Selten war das Publikum des Hessischen Landestheaters Marburg so begeistert wie am Samstag (30. September). Wahre Beifallsstürme erntete die Premiere von „Monty Python’s Spamalot“.
Der scheidende Intendant Matthias Faltz hatte das Musical von Eric Idle und John du Prez im Erwin-Piscator-Haus (EPH) auf die Bühne gebracht. Dem achtköpfigen Schauspielerensemble standen acht Musiker sowie sieben Tänzerinnen und Tänzer zur Seite.
Herausgekommen ist ein urkomisches Spektakel des schrägen Humors mit vielen Albernheiten und vereinzelten hintersinnigen Anspielungen auf Marburg und die aktuelle politische Landschaft in Deutschland. Leider gingen besonders zu Beginn einige Pointen wegen der schlechten Akustik und einer nicht optimalen Abstimmung von Musik und Dialogen sowie ungenauer Deklamation der Schauspieler unter. Im weiteren Verlauf fanden die meisten Darsteller jedoch zu ihrer Höchstform und schossen die Pointen mit der nötigen Lautstärke und dem richtigen Timing gekonnt ab.
Besonders herausragend war dabei Karlheinz Schmitt in der Rolle des Königs Artus. Aber auch optisch machte der spindeldürre Zwei-Meter-Mann eine witzige Figur.
Neben ihm begeisterte vor Allem Franziska Knetsch als „Die Fee vom See“ durch beeindruckende Sangeskünste und sehr viel komisches Talent. Mühelos gelang es ihr, ein Lied ergreifend vorzutragen und das Publikum beim nächsten Song dann wieder durch eine ironische und vereinzelt sogar quäkige Vortragsweise zu erheitern.
Aber auch die meisten anderen Darsteller überzeugten durch Witz und Schauspielkunst. Ebenso glänzten die Musiker, deren Professionalität höchstens noch durch die Tänzerinnen und Tänzer übertroffen wurde.
Spaß machten neben den schrägen Gags der britischen Komikertruppe „Monty Python“ auch einige Anspielungen der Inszenierung auf die aktuelle Politik sowie auf Marburg. So erklärte Artus, der das Hufgeklapper eines Gauls mit einer Kokosnuss nachahmte, den Umstehenden, er sei der König der Briten. Auf die Frage, wer „die Briten“ seien, antwortete er: „Alle hier im Raum bis zum Exit, dem Ausgang“.
Ein „Broadway-Musical“ soll Artus in Marburg auf die Bühne bringen. Dann wird das Theater beschrieben, das sich in einem ehemaligen Offizierskasino der Bundeswwehr befindet. Auch die erneuerte Stadthalle mit dem neuen Namen „Erwin-Piscator-Haus“ bekommt ganz nebenbei ihr Fett weg.
Artus fühlt sich überfordert. Doch „Die Fee am See“, die ihm sein Schwert gegeben hat, macht ihm Mut.
Gemeinsam mit seinen Rittern sucht Artus den „Heiligen Gral“. Den Auftrag dazu erteilt ihm Gott, der oben unter der Saaldecke in einer Wolke schwebt, mit der Stimme des früheren Marburger Oberbürgermeisters Egon Vaupel.
Doch weiß keiner, was ein „Gral“ überhaupt ist. So halten einige ein klingelndes Handy für den Gral oder die Qual oder was auch immer.
Die Geschichte spielt irgendwann im 9. Jahrhundert. Doch hält sie sich weder an historische Rahmenbedingungen noch an irgendwelche anderen Regeln. Erlaubt ist, was Spaß macht; und das ist meistens einfach nur komisch.
Ein Prinz soll eine reiche Prinzessin heiraten. Doch er verliebt sich in den Ritter, der die Prinzessin befreien soll. Am Ende freut sich das schwule Paar, dass es „in tausend Jahren auch heiraten“ darf.
Noch mehr gefreut haben sich am Ende der Premiere alle Beteiligten über langanhaltenden Applaus, Füßetrampeln und begeisterte Pfiffe. Als Zugabe spielten die Musiker noch einmal den Hit „Always looking on the bride Side of Life“ an, zu dem das Publikum zuvor bereits lebhaft mitgesungen und mitgeklatscht hatte. Mehr Begeisterung hat kaum je ein Stück des Hessischen Landestheaters ausgelöst.
* Franz-Josef Hanke