebene Master-Card akzeptiert der Online-Händler „Amazon“ nicht mehr ohne „TAN“. Diese Ziffernfolge jedoch erhalten Ntzende der Kreditkarte nur über Online-Zuweisungsverfahren. Wer kein Internet hat oder es nur schwer bedienen kann, kann bei Amazon nicht mehr einkaufen.
Zumindest größere Einkäufe funktionieren auch nicht mehr über die normale EC-Karte. Menschen mit einer oder gar gleich mehreren Behinderungen müssen draußen bleiben. Das ist die derzeit grassierende Form der Diskriminierung aufgrund von Alter, Behinderung oder einfach des Beharrens auf Datenschutz.
Ruft man die jeweilige Hotline an und erreicht nach zahlreichen Warteschleifen und wiederholtem Tastendrücken schließlich mit viel Geduld ung Glück einen leibhaftigen Menschen am anderen Ende der Leitung, dann ist diese Person meist sehr freundlich und hilfsbereit, oft aber selber auch nicht in der Lage, das aktuell auftretende Problem zu lösen. Die zugrundeliegenden Algorithmen können die Beraterinnen und Berater leider auch nicht ändern. Die Semiorinnen und Senioren oder Behinderten bleiben weiterhin draußen.
„Die Maschinen müssen den Menschen dienen und nicht die Menschen den Maschinen“, heißt eine alte Forderung der Techniker. Längst aber ist das absolut umgekehrt. Das Ergebnis nennen diese depperten Menschen dann dämlicherweise auch noch „Künstliche Intelligenz“!

* Franz-Josef Hanke

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