Eine gespendete Niere schenkt wertvolle Lebenszeit. Die siebte Radtour für Organspende führte am Samstag (2. Juli) von Marburg nach Kirchhain.
Ein Mensch, der sich für eine Organspende entschieden hat, kann bis zu sieben Leben retten. Eines dieser Leben ist das von Monika Bäcker vom Förderverein Organspende, die seit 37 Jahren mit einer gespendeten Niere lebt. Gemeinsam mit 50 weiteren Radlerinnen und Radlern war sie am Samstag (2. Juli) Teilnehmerin der Radtour für Organspende von Marburg nach Kirchhain.
Gut sichtbar machten sie damit auf ein lebensrettendes Thema aufmerksam. „Eine große Mehrheit der Menschen in Deutschland steht einer Organspende positiv gegenüber“, , erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Allerdings tragen viele von ihnen keinen Organspendeausweis mit sich.“
Als Notarzt hat Spies sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Nach seinen Angaben gibt es „viele Menschen, die sich mit dem Thema Organspende nie beschäftigt haben und schlicht deshalb bislang keine Entscheidung darüber getroffen haben. Deswegen ist es sehr wichtig, dass wir in der Öffentlichkeit immer wieder auf dieses wichtige Thema aufmerksam machen.“
Spies und der Kreisbeigeordnete Roland Petri dankten dem Förderverein Organspende dafür, dass er immer wieder das Thema in den Fokus rückt. Die siebte Auflage der Radtour für Organspende von Marburg nach Kirchhain, die der Förderverein organisiert hat, wird unterstützt vom Landkreis Marburg-Biedenkopf und der Universitätsstadt Marburg.
„Wir freuen uns, wenn der Förderverein heute viele Menschen erreicht, damit sie sich mit dem Thema beschäftigen – und vielleicht auch einen Organspendeausweis mit nach Hause nehmen und nach wohlüberlegter Entscheidung ausfüllen und mit sich tragen“, sagte Petri bei der Begrüßung der Radfahrenden auf dem Marktplatz. „Wer sich für eine Organspende entscheidet, gibt ein Stück von sich weiter und schenkt Jahre, Jahrzehnte des Weiterlebens“, verdeutlichte Spies. Nicht wenige Menschen sterben, während sie auf ein Organ warten.
Monika Bäcker vom Förderverein Organspende lebt dank einer Nierenspende. Sie organisiert die Radtour gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Vereins. Bisher wurden ihr 37 Lebensjahre geschenkt.
Auch andere Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Radtour hatten Schilder dabei mit großen Zahlen – den Lebensjahren, die sie dank eines gespendeten Organs seither erhalten haben. „Mit einem Organspendeausweis kann man übrigens auch entscheiden und festhalten, dass man keine Organe spenden muss“, betonte sie. „Die Entscheidung ist die Hauptsache.“
Die Zahl der Organspenden ist laut Bäcker in der Zeit von Januar bis Mai 2022 deutlich zurückgegangen: Rund 23 Prozent weniger Organe seien in Deutschland im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gespendet worden.
In Deutschlang wurden 2021 insgesamt 2.979 Organe transplantiert, es gab 933 postmortale Organspender. Am Uniklinikum in Marburg gab es im vergangenen Jahr sieben Organspender.
Das Ziel der „Radtour für Organspende“ ist, die Bevölkerung auf das Thema aufmerksam zu machen sowie sie über Organspende und -transplantation zu informieren und aufzuklären. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) gaben zuletzt 2020 in einer Befragung 82 Prozent der Menschen an, generell eine eher positive Einstellung zur Organ- und Gewebespende zu haben. 62 Prozent gaben an, dass sie eine persönliche Entscheidung für oder gegen eine Spende getroffen haben.
Nur 44 Prozent haben ihre Entscheidung auch dokumentiert. Laut BZgA ist der Organspendeausweis die am häufigsten genutzte Möglichkeit, die persönliche Entscheidung für oder gegen eine Organspende zu dokumentieren. Fast die Hälfte der Personen, die bislang noch keine Entscheidung getroffen haben, begründen das damit, sich bisher zu wenig mit der Frage beschäftigt zu haben.
Damit mehr Menschen sich mit der Frage beschäftigen, gibt es nicht nur eine Radtour, sondern auch Informationsstände entlang der Route. Los ging es am Samstag (2. Juli) am PHV Dialysezentrum in Cappel, zunächst zum Marktplatz in Marburg. Dort gab es etwa Infostände des Vereins Lebertransplantierte Deutschland. Weiter ging es dann nach Wehrda, wo Menschen an weiteren Infostände mehr zum lebensrettenden Thema erfuhren. Ziel der Radtour war schließlich die Dialysepraxis Dr. Küllmer/Trebst in Kirchhain.
Mit 7.388 Patientinnen und Patienten warten die meisten, die auf der Warteliste für ein Spenderorgan stehen, auf eine Nierentransplantation. Einige hoffen auf eine kombinierte Transplantation von mehreren Organen.
2020 wurden etwa 4.900 Personen neu auf die Warteliste aufgenommen. 767 Menschen auf der Warteliste sind 2020 verstorben.
2020 gab es in Deutschland 913 postmortale Organspender*innen. Das waren 19 weniger als im Vorjahr.
2017 gab es bundesweit 797 Menschen, die nach ihrem Tod Organe gespendet haben. Das war der niedrigste Stand seit 20 Jahren.
* pm: Stadt Marburg