Ein 3D-Modell macht das Kunstmuseum ertastbar. Dadurch soll das Gebäude auch für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen attraktiv werden.
Der 3D-Druck aus Kunststoff ist eine detailgetreue Miniaturnachbildung des Kunstmuseums an der Biegenstraße. Selbst die kleinen Giebel, Fenster und Fassadendekorationen sind darauf zu erkennen oder zu ertasten.
Zusammen mit dem Blinden- und Sehbehindertenbund in Hessen (BSBH) und der Deutschen Blindenstudienanstalt (BliSTa) hat das Marburger Kunstmuseum eine Führung für sehbehinderte oder seheingeschränkte Menschen entwickelt. Dabei steht vor allem die Architektur des Gebäudes im Vordergrund.
Das Kunstmuseum wurde in den 20er Jahren erbaut und 1927 eingeweiht, erklärte die Kunstpädagogin Samira Idrisu. Entworfen wurde es von dem Architekten Hubert Lütcke, der seinen Auftraggebern zuerst beweisen musste, dass er zur Errichtung eines solchen „Prestige-Baus“ überhaupt in der Lage sei. Das ist wohl gelungen, denn er konnte „wirklich bis in die Fingerspitzen hinein dieses Gebäude durchgestalten“, ergänzte Idrisu.
Gerade der „Zackenstil“ wurde dabei zu Lütckes Markenzeichen. An der Fassade und in den Innenräumen kann man dieses Zackenmuster überall wiederfinden. Auf diese Zacken wird während der Führung auch besonders aufmerksam gemacht, da sie gut zu ertasten sind.
Auf dem Innenhof in der Mitte des Kunstmuseums steht ein kleiner Springbrunnen, auch er ist auf dem Miniaturmodell nachgestaltet. Ein weiteres Tastmodell stellt einen Giebel dar, der sich in fünf Metern Höhe an der Fassade befindet. Er zeigt das Wappen der Gemeinde Frankenberg, die die Errichtung des Gebäudes unterstützte. Der Giebel wird dank des Modells auch erreichbarer für alle, die keine Seheinschränkungen haben. Vom Boden aus ist er nämlich nur schwer zu erkennen.
Aber auch die ausgestellte Kunst soll für Sehbehinderte zugänglicher gemacht werden. Durch inklusive Audio-Guides kann man sich sowohl die Geschichte und die Daten der Gemälde als auch eine genaue Bildbeschreibung anhören.
Im Kunstmuseum ausgestellt sind viele namhafte Künstler. Darunter sind Paul Klee, Käthe Kollwitz, Ludwig Knaus und Franz Carl Spitzweg. Auch Werke von Künstlern aus der Region – wie Otto Ubbelohde, Fritz Klingelhöfer und Carl Bantzer – finden sich dort.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Kunst der 20er Jahre, da in dieser Zeit das Museum errichtet wurde, und viele Künstler zur Eröffnung ihre Werke verschenkten. Auch die damals zeitgenössische Sammlung des Kunstgeschichtsprofessors Richard Hamann ist in dieser Sammlung ausgestellt.
Die Audio-Guides sind bei allen Museumsbesuchen kostenlos verfügbar. Die nächste Architekturführung mit Idrisu und der blista-Kunstlehrerin Ulrike Schönhagen findet am Samstag (2. Juli) um 11.15 Uhr statt.
*Laura Schiller