Einen Einblick hinter die Kulissen städtischer Bauprojekte erhält die Marburger Bevölkerung zum Stadtjubiläum. Den Anfang haben die Remisen der Otto-Ubbelohde-Schule gemacht.
Der städtische Fachdienst Hochbau und das Architekturbüro Oesterle leiten das Programm. Sie zeigten den Interessierten, wie man ein denkmalgeschütztes Fachwerkgebäude klimagerecht saniert und dabei den historischen Charakter bewahrt.
„Zum Stadtjubiläum wollen wir Bürger*innen Einblicke in bedeutende Bauten in Marburg geben“, sagte Stadträtin Kirsten Dinnebier. „Zum Start haben Interessierte die Remisen der Otto-Ubbelohde-Schule besichtigt, die den Charme des Fachwerks mit dem energetischen Standard eines Neubaus vereinen“. Seit der Fertigstellung der Sanierung 2016 werden sie von der Otto-Ubbelohde-Schule unter anderem für die Mittagsversorgung genutzt.
Christoph Irgang vom Architekturbüro Oesterle hatte zur Zeit der Sanierung die Planung und Bauleitung inne. Er führte die Interessierten durch die ehemaligen Wirtschaftsgebäude mit Wohnhaus, Pferdestall und Scheunengebäude. Letzteres wurde bereits 1686 als Teil einer Hofanlage erbaut.
Die denkmalgeschützten Häuser wurden den modernen Bedürfnissen des Schulbetriebs angepasst. Dabei wurde trotzdem der historische Charakter bewahrt. Für die Otto-Ubbelohde-Schule sind neue Unterrichts-, Betreuungs-, Essens- und Lehrerarbeitsräume geschaffen worden.
Die Gäste der Führung sahen zum Beispiel den Bitumen-Terrazzo, der als fugenloser Bodenbelag verlegt wurde. Außerdem konnten sie die Überreste von Vorrichtungen besichtigen, an denen die Scheunentore damals eingehängt waren. Auch die gewölbeartige Decke der Bibliothek im ehemaligen Pferdestall und jahrhundertealte Balken in Dachgeschoss gab es zu bestaunen.
„Auf Klimaschutz haben wir bei der Sanierung großen Wert gelegt“, erklärte Oliver Kutsch vom Fachdienst Hochbau. Der Energieverbrauch wurde um mehr als 80 Prozent reduziert.
Die Gebäude sind mit Holzfaserplatten von innen gedämmt, weil eine Außendämmung zum größten Teil nicht möglich war. Zur Senkung des Energiebedarfs trug auch die Errichtung eines Nahwärmenetzes mit zentraler Pelletheizanlage bei, die durch Förderprogramme des Landes Hessen ermöglicht wurde.
Zudem wurden – obwohl auf denkmalgeschützten Gebäuden unüblich – auch Photovoltaik-Anlagen angebracht. Auf dem Wintergarten dienen die Module zugleich als Sonnenschutz, auf dem Dach verschwinden sie durch die farbliche Anpassung nahezu.
„Die Sanierung der Remisen ist ein Leuchtturmprojekt, das als Vorbild für weitere historische Gebäude in Marburg dienen soll“, sagte Kutsch. Die Baumaßnahme lief zwei Jahre. Die Arbeiten kosteten insgesamt 2.489.000 Euro für die Remisen und 400.000 Euro für das Nahwärmezentrum. Die Zuschüsse aus Landes- und Bundesmitteln betrugen insgesamt 441.290 Euro.
Der zweite Termin in der Marburg800-Reihe auf städtischen Baustellen fand auf der Baustelle des Neubaus der Kindertagesstätte Stadtwald-Ockershausen statt. Die Auslöser für diesen Neubau waren der steigende Bedarf an Kinderbetreuungsplätzen sowie der Wunsch, die Kindertagesstätte in kirchlicher Trägerschaft und die Krippeneinrichtung der Stadtteilarbeit IKJG an einem Ort zusammenzufassen. Neben der Kita baut die Bettina-von-Arnim Schule eine inklusive Grundschule, sodass ein altersübergreifender neuer Bildungsstandort entsteht.
Beim nächsten Termin am Samstag (18. Juni) wird der Neubau der Turnhalle am Schwanhof besichtigt. Den Abschluss bildet eine Baustellenführung durch das Nachbarschaftszentrum Waldtal am Samstag (22. Oktober).
*pm: Stadt Marburg