„Bei Benedict Neuenfels wird die Kamera zum Protagonisten.“ Das erklärte Stefan Ruzowitzky bei der Verleihung des 22. Marburger Kamerapreises.
Der Preisträger des Marburger Kamerapreises 2023 ist der Bildgestalter Benedict Neuenfels. Er nahm den mit 5.000 Euro dotierten Preis von Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies und Universitätspräsident Prof. Dr. Thomas Nauss im Cineplex Marburg entgegen.
„Farbe, Licht und Schatten – all diese Elemente können interpretiert werden und tragen zur Bildgestaltung bei“, begründete Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies die Wahl von Neuenfels. „Mit Benedict Neuenfels würdigen wir einen Preisträger, der uns deutlich macht, dass Bildgestaltung mehr ist als das Führen einer Kamera. Egal wie innovativ die Technik ist, so ist es doch immer der sie nutzende Mensch, der neue Spielräume auslotet, um so innovative Ergebnisse zu schaffen.“
Nauss hob hervor: „Die Verleihung des Marburger Kamerapreises an Benedict Neuenfels erinnert auf vielfältige Weise an die entscheidende Bedeutung von Zusammenarbeit. Kollaboration ist nicht nur der Schlüssel für das Gestalten von Filmbildern, sondern auch dafür, die drängenden Krisen unserer Zeit zu bewältigen.“
Da Neuenfels die Bildgestaltung als Teamarbeit versteht, brachte er seine Kollegen, mit denen er teilweise seit bereits 37 Jahren zusammenarbeitet, mit zur Preisverleihung, da dieser Preis auch ihnen gebühre. Die Laudatio auf den Preisträger hielt der österreichische Filmregisseur Stefan Ruzowitzky, mit dem Neuenfels unter anderem die Filme „Die Fälscher“ im Jahr 2007, 2017 „DIE HÖLLE- INFERNO“ und 2021 „HINTERLAND“ gedreht hat.
„Bei Benedict wird die Kamera selbst zum Protagonisten, zum Mitspieler“, sagte Ruzowitzky. Neuenfels zeichne sich dadurch aus, dass er stets überraschen und etwas Neues ausprobieren wolle. „Ihn dir steckt eine große Schaffenskraft und der Wille zur Entdeckung neuer Bilderwelten, an denen du uns teilhaben lässt.“
Die Jury würdigte Neuenfels als Preisträger, „der sich entschieden dafür einsetzt, den Begriff der Bildgestaltung zu profilieren, um darauf hinzuweisen, dass neben der Bedienung der Kamera auch die Bewegungsdramaturgie, die Arbeit mit Licht und Farben und damit das visuelle Erzählen zu den Aufgaben der Bildgestalter*innen und Kinematograf*innen gehört“. Neuenfels bedankte sich für die Auszeichnung durch den Marburger Kamerapreis und betonte, dass Bildsprache eine Sprache sei, die international am meisten verstanden und deswegen auch missbraucht werde. „Gerade in der heutigen digitalen Zeit ist es daher besonders wichtig, dass wir gemeinsam genau hinschauen“, betonte Neuenfels.
Neuenfels studierte bis 1994 an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB). Seine erste Arbeit als Bildgestalter war der 1988 erschienene Spielfilm „Europa und der zweite Apfel“, den er unter der Regie seines Vaters Hans Neuenfels drehte. Danach folgten Filme wie „MORLOCK – DIE VERFLECHTUNG“ 1993 mit Götz George in der Regie von Dominik Graf, „FRAU RETTICH, DIE CZERNI UND ICH mit Martina Gedeck und Iris Berben (1998, Regie: Markus Imboden), HOMEVIDEO mit Jonas Nay und Wotan Wilke Möhring (2011, Regie: Kilian Riedhof), ICH BIN DEIN MENSCH mit Maren Eggert und Dan Stevens (2021, Regie: Maria Schrader) sowie Produktionen aus der TATORT Reihe wie FRAU BU LACHT D 1995 in der Regie von Dominik Graf.
Er drehte mehr als 60 Filme und Serien unterschiedlicher Genres und wurde so zu einem der vielseitigsten Bildgestalter im deutschsprachigen Raum. Für seine ästhetisch ausgesprochen facettenreiche Arbeit wurde Neuenfels bereits mit zahlreichen Filmpreisen ausgezeichnet, unter anderem bekam er sieben Mal den Deutschen Kamerapreis und zweimal den Deutschen Filmpreis für die beste Bildgestaltung.
Die Philipps-Universität und die Universitätsstadt Marburg haben den von Prof. Dr. Malte Hagener, Dr. Martin Jehle und dem Fachdienst Kultur geleiteten und organisierten Marburger Kamerapreis zum 22. Mal vergeben. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert, die Summe wird seit jeher gemeinsam von ARRI und der Sparkasse Marburg-Biedenkopf (SKMB) gestellt.
Die Verleihung fand im Rahmen der 24. „Bild-Kunst Kameragespräche“ statt, die am Donnerstag (4. Mai) mit dem Film „Bilder von anderswo“ eröffnet wurden. Studierende der Philipps-Universität bereiteten im Seminar von Dr. Martin Jehle die Gespräche sowie die Verleihung des Kamerapreises mit vor. So stellten sie beispielsweise Trailer zu den Werken von Benedict Neuenfels zusammen.
Zudem wurde die Verleihung von den Jazzrobots musikalisch begleitet. Weitere Informationen finden sich unter www.marburger-kamerapreis.de.
* pm: Stadt Marburg
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