Ein „BOB“ für Marburg soll bis 2030 kommen. Stadt und Stadtwerke haben ihre Planungen für einen Batterieoberleitungsbus BOB vorgestellt.
Wie kann ein klimaverträglicher und leistungsfähiger öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) in Marburg aussehen? Welche Chancen bietet der Einsatz von batteriebetriebenen Oberleitungsbussen (BOB) dabei? Wie könnte der BOB umgesetzt werden?
Welche Herausforderungen gibt es dabei. Über die Planungen des BOB-Systems für Marburg haben Stadt und Stadtwerke bei einem „Infomarkt“ am Mittwoch (10. Mai) im Technologie- und Tagungszentrum (TTZ) informiert.
Bei diesem öffentlichen Infomarkt haben die Stadt Marburg und die Stadtwerke Marburg (SWM) die Planungen für den batteriebetriebenen Oberleitungsbus BOB genauer vorgestellt. Zudem war viel Raum für Informationen, Fragen und Diskussionen rund um den derzeitigen Stand der Planungen für die Stadtbuslinien 7 und 27.
Bereits 2016 hat das Bundesverkehrsministerium im Rahmen der wissenschaftlichen Beratung zur Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie die Teilstudie „Machbarkeitsstudie von HOBusverkehr in Deutschland – am Beispiel Marburg und Trier“ beauftragt. Das Ergebnis war: BOB ist möglich.
Die Ergebnisse wurden 2018 der Stadtverordnetenversammlung (StVV) zur Kenntnis gegeben. Die Stadtverordnetenversammlung hat daraufhin die Stadtwerke beauftragt, ein Planfeststellungsverfahren für den Aufbau eines Hybrid-Oberleitungsbus-Systems (HO-Bus) als Teilstrategie zur Bereitstellung eines emissionsfreien ÖPNV in Marburg einzuleiten.
Nachdem das Bundesverkehrsministerium 2021 zugesagt hatte, dass auch das Plangenehmigungsverfahren mit über 1,5 Millionen Euro gefördert wird, hat die Stadtverordnetenversammlungen 2021 die Stadtwerke beauftragt, dieses Planfeststellungsverfahren durchzuführen. Damit befindet sich die Stadt nach der Machbarkeitsstudie derzeit mit dem Planfeststellungsverfahren in der zweiten Phase der Planung und Entscheidung. Jetzt muss die konkrete, technische Umsetzbarkeit im Detail geprüft werden.
Der Planentwurf soll im Herbst beim Regierungspräsidium eingereicht werden. Erteilt das Regierungspräsidium eine entsprechende Genehmigung, so muss dann über eine tatsächliche, konkrete Umsetzung entschieden werden und die Detailplanung ausgeführt werden.
Mit der Veranstaltung wurde die Öffentlichkeit frühzeitig über den Stand der Überlegungen informiert. Gleichzeitig werden nun die sogenannten „Träger öffentlicher Belange“ um Stellungnahme gebeten.
Die Stadt Marburg hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu sein. „Um das Ziel zu erreichen müssen wir alle an einem Strang ziehen; und wir müssen in verschiedenen Bereichen investieren, Veränderungen anstoßen und die Menschen mitnehmen“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Insbesondere der Bereich Verkehr und Mobilität ist ein wichtiger Baustein – hier müssen Veränderungen her, um die Klimaneutralität auch wirklich zu schaffen.“
Einen wesentlichen Beitrag zum klimaneutralen Marburg wollen Stadt und Stadtwerke über einen klimaverträglichen und leistungsfähigen ÖPNV leisten. „Die Stadtwerke haben bereits 2021 mit der Umstellung von Bussen mit Verbrennungsmotoren auf Busse mit elektrischem Antrieb und Batterien begonnen“, berichtete Bürgermeisterin Nadine Bernshausen.
„Mit dem BOB würden, gegenüber anderen Antriebstechniken, mit dem geringsten Verbrauch an regenerativ erzeugter elektrischer Energie höhere Beförderungsleistungen wirtschaftlich erbracht“, betonte Projektleiter Christoph Rau. „Deshalb lohnt es sich für den Einsatz des BOB in Marburg die baurechtlichen Voraussetzungen mittels eines Planfeststellungsverfahrens zu schaffen.“ Rau ist Geschäftsführer der Stadtwerke Marburg Consult.
„Für BOB ist die Errichtung von Oberleitungen notwendig“, erläuterte Stadtrat Dr. Michael Kopatz. „Die Errichtung dieser Infrastruktur soll nur partiell im Straßenraum erfolgen und auf das zwingend notwendige Bauvolumen beschränkt werden.“
Derzeit laufen die Planungen und die Vorbereitungen des Genehmigungsverfahrens – BOB soll baurechtlich durch einen Planfeststellungsbeschluss des zuständigen Regierungspräsidiums Gießen (RP) genehmigt werden. Die Genehmigungsunterlagen werden derzeit erarbeitet und sollen möglichst im Herbst 2023 eingereicht werden.
Stadtwerke und Stadt hoffen dann auf einen Genehmigungsbescheid im Winter 2024. Die Entscheidung, ob das BOB-Projekt nach Erhalt des Genehmigungsbescheids umgesetzt wird, liegt bei der Stadtverordnetenversammlung der Universitätsstadt Marburg.
Wichtig ist Stadt und Stadtwerken bei den Planungen eine umfassende Information der Bevölkerung. Der Infomarkt war daher so angelegt, dass die Marburgerinnen und Marburger direkt mit den Mitarbeitenden der Stadtwerke und der Stadt und den beauftragten Planungsbüros in den Dialog gehen konnten. An verschiedenen Themenstationen haben sich die rund 120 Teilnehmenden über die Ziele des Vorhabens, den aktuellen Planungsstand sowie den weiteren Verlauf des Planungs- und Genehmigungsprozesses informiert, Fragen und Hinweise mit den Fachexpert:innen diskutiert. Fragen und Hinweise können bis zum 7. Juni auch auf der Beteiligungsplattform der Stadt Marburg unterwww.marburgmachtmit.de/bob eingebracht werden.
* pm: Stadt Marburg