An Dachbegrünung gedacht: Stadt fördert Eigentümer mit Zuschuss

Als wichtiges Element des Klimaschutzes fördert die Universitätsstadt Marburg nun Gründächer. Auf das Marburger Gründachkataster folgt nun das Zuschussprogramm „Marburgs grüne Dächer“.
Eigentümer von Gebäuden können bis Sonntag (15. Oktober) einen Antrag auf Zuschuss zur Dachbegrünung bei der Universitätsstadt Marburg stellen. Gefördert werden Neubauten ebenso wie Nachrüstungen vorhandener Dächer auf Wohn- und Gewerbegebäuden sowie Garagen und Carports.
Zuschussfähig sind alle Kosten, die durch die Begrünung eines Dachs ab der Oberkante der Abdichtung entstehen. Erstattet werden bis zu 50 Prozent der zuschussfähigen Kosten bis zu einem Maximalbetrag von 5.000 Euro pro Grundstück und Person. Die Stadt stellt für das neue Zuschussprogramm 50.000 Euro Haushaltsmittel bereit.
Als Pilotprojekt wurden im Zuge einer Sanierung die Dächer von drei Garagen der GeWoBau Marburg an der Sudetenstraße begrünt. Dafür gab die Universitätsstadt einen Zuschuss.
Die Kosten belaufen sich auf etwa 8.200 Euro. 5.200 davon entstanden für die Begrünung, der Rest für die ohnehin notwendige Sanierung. Das Dach ist mit Sedumpflanzen bedeckt, die auch trockene Perioden gut überstehen, sich nach und nach komplett ausbreiten werden und in verschiedenen Farben und Blüten das Garagendach auch optisch ansprechender machen.
„Wir möchten heute ein Projekt vorstellen, das uns sehr am Herzen liegt“, betonte Bürgermeister Dr. Franz Kahle bei einer Besichtigung vor Ort. Mit dabei waren Marion Kühn vom Fachdienst Klimaschutz, Stadtgrün und Friedhöfe, der Klimamanager Achim Siehl vom gleichen Fachdienst sowie Rüdiger Bergmann von der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft GeWoBau.
„Mit dem Gründachkataster und der finanziellen Förderung will die Stadt die Vorteile von begrünten Dächern stärker ins Bewusstsein der Marburger Bürgerinnen und Bürger bringen“, erklärte Kahle. Sie erfreuen Bienen, sind gut fürs Klima, schützen bei Starkregen, laden zum Verweilen ein, halten lange und sparen Geld.
Zu den zahlreichen positiven Aspekten begrünter Dächer für den Klimaschutz zähle auch die Verbesserung des Mikro- und Stadtklimas durch die Verdunstungskälte sowie die Bindung von Kohlendioxid und Feinstaub. Zudem betreiben Besitzer mit der Errichtung eines Gründaches aktiven Hochwasserschutz: Bis zu 80 Prozent des Jahresniederschlags kann dort zurückgehalten werden.
Was das konkret bedeutet, rechnete Bergmann vor: Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge in Marburg beträgt 660 Liter pro Quadratmeter. Halte ein 50 Quadratmeter großes begrüntes Garagendach nur die Hälfte dieses Regenwassers zurück, entspräche das bereits über 16.500 Litern.
„Das sind mehr als 2000 Gießkannen“, machte er deutlich. „Ein Gründach hat auch eine hohe Biotopfunktion“, sagte Kühn. Es biete einer Vielzahl von Kleinstlebewesen einen Lebensraum.
Wie die Artenvielfalt von einer Dachbegrünung profitieren kann, haben Untersuchungen in Neubrandenburg und Berlin gezeigt. Dort wurden mehr als 50 verschiedene Honig- und Wildbienenarten auf Gründächern gezählt.
In Basel hat man auf einem einzigen Gründach 79 Insekten- und 40 Spinnenarten nachgewiesen. Darunter waren auch viele gefährdete Arten.
„Aber es geht nicht nur um den Klima-, Hochwasser- und Naturschutz“, erklärte der Bürgermeister weiter. Gründächer böten auch weitere Vorteile, die für Hauseigentümer interessant seien.
„Neben der optischen Aufwertung eines Hauses kann das Dach unter Umständen als Gartenersatz oder -ergänzung genutzt werden“, berichtete Siehl. Für ein begrüntes Dach gilt als teilversiegelte Fläche zudem ein reduzierter Abwassergebührensatz. Die Lebensdauer eines Gründachs ist im Vergleich zu einem bekiesten Flachdach etwa doppelt so lang.
Interessant ist auch die Kombination einer Dachbegrünung mit einer Photovoltaikanlage: Der kühlende Effekt der Bepflanzung steigert den Wirkungsgrad der PV-Anlage. Wegen der dämmenden Funktion komme für ein Gründach zudem eine Förderung im Zusammenhang der energetischen Sanierung in Frage, ergänzte Kühn.
Weiterführende Informationen über Statik und Lastreserven eines Dachs können Immobilienbesitzern bei Architekt, Statikern oder erfahrenen Dachdeckerbetrieben erhalten. Bei der Planung und dem Aufbau des Gründachs können Landschaftsgärtner unterstützen, die auf Dachbegrünung spezialisiert sind. Die Dachdichtung und Wärmedämmung übernimmt meistens ein Dachdecker.
Weitere Informationen zum Zuschussprogramm „Marburgs grüne Dächer“ gibt es im Internet unter www.klimaschutz-marburg.de.

* pm: Stadt Marburg

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