Dem Erpressungsvorwurf gegenüber der „Letzten Generation“ tritt deren Sprecherin Carla Hinrichs vehement entgegen. Sie hat am Dienstag (21. März) eine Klarstellung dazu veröffentlicht.
„Wir haben in der letzten Woche wahrgenommen, dass sich einige Bürgermeister*innnen von unseren Worten erpresst fühlten“, schrieb Hinrichs. „Wir wollen klarstellen: Unser Ziel ist es, die Bundesregierung zur Einhaltung der eigenen Gesetze und zum Schutz unserer Verfassung zu bewegen. Dabei brauchen wir Unterstützung.“
Niemand könne erpresst werden, die eigenen Gesetze einzuhalten. Eine aktuelle Erhebung des ZDF Politbarometers zeigt, dass die Mehrheit der Bevölkerung sich Einigungen zwischen uns und den Städten wünscht.
Das sei auch nur logisch: Niemand hat Freude an Protest, der bewusst den Alltag stört. „Auch wir nicht. Es liegt aber in der Natur von Protesten, dass sie erst beendet werden können, wenn der Mißstand, auf den sie hinweisen, vom Tisch ist“, erklärte Hinrichs.
Der – am Montag (20. März) veröffentlichte – sechste Sachstandsbericht des Weltklimarats zeigt: Der Mißstand ist dramatischer denn je. „Das Zeitfenster, in dem eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle gesichert werden kann, schließt sich rapide.“
Der Experte Niklas Höhne fasste im Vorfeld die Kernaussagen des Berichts zusammen: „Das Szenario ohne Klimaschutz ist keine Option mehr, da wir das als Gesellschaft nicht überleben würden. […] Weder bei den Zielen noch bei der Umsetzung sind wir auf Kurs“
Die Bevölkerung verlange zu Recht, dass die Regierung ihr Leben schützt statt die Profite der fossilen Lobby. Es sei Aufgabe aller Entscheidungsträgerinnnen und Entscheidungsträger, die Politik auf Kurs zu bringen.
„Wenn es zu Einigungen in den Städten kommt, sind wir immer kompromissbereit, denn wir wissen, dass wir nur mit Unterstützung etwas bewegen können“, erklärte Hinrichs. „Inzwischen haben sich die Bürgermeister*innnen in Hannover, Tübingen, Marburg, Greifswald und Lüneburg hinter unsere Forderungen gestellt und die Bundesregierung aufgefordert, einen Gesellschaftsrat einzuberufen.“
Viele weitere Gespräche stehen in den nächsten Tagen und Wochen an. Derweil hält die „Letzte Generation“ an ihrer Protestform fest. Das sollte nicht überraschen.
Ziviler Widerstand sei das effektivste Mittel, um in der kurzen Zeit, die noch bleibt, einen tiefgreifenden Wandel zu bewirken. Er gehört zu einer funktionierenden Demokratie dazu. Ziviler Widerstand ist nach Überzeugung von Hinrichs das, was es jetzt braucht.
„Einige Bürgermeister*innnen hatten uns in den letzten Wochen Erpressung vorgeworfen oder unseren Brief mit Einladung zum Gespräch als Drohung interpretiert“, berichtete Hinrichs. „Wir haben Schreiben an die Bürgermeister*innnen verschickt, uns entschuldigt, dass unser Brief so wahrgenommen werden konnte und unseren Standpunkt klargestellt. Wir hoffen noch auf viele weitere unterstützende Städte und laden weiterhin alle Entscheidungsträger*innnen auf allen Ebenen ein, uns dabei zu unterstützen, für den Schutz des Lebens, der Freiheit und der Grundrechte aller einzustehen.“
* pm: Die Letzte Generation