Am Sonntag (9. Oktober) fand der festliche Einführungsgottesdienst für den neuen Dekan Dr. Burkhard von Dörnberg statt. In der Lutherischen Pfarrkirche hatten sich zu diesem Anlass 300 Besucherinnen und Besucher versammelt.
Seinen Dienst angetreten hat von Dörnberg offiziell bereits am Donnerstag (1. September). Der Geistliche machte bei seiner Predigt bereits seine Visionen für die Zukunft der Kirche klar.
„So viel Gutes ist zu tun.“, predigte von Dörnberg. „Und es gibt so viele gute Ideen. Aber jedes Mal spürt man auch die Angst, es nicht zu schaffen. Was, wenn die Jünger, von Jesus ausgesandt, sein Wort zu verkünden und den Menschen Hoffnung zu bringen, auf diese Angst gehört hätten? ‚Mann, was hätten wir verpasst!‘“
Von Dörnberg nutzte die Predigt in seinem Einführungsgottesdienst, um Stimmung im besten Sinne zu machen. In der Bibel gebe es eine Geschichte nach der anderen, die vom Aufbrechen erzählt. Und aufbrechen ist genau das, was er als Auftrag an sich und an die Kirche sieht, gerade in schwierigen Zeiten.
Die Predigt fand dabei wie üblicherweise nicht auf einer Kanzel statt. In einer gespielten Szene mit Propst Dr. Volker Mantey packte von Dörnberg Umzugskisten auf einen Tisch in der Lutherischen Pfarrkirche und versinnbildlichte seine Ankunft in der Universitätsstadt und seinem Amt.
Das Haus am Rotenberg wird derzeit noch renoviert und von Dörnberg ist gezwungen, zwischen seinem Zimmer in der ESG am Ortenberg und seinem vorherigen Dienstsitz, der Gemeinde Issigheim bei Hanau zu pendeln. Wo ist denn nur die CD mit dem Lied, das er sucht? Irgendwann endlich gefunden, erweist sie sich als hinüber. Dann intoniert eben der Projektchor „Weites Land“ von Thorsten Waap, das für den neuen Dekan eine ganz besondere Bedeutung hat.
Es geht um die Zukunft der Menschen und der Kirche, die den Menschen dienen soll. „Jesus will eine gute Zukunft“, lautet die Botschaft für von Dörnberg. Und: „Fürchte Dich nicht!“
Diese Botschaft sollten bereits die Jünger weitertragen und das sei von Beginn an der Auftrag gewesen und heute weiterhin von Bedeutung. „Das ist es, was Kirche so wertvoll macht: Dass sie an das Heil erinnert, das auf uns wartet, dass sie dieses Heil tatkräftig weitergibt“, sagte der neue Dekan.
Sei es durch die diakonische Arbeit, sei es durch heilvolle Worte in der Seelsorge, die Kirche der Zukunft soll genau diese Botschaft aufs Neue vermitteln. Dabei soll sie auch neue Wege gehen.
Dass die nötig sind, betonte auch Propst Mantey in seiner Begrüßung. „Die Kirche hat’s nicht leicht“, lautete sein Stoßseufzer zu Beginn. Egal, ob es die vergangenen Jahre unter Corona mit ihren Lockdowns waren, ob es der aktuelle Krieg in der Ukraine oder die Energiekrise ist.
„Für die Öffentlichkeit ist bisweilen nicht mehr erkennbar, wofür die Kirche eigentlich steht“, sagte Mantey. Menschen würden nach differenzierteren Formen von Zugehörigkeit suchen. Die Leute werden weniger, das Geld werde knapper.
Aber die Kirche sei auch nicht dazu da, dass sie es leicht habe. Und mit Burkhard von Dörnberg komme jemand nach Marburg, dem es wichtig sei, „neue Wege zu gehen und alte Wege wertzuschätzen“, wie es der Propst formulierte.
Von Dörnberg kenne Marburg bereits gut, er hat während seines Studiums und in der Zeit seines Vikariats an der Elisabethkirche hier gelebt. Musikalisch ist er seit dieser Zeit fest in der Universitätsstadt verankert, nämlich als Mitglied des Bläserquintetts „IG Blech“.
Er sei einer, der vom Garagendach predige, aber genauso klassische Musik liebe. „Einer, der gern etwas ausprobiert, solange es sich theologisch gut fundieren lässt.“
Das eigene theologische Fundament hat er sich im Studium und in verschiedenen beruflichen Stationen von Bethel über Cambridge bis in die Gemeinde Issigheim erarbeitet. Dort hat er die letzten 14 Jahre verbracht. Und genossen, ein Pfarrer „vom alten Schlag“ zu sein, wie er selbst sagt: nah bei den Menschen, ohne eine strikte Trennung von Beruf und Privatleben.
Die Liebe zur Musik verbindet ihn indes mit seinem Amtsvorgänger und Namensvetter Burkhard zur Nieden. Die Marburgerinnen und Marburger müssen sich nur einen neuen Nachnamen merken, scherzte Propst Mantey. „Ansonsten wird aber so manches anders sein.“
Aus seiner ehemaligen Gemeinde waren Sänger mit angereist, die im Projektchor mit Nils Kuppe mitwirkten. Zusätzlich gestaltete der Posaunenchor unter der Leitung von Karin Elbrechter den Gottesdienst musikalisch mit, ebenso wie Landeskirchenmusikdirektor Uwe Maibaum am Klavier und Ka Young Lee an der Orgel.
Grußworte – „begeisternd kurzweilig“, so von Dörnberg – sprachen Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies für die Bürgermeister des Kirchenkreises, Diakoniepfarrer Sven Kepper für das Diakonische Werk Marburg-Biedenkopf, Dr. Matthias Franz für den benachbarten Kirchenkreis Kirchhain sowie Katja Simon, Monika Bunk und Professor Dr. Bilal El-Zayat für den „Runden Tisch der Religionen“.
Im Anschluss an den Gottesdienst fand ein Beisammensein auf dem Lutherischen Kirchhof statt. Die Evangelische Jugend Marburg hatte für die Verpflegung samt Cocktails gesorgt und viele Menschen nutzten die Möglichkeit, ihren neuen Dekan persönlich kennenzulernen.
*pm: Kirchenkreis Marburg