Erstmals kommt eine afrikanische Gruppe zum KUSS-Festival nach Marburg. Die 26. hessische Kinder und Jugendtheaterwoche findet vom 19. bis 25. März 2023 statt.
Die Gruppe „Kiminso Koncepts“ aus Lagos in Nigeria bietet am Montag (20. März) im Kleinen TaSch un 10 und um 15 Uhr mit ihrem Stück „Kolufu“ eine farbenfrohe Performance für Kinder ab zwei Jahre. dabei geht es um Vielfalt und Freude an Farben. Ohne Worte zeigen die afrikanischen Performer den Kindern den Zauber bunter Tücher und der farbigen Vielfalt des Alltags.
„Ich habe dieses Stück noch nicht selber gesehen“, berichtete Festivalleiter Jürgen Sachs. „Eine Kollegin hat es bei einer Aufführung in Berlin gesehen und war begeistert.“
Dank weiterer Auftritte in Deutschland und einer Esidenz im Ruhrgebiet können die Afrikaner auch nach Marburg kommen. Organisatorisch war das jedoch durchaus ein Kraftakt, verriet Sachs. Seit der Gründungder hessischen Kinder- und Jugendtheaterwoche im Frühjahr 1995 ist der Dramaturg beim Hessischen Landestheater Marburg (HLTM) zugleich Leiter des Festivals.
Eröffnet wird das KUSS-Festival am Sonntag (19. März) um 18 Uhr im Großen TaSch. Gleich im Anschluss an die Eröffnung folgt eine Aufführung der Produktion „Slow Motion – Roller Coaster“ des Theaterhaus-Ensembles Frankfurt für Kinder ab 10 Jahre. Dabei handelt es sich um „Eine Bühnenparty über so was wie den Sinn des Lebens“, heißt es im Programm.
Eine zweite Aufführung dieses Stücks folgt am Montag (20. März) um 11.15 Uhr ebenfalls im Großen TaSch. Am Montagabend präsentiert die freie Theatergruppe Brachvogel und Werling um 19.30 Uhr ebenfalls im Großen TaSch ihre Produktion „Kohlhaas Moral Highground“ frei nach „Michael Kohlhaas“ von Heinrich von Kleist. Darin geht es um Gerechtigkeit und Unrecht, Macht und Ohnmacht sowie Selbstjustiz.
Mit Tanztheater geht es am Dienstag (21. März) weiter. Um 9 Uhr zeigt Céllestine Hennermann im Kleinen TaSch ihr Stück „Gänsehaut und Espenlaub“ für Kinder ab acht Jahre. Aufgeführt wird es von „Hennermanns Horde“ aus Frankfurt.
Ein besonderer Favorit des Festivalleiters ist Christoph Werner vom Puppentheater Halle. „Er ist der beste Puppenspieler, den ich kenne“ schwärmte Sachs. In Kooperation mit dem Werkraum Schöpflin präsentiert das Puppentheater Halle am Dienstag (21. März) um 10 Uhr die Produktion „Lars Angst oder die Rettung des Kreuzfahrtschiffs Völkerfreundschaft“ von Lars Frank.
Erstmals weicht das KUSS-Festival mit dieser Produktion in eine Spielstätte außerhalb des Theaters am Schwanhof (TaSch) aus. Das ursprünglich vorgesehene „Mini-TaSch“ erwies sich als zu eng für diese Produktion, sodass sie nunmehr in der Waggonhalle aufgeführt wird. „Wir haben sowieso ein freundschaftliches Verhältnis zu den anderen Kulturzentren“, erklärte Sachs dazu.
Ein weiterer Favorit von Sachs und seinem Kollegen Michael Pietsch ist „Löwenherzen“ von Nino Haratischwili. Die Inszenierung des Consol Theaters Gelsenkirchen wird am Donnerstag (23. März) um 11.15 Uhr im Großen TaSch aufgeführt. Mit der – in Georgien geborenen – Autorin verbindet das HLTM inzwischen bereits eine mehrjährige Zusammenarbeit.
Ihr neues Stück behandelt das Thema Kinderarbeit und Ausbeutung anhand der Geschichte eines Stoffteddys. Der Teddybär wird von einem Kind hergestellt und dann nach Europa exportiert. Als das Kind ihn nicht mehr habben will, wird der schäbige alte Teddy wieder zurückgeschickt dorthin, wo er einst hergesellt worden war.
Am selben Abend gibt es um 20.30 Uhr im „Mini-Tasch“ eine Aufführung der Performance „Saufen Fechten Heidelberg“ des Jungen Theaters Heidelberg über studentische Verbindungen und Burschenschaften mit anschließender Diskussion. Sie richtet sich an Jugendliche ab 16 Jahre.
„Plötzlich tief im Wald“ landen die Gäste des Festivals am Samstag (25. März) um 16 Uhr bei einem Live-Hörspiel nach der gleichnamigen Erzählung des israelischen Schriftstellers Amos Oz. Das Theater Mummpitz aus Nürnberg präsentiert es ab 16 Uhr im Kleinen TaSch.
Den krönenden Abschluss des Festivals bildet am Samstagabend ab 19.30 Uhr im Großen dann das Stück „Expeditionen ins Tierreich“ vom Vorstadt-Theater Basel frei nach Brehms Tierleben. Vorher wird jedoch noch der Festivalpreis des Freundeskreises Hessisches Landestheater übergeben, den eine Jury aus Kindern und Erwachsenen aus den aufgeführten Produktionen auswählt.
„Hinzu kommen eine Unmenge von Workshops und Gesprächen“, erklärte Sachs. „Da steckt wirklich viel Herzblut drin“, ergänzte Pietsch. Auch der Theaterpädagoge verfügt bereits über eine lange Erfahrung mit dem Festival.
Beide sind erfreut, dass nacch der Zwangspause wegen der Corona-Pandemie inzwischen wieder volle Säle erwartet werden. Gerade für Kinder ist das gemeinschaftliche Erlebnis von Theateraufführungen eine wichtige und möglicherweise sogar prägende Erfahrung. Das KUSS-Festival hält von Sonntag (19. März) bis Samstag (25. März) für jeden Geschmack und jedes Alter ein passendes Stück Wirklichkeit werdender Phantasie bereit.
* Franz-Josef Hanke