Mit der Verleihung der Verdienstmedaille hat die Stadt am Freitag (29. September) eine ihrer höchsten Auszeichnungen vergeben. Damit hat sie die Leistungen von Dr. Franz Kahle und Dr. Kerstin Weinbach im hauptamtlichen Magistrat gewürdigt.
Kahle hatte seine Amtszeit 2001 als Stadtrat begonnen. Seit 2005 war der Grüne Bürgermeister der Universitätsstadt Marburg.
Weinbach blickt auf zwölf Jahre als Stadträtin von Marburg zurück. Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies überreichte beiden die Verdienstmedaillen am späten Abend im Rahmen der Stadtverordnetenversammlung (StVV).
Kahle und Weinbach waren nicht zur Wiederwahl angetreten. Ihre Amtszeit endet am Samstag (30. September).
Das Stadtoberhaupt erinnerte im Namen des Magistrats an den Ausbau der Kindertagesstätten zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf in der Amtszeit von Bürgermeister Kahle. Nicht zuletzt habe er sich dabei für gesundes Aufwachsen eingesetzt und Marburg mit bio-regionalem Essen zum Vorreiter gemacht. Auch die Jugendförderung sowie die Partizipation von Kindern, Jugendlichen, Eltern und der Erzieher habe der scheidende Bürgermeister immer herausragend unterstützt.
„Kaum eine Sitzung des Kinder- und Jugendparlaments hat Franz Kahle versäumt, was auch nicht selbstverständlich ist“, betonte Spies in seiner Würdigung vor der StVV. Kahle habe im Rahmen der Jugendförderung außerdem erfolgreich für die gelungene Entwicklung des Freizeitgeländes im Stadtwald gesorgt.
Zudem stehe der scheidende Bürgermeister dafür, dass er Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und -einsparungen sowie den lokalen Klimaschutz auf die Agenda gesetzt und nicht zuletzt mit der Marburger Solarsatzung auch über die Stadt hinaus weit beachtete Projekte angestoßen habe. Das Stadtoberhaupt würdigte aber auch Kahles Verdienste um die Stadtentwicklung und große Projekte, die Kahle als Baudezernent gemeinsam mit dem ehemaligen Oberbürgermeister Egon Vaupel auf den Weg gebracht und gestaltet hatte.
Als Beispiele dafür nannte Spies die Restrukturierung der Philipps-Universität in der Innenstadt mit einem Planungswettbewerb, die Neugestaltung und Sanierung der Universitätsstraße, die Renaturierung des Lahnufers oder den Masterplan für die Behring-Standorte. Spies überreichte die Medaille mit dem Dank an Kahle für eine „die Universitätsstadt Marburg so wesentliche und gestaltende Laufbahn“.
An den Anfang der Würdigung für die Verdienste seiner bisherigen Magistratskollegin Weinbach stellte der Oberbürgermeister den Einsatz für die Neustrukturierung des Dienstleistungsbetriebs Marburg (DBM). Dank Weinbach sei sich der DBM unter Marburgs Unternehmen seiner sozialen Pflichten wohl am stärksten bewusst. Das gelte gerade auch für Menschen, die auf den Arbeitsmarkt sonst weniger Chancen hätten.
„Für den Kulturbereich hat Kerstin Weinbach eine enorme Erfolgsgeschichte hingelegt“, fuhr Spies mit seinem Dank fort. Sie habe die Förderung der Kultur – insbesondere der Soziokultur – in hohem Maße gesteigert. Alleine das Budget für das KFZ inklusive der Mietkosten von 80.000 Euro auf 450.000 Euro.
Weinbach stehe für die Entwicklung von G-Werk, Waggonhallen-Areal und für das erfolgreiche kulturelle Zusammenwachsen im Erwin-Piscator-Haus (EPH). Sie sei stets für die Musikschule, die KunstWerkStatt und nicht zuletzt für das Hessische Landestheater Marburg eingetreten.
Dabei zeichnete sie sowohl für die Berufung des Intendanten Matthias Faltz als auch der neuen weiblichen Doppelspitze verantwortlich. Weinbach etablierte Themenjahre wie das Grimm-Jahr erfolgreich in Marburg.
Sie habe ihre Aufgabe aber immer auch als eine der Förderung von Frauen, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie der Chancengleichheit verstanden. Dass das Parlament umgekehrt nicht in der Lage gewesen sei, Weinbach die Tätigkeit in Teilzeit auf einer halben Stelle zu ermöglichen, nannte Spies „kein Ruhmesblatt des Hauses. Das war nicht gut“.
Zurück zu den Erfolgen kehrte Spies mit dem Höchststand der Schülerzahlen in Marburg zum Ende der Amtszeit der Stadträtin. „Sie hat gerade auch den Ausbau der Betreuung an den Grundschulen mit Durchsetzungsvermögen entscheidend vorangebracht und die Weiterentwicklung der Beruflichen Schulen geprägt“, hob der Oberbürgermeister hervor.
Auch die Lokale Bildungsplanung gehöre zu den Erfolgsprojekten der SPD-Stadträtin. „Die Schullandschaft in Marburg wäre ohne Kerstin Weinbach nicht das, was sie heute ist“, betonte Spies bei der Verleihung der Verdienstmedaille.
Kahle bedankte sich anschließend im Stadtparlament für „eine spannende und schöne Zeit“, für „streitige und lustige Debatten“ sowie „für eine konstruktive Zusammenarbeit“. „Mir hat es jedenfalls Spaß gemacht“, blickte er auf seine Amtszeit als Bürgermeister zurück und betonte: „Wer austeilt, darf auch selbst nicht zu mimosenhaft sein. Aber am Ende sollte es immer möglich sein, wieder zusammen ein Bier zu trinken“.
Kahle appellierte an alle, für die Parteiendemokratie zu werben und gemeinsam Lösungen zu suchen. „Viele Verdienste wären ohne das Parlament gar nicht zu machen“, hob auch Weinbach in ihren Dankesworten hervor.
Stadtverordnetenvorsteherin Marianne Wölk gab am Freitagabend die Anerkennung zurück. Den beiden ausscheidenden Magistratsmitgliedern dankte sie zum Abschluss für ihre „klugen und kompetenten Leistungen“.
Kahle hatte vor seiner hauptamtlichen Tätigkeit von 1990 bis 2001 selbst als ehrenamtliches Mitglied der Stadtverordnetenversammlung angehört. Als Bürgermeister war er die meiste Zeit für die Bereich Planen, Bauen, Umwelt sowie Kinder, Jugend und Familie zuständig.
Weinbach war vor ihrem Amtsantritt als Stadträtin seit 2001 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung. Seit 2005 verantwortete sie als Stadträtin die Bereiche Schule, Bildung, Kultur und Freizeit sowie in den ersten Jahren auch den Schwerpunkt Soziales.
* pm: Stadt Marburg