„Es ist ein Wunder, dass wir zusammen sind; wir sind doch so verschieden!“ Mit diesen Worten zitierte Werner Zentner seine Ehefrau Vera Klier.
Gut 50 Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter von Vera Klier hatten sich am Samstag (22. Juli) auf dem Friedhof Rotenberg eingefunden, um der ehemaligen Marburgerin zu gedenken. Nicht nur in Marburg, sondern auch in ihrem zweiten Heimatort Köln hat sie eindrucksvolle Wirkungen hinterlassen. Das erfuhren die Anwesenden bei der Trauerfeier am Samstag (22. Juli) in der Friedhofskapelle Rotenberg.
Gestorben war Klier bereits am Sonntag (18. Juni) in Köln. Zwei Tage später wäre sie 60 Jahre alt geworden. In Köln hatte Anfang Juli auch bereits eine erste Trauerfeier für Klier stattgefunden.
Die letzten zweieinhalb Jahre war sie mit Werner Zentner verheiratet, mit dem sie aber zuvor schon fast 28 Jahre lang lieiert gewesen war. Kennengelernt hatten sich die beiden in Marburg. Nach einem Studienjahr in Mainz war Klier 1984 an die Philipps-Universität gekommen, um ihr Studium in Marburg fortzusetzen.
Sie schloss sich der Grün-Bunt-Alternativen Liste (GBAL) an, der auch Zentner angehörte. Als Präsidentin des Studentenparlaments (StuPa) und Vertreterin des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA) Marburg bei den Basisgruppen sowie im Verband Deutscher Studentenschaften (VDS) prägte die gebürtige Schwalbacherin die studentische Szene in der zweiten Hälfte der 80er Jahre auch bundesweit mit.
Nach dem Abschluss ihres Studiums trat Klier 1991 eine Stelle bei den Evangelischen Studentengemeinden in Köln an. Anschließend arbeitete sie als Geschäftsführerin der BUND-Jugend in Köln. 1996 kehrte Klier nach Marburg zurück, wo sie die Geschäftsführung des Bundes demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi) übernahm.
„Vera hat den BdWi in einer existenziellen Krise aus dem Schlimmsten herausgeführt“, würdigte Prof. Dr. Georg Fülberth bei der Trauerfeier die Verdienste Kliers. Ihr hatte der BdWi mehr als 30 neue Mitglieder zu verdanken. Sie stellte den Verein neu auf und verpasste ihm ein solides organisatorisches Fundament.
Elf Jahre lang prägte Klier als Geschäftsführerin die Geschicke des BdWi, bevor sie 2007 in Köln eine neue Aufgabe beim Deutschen Volkshochschulverband übernahm. Genau zu der Zeit, als ihr eine neue Funktion beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) angeboten wurde, erhielt sie die Diagnose „Krebs“. Darauf entschied sie sich, diesen „Traumjob“ nicht anzutreten, erklärte Fülberth.
Der Marburger Politologe beschrieb Klier als sehr strukturiert und humorvoll. Sie liebte den „Alternativen Karneval“ in Köln und die „Stunksitzung“. Zudem organisierte sie in Kön „Krimi-Dinners“.
32 Jahre lang gehörte sie in Marburg einem Lesekreis an, der politische Literatur gemeinsam durcharbeitete. „Jeden Monat kam sie dafür extra von Köln angereist“, berichtete Fülberth. „Wenn wir einmal nachlässig wurden bei den Terminen, dann hakte sie sofort nach.“
Für diesen politischen Lesekreis habe er sich immer „MMV“ im Kalender vermerkt, erzählte Fülbert. Das stehe für „Männer mit Vera“. Die Gruppe habe nämlich immer aus sechs Männern und Vera bestanden, wobei die Männer zwischenzeitlich durchaus wechselten.
Zu der Trauerfeier in Marburg waren ehemalige Mitstreiterinnen und Mitstreiter der GBAL aus Berlin, Frankfurt, Kassel, Weiterstadt und Wuppertal angereist. Nach der Trauerfeier in der Friedhofskapelle wurde die Urne mit ihrer Asche auf dem Friedhof am Rotenberg beigesetzt. Ehemann Zentner lebt weiterhin in Marburg und gehört seit vielen Jahren auch dem Lesekreis „MMV“ an, der wahrscheinlich im Gedenken und Gedanken an Vera fortgeführt werden dürfte.
* Franz-Josef Hanke