Jazzsommer: „Jazzkantine“ im KFZ Marburg

Albert N´Sanda und Tachi

Die "Jazzkantine" war am Freitag im KFZ Marburg zu hören (Foto: Acelya Simsek)

“Unsere Speisekarte ist voll mit Jazz, Funk, Soul, Disco” und noch vielem mehr. Mit Originalität, Kreativität und Mut zur Mischung begeisterte die “Jazzkantine” am Freitag (14. Juli) im Kulturzentrum KFZ- Marburg.

Ist es Jazz? Ist es Hip- Hop? Oder sind es vielleicht doch Disco Sounds? Wer die “Jazzkantine” vor ihrem Auftritt im KFZ noch nicht kannte, stellte sich womöglich genau diese Fragen. Die Antwort der Band ist simpel: Warum sich für eine Sache entscheiden, wenn man doch einfach alles machen kann!

Die Besonderheit der “Jazzkantine” ist definitiv diese Zusammenführung verschiedener Genres. Plötzlich harmonieren Elemente des Hip-Hop wie die Passagen des Rappers Tachi, mit dem klassischen Rhythmus des Saxophons (Heiner Schmitz). Das technische Können der Band und ihr Fachwissen zu den unterschiedlichen Musikrichtungen macht sich auf jeden Fall bemerkbar!

Besonders die fließenden Übergänge zwischen den Genres von Soul zu Hip-Hop und von Disco zu Jazz waren beeindruckend. Die Gruppe weiß einfach genau, welche Kombination sich gut anhört und hat augenscheinlich keine Angst vor Experimenten.

Das zeigte sich beispielsweise im Song „Respekt“ aus ihrem ersten Album “Jazzkantine”. Hier dominierten die Rap-Einlagen von Tachi, doch die Hip-Hop Elemente zogen sich nicht durch den ganzen Song. Ein rockiges Solo von Gitarrist Tom Bennecke ergänzte die Komposition genauso wie die Jazz-Melodie des Saxophons. 

Auch aus ihrem neuen Album „Discotheque“ spielte die Band einige Titel. Hier überzeugte besonders Soul-Sänger Albert N´Sanda mit dem Song „Wertvoll“. Die sanfte und ruhige Melodie erinnerte an einen leichten Blues. Sänger Albert erklärte, dass es „in jeder Discotheque diesen einen Song zum langsamen Tanzen gibt“. „Wertvoll“ sollte genau so ein Song sein und erreichte sein Ziel ohne Umstände. Sofort bildeten sich Paare zum gemeinsamen Tanzen, während andere sich alleine zur Musik bewegten.

Jeder Musiker hatte außerdem die Möglichkeit, sein Können auch alleine zu zeigen. So gab es teilweise mehrere Solo- Einlagen in einem Song und alle Bandmitglieder feuerten sich gegenseitig an. Gerade das Solo von Saxophonspieler Schmitz war unfassbar beeindruckend. Die Kontrolle über sein Instrument war ebenso erstaunlich wie seine Lungenkapazität.

Heiner Schmitz
Ein beeindruckendes Solo von Heiner Schmitz (Foto: Acelya Simsek)

Entsprechend der unterschiedlichen Musikrichtungen spielte die „Jazzkantine“ eine bunte Mischung an Songs. Neben ihren eigenen Titeln brachte die Band auch Cover-Songs mit auf die Bühne. Eine Jazz-Interpretation von AC/DCs „Highway to Hell“ kam beispielsweise als Zugabe am Ende.

In einigen Liedern kombinierte die Band auch eigene Kompositionen mit Melodien von bekannten Künstlern. „The Hustle“ ist beispielsweise eine kreative Hommage an den gleichnamigen Song von Van McCoy. Die heute noch bekannte Melodie wird von originalen Disco-Pop Einlagen der Band begleitet und ergibt so einen neuen und doch alt-bekannten Klang.

Nur die Songtexte hätten etwas kreativer und abwechslungsreicher sein dürfen. Gerade in den Liedern mit einem stärkeren Hip-Hop Fokus war das bemerkbar. Es ging sehr viel um die gleiche Situation. Eine Frau will etwas von mir, sie ist definitiv meine Traumfrau und ich möchte sie beeindrucken. Dieses kleine Manko fiel bei der guten Musik jedoch nicht zu stark auf. 

Auch die Bühnenpräsenz der „Jazzkantine“ war mitreißend. Während man den Musikern an ihren Instrumenten die Freude am Spiel ansah, tanzten Albert und Tachi zu den Klängen. Das spontane Zusammenspiel zwischen Gitarrist Bennecke und Sänger Albert während des Songs „55555“ war großartig und zeigte nochmals das musikalische Können der Gruppe. 

Mit viel Humor leitete besonders Tachi das Publikum durch den Abend. In einem glitzernden Anzug drehte er sich auf der Bühne und bezeichnete sich selbst als „türkische Discokugel“. Oft richtete er sich mit seinem Mikrofon an die Zuschauer und forderte sie zum Mitsingen auf. Ob nun ein klassisches „Hey, hey, hey“ während seiner Rap-Einlagen oder ein lautes „Highway to Hell“ beim AC/DC Cover. Das Publikum machte alles mit und war Feuer und Flamme. 

Diese lockere Atmosphäre sorgte für eine ausgelassene und spaßige Stimmung, die jeden im Raum mitzog. Das Publikum genoss den Auftritt so sehr, dass schlussendlich sogar zwei Zugaben notwendig waren!

Die „Jazzkantine“ zeigte mit ihrem gelungenen Auftritt, dass Kreativität und Spaß beim musizieren die beste Kombination ist. Die Freude an ihrer Musik war unfassbar mitreißend. Auch wenn nicht jeder Song mein persönliches Highlight war, konnte ich doch nicht anders, als den ganzen Abend mit zu klatschen.

* Acelya Simsek

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