Eine Delegation des japanischen Forschungsinstituts „International Longevity Center Japan“ hat Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies am Mittwoch (23. August) im Beratungszentrum mit integriertem Pflegestützpunkt (BiP) am Rudolphsplatz begrüßt. Die Gäste sind im Auftrag des japanischen Gesundheitsministeriums in Marburg.
Ihr Ziel war, das landesweit einmalige Kooperationsmodell aus Stadt, Landkreis, Freiwilligenagentur, Alzheimer-Gesellschaft und Verein für Selbstbestimmung und Betreuung (SuB) kennenzulernen. „Das BiP ist ein Erfolgsprojekt, denn es bündelt die Vielfalt unterschiedlicher Träger an zentralem Ort in Marburg“, sagte Spies. „Dass die Beratungsangebote von Haupt- wie Ehrenamtlichen und auch der Selbsthilfe über Marburg hinaus und sogar international von Interesse sind, freut uns natürlich sehr.“
Shinichi Ogami vom „International Longevity Center Japan“ bedankte sich für „diese wunderbare Gelegenheit“. Im Auftrag des japanischen Gesundheitsministeriums suche die Delegation in einem Forschungsprojekt den „optimalen Weg, älteren und pflegebedürftigen Menschen das Leben im vertrauten Umfeld“ zu ermöglichen.
Im Gespräch der achtköpfigen Delegation mit den Gastgebern standen dann auch Fragen nach der Zusammenarbeit zwischen Verwaltungskräften, freien Trägern und Ehrenamtlichen im Mittelpunkt. Dolmetscherin Keiko Yoshida ermöglichte die Verständigung.
Spies lobte den respektvollen Umgang mit älteren Menschen, der in Asien und speziell in Japan üblich sei. „Von dieser Würdigung der Lebensleistung können wir noch etwas lernen“, würdigte das Stadtoberhaupt die Kultur der Gäste.
„Unser japanisches Pflegeversicherungssystem orientiert sich am deutschen Modell; insofern können wir hier von einem älteren Bruder sprechen“, erklärte Ogami, der den Eindruck von Spies bestätigte und zugleich auf einen zentralen Unterschied hinwies: „In Japan engagieren sich wenige Menschen ehrenamtlich im sozialen Bereich. Wir möchten auf unserem Besuch auch lernen, wie das hier funktioniert.“
Nachfragen zur Qualifikation der Mitarbeitenden im BiP beantwortete Dr. Petra Engel von der städtischen Stabstelle Altenplanung. Im Vergleich zu Japan, wo staatliche Bedienstete immer Beamtinnen und Beamten mit dem Schwerpunkt auf juristische und Verwaltungsfragen seien, beschäftige die Stadt auch Expertinnen und Experten für Fragen des Alters. „Im Studienfach Gerontologie wird ein interdisziplinärer Ansatz verfolgt, der viele Themen zusammenbringt und von dem wir hier profitieren“, erläuterte Engel.
Die japanische Delegation besteht aus sozialwissenschaftlich Forschenden sowie Experten aus der Pflege und Altenhilfe. Sie nehmen an einem Studienprojekt zu Pflegebedürftigkeit und formeller sowie informeller Versorgung für ein produktives Leben älterer Menschen teil.
Im Gespräch mit den Experten vor Ort standen insbesondere Fragen zur Selbsthilfe und Selbständigkeit älterer und pflegebedürftiger Menschen im Mittelpunkt. Hier leistet das BiP gemeinsam mit Netzwerkpartnern mit seiner kostenlosen und neutralen Beratung einen „beispielhaften und sehr erfolgreichen Beitrag zu einem guten und selbstbestimmten Leben“, erklärte Spies.
* pm: Stadt Marburg