„Aus dem Osten, aus dem Sinn“ heißt eine neue Theaterproduktion. Aufgeführt wird das Stück im „Affenfelsen“.
Premiere feiert „Aus dem Osten, aus dem Sinn“ in der Regie von Anne Decker am Freitag (14. April) in dem Gebäude Gisselberger Straße 2. Treffpunkt ist das Foyer des Theaters am Schwanhof (TaSch) um 19.30 Uhr. Es handelt sich um eine Koproduktion, die nur für drei Wochen in dem stadtbekannten Marburger Hochhaus zu sehen sein wird.
Das Theater im Plattenbau soll ein semi-authentischer, realitätsnaher Abend voller Fiktion über das Aufwachsen in einem ostdeutschen Plattenbau Anfang der 90er Jahre werden. Christian war vier, als die Mauer fiel. Die DDR und er kennen sich also im Grunde nicht.
Er weiß nichts davon, wie es war, in einer Diktatur zu leben, und auch nichts davon, wie es sich anfühlt, wenn man sich von einer befreit. Er lebt seit Jahren im Westen Deutschlands – in Marburg – und fällt dort nicht weiter auf. Er ist ein durchschnittliches Kind aus Gesamtdeutschland. Oder nicht?
Nein, nicht ganz: Wenn er von seiner Vergangenheit spricht, lässt er einen Teil immer aus. Dabei handelt es sich um das Leben in einem ostdeutschen Plattenbau Anfang der 90er Jahre. Warum?
Das tut er wegen des Stigmas, das das Leben in einem Neubauviertel mit sich bringt? Wegen der Nazis, die ihn durch das Viertel jagten? Oder weil die Erinnerungen an diese Zeit nur noch verschwommen vorhanden sind und eigentlich niemand mehr darüber reden möchte?. In „Aus dem Osten, aus dem Sinn“ nimmt der völlig ausgedachte Schauspieler Christian Simon das Publikum mit in seine Vergangenheit. In einer semi-authentischen realitätsnahen (Haus-) Führung voller Fiktion lässt er Menschen, Begegnungen und Fragen der Wendejahre im Osten Deutschlands wieder auferstehen.
Mit Hilfe des „Affenfelsens“, der als Bühne und Inspiration dient, taucht er ein in die Atmosphäre der Zeitenwende, ruft die Geister der Vergangenheit und bringt sie zum Reden. Sie sprechen darüber, wie sie das „Jahrzehnt der Hoffnung“ erlebt haben, wie sich die Treuhand durch ihr Land arbeitete, wie sie versuchten im neuen System Fuß zu fassen und sich damit konfrontiert sahen, dass ihre Vergangenheit und Geschichte(n) plötzlich von außen beurteilt wurden. Was bleibt in einer geteilten Biografie von Haltungen, Werten und Erfahrungen, wenn die Strukturen, in denen sie sich gebildet haben, plötzlich wegbrechen, und was hat das alles mit einem heranwachsenden Kind gemacht?
„Aus dem Osten, aus dem Sinn“ ist eine Koproduktion zwischen dem Hessischen Landestheater Marburg (HLTM) und dem Team Decker, Hendes & Simon. Das Trio –
bestehend aus der Regisseurin Anne Decker, Autorin Juliane Hendes und Schauspieler Christian Simon – ist im Osten geboren und aufgewachsen.
Der Marburger Plattenbau mit dem Spitznamen „Affenfelsen“ bietet für sie eine authentische Kulisse des ostdeutschen Charms und eine besondere alternative Rezeptionsform über die übliche Theaterbühne hinaus. Das Hochaus als (Bühnen-)Raum schafft die Möglichkeit der räumlichen sowie inhaltlichen Verdichtung, ein Aufeinandertreffen, ins Verhältnis setzen und auch eine Zuspitzung der verschiedenen Erfahrungen wird möglich.
Weitere Aufführungstermine im regulären Verkauf sind Samstag (15. April), Sonntag (16. April), Donnerstag (20. April), Samstag (22. April) und Sonntag (23. April).
* pm: Hessisches Landestheater Marburg