Restaurants in historischen Bauten hat Marburg in beachtlicher Zahl. Eins davon ist die „Hostaria del Castello“ am Obermarkt.
Das Fachwerkhaus „Markt 19“ ist mehr als 450 Jahre alt. Im Obergeschoss dieses Gebäudes schräg gegenüber vom Steinernen Haus mit der Kult-Kneipe „Hinkelstein“ im Keller befindet sich eins von Marburgs besten italienischen Speiselokalen. Vor allem Nudelgerichte habe ich dort immer sehr gern genossen.
Über eine lange gerade Treppe steigt man von der Mainzer Gasse am Obermarkt aus aufwärts ins erste Obergeschoss. Dort wendet man sich nach rechts in einen Gang, der zum größeren der beiden Gasträume führt. Der kleinere Gastraum befindet sich dann hinter einem Durchgang an der Gebäudefront zum Marktplatz ungefähr oberhalb der Treppe, über die man hinaufgestiegen ist.
Zahlreiche Stützbalken mitten im Raum sowie Trägerbalken an der decke der Gasträume legen die Fachwerkbauweise des historischen Hauses frei. Stofftischdecken und Platzdeckchen tragen zusätzlich zum gediegenen Ambiente des italienischen Restaurants bei. So habe ich die „Hostaria“ in Erinnerung, die ich wegen der langen Treppe jedoch seit längerer Zeit nicht mehr aufgesucht habe.
Erstmals war ich dort mit einem Kommilitonen gewesen. Den damaligen Wirt kannte er aus einem Judo-Kurs. Ricardo hatte ihm von der Schwierigkeit berichtet, in Marburg Zutaten zu finden, die seinen Ansprüchen an Frische und italienische Sonnenreife genügen konnten.
Später hatte mich der damalige Juso-Funktionär Dieter Deiseroth in die „Hostaria“ eingeladen. Der seinerzeitige Anwalt und spätere Richter am Bundesverwaltungsgericht ist 2019 leider verstorben. Zahlreiche bahnbrechende Urteile haben die Begegnung in der „>Hostaria“, die auf vorherige Treffen bei Aktionsplanungen zu Friedensaktivitäten sowie gemeinsame Zugfahrten von Frankfurt bis Gießen gefolgt war, immer wieder erneuert und dadurch immer tiefer in mein Gedächtnis eingebrannt.
Einmal war ich auch zur Weihnachtszeit in der „Hostaria“. Ein illuminierter Tannenbaum stand am Ende des Ganges, durch den man zum Gastraum gelangt. Zwischen italienische Weihnachtslieder mischte der Wirt auch englische, französische und deutsche sowie ruhige Popmusiktitel in die leise Hintergrundmusik.
Ein Treffen von Blinden und Sehbehinderten sowie zahlreiche Besuche mit Bekannten haben mir die „Hostaria del Castello“ immer in positiver Erinnerung gehalten. „Pizza Pane“ vor den obligatorischen „Pasta“ wie vorzugsweise „Tortelini a la Panna“ war meine Standardbestellung dort. Das Personal war aufmerksam und das Essen überaus schmackhaft.
Irgendwann in den 80er Jahren hat die „Hostaria“ zusätzlich auch Hotelzimmer eingerichtet. Neben dem historischen „Gasthof zur Sonne“ zwei Häuser unterhalb war die „Hostaria“ damit das einzige der insgesamt neun Lokale rund um den historischen Marktplatz, das auch Übernachtungen anbietet. Betreiberin ist inzwischen Donatella Monzi.
Den italienischen Namen „Hostaria del Castello“ könnte man mit „Gasthof zum Schloss“ übersetzen. Vom historischen Marktplatz aus gesehen liegt das Hotel „Hostaria del Castello“ ja auch rechts am Weg die Mainzer Gasse, die Ritterstraße und die Landgraf-Philipp-Straße hinauf zum historischen Landgrafenschloss. Zudem zählt es – sicherlich nicht nur für mich – auch zu den legendären Lokalen in Marburg.
* Franz-Josef Hanke
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