Bei Problemen mit Vermietenden oder Nachbarn gibt es in Marburg Hilfe von der Ombudsstelle „Fair Wohnen“. Die ehrenamtlichen Ombudsleute haben seit dem Start des Angebots 54 Marburgerinnen und Marburger beraten.
„Der Zwischenbericht nach einem Jahr Ombudsstelle ‚Fair Wohnen‘ zeigt, wie gut das Angebot angenommen wird“, sagte Stadträtin Kirsten Dinnebier. „Die engagierten Ehrenamtlichen sind so gut eingebunden, dass sie auch als Mittler*innen für andere Unterstützungsangebote auftreten.“
Das Ombudsangebot „Fair Wohnen“ wurde im Mai 2021 eingerichtet. „Die Ehrenamtlichen sind vermittelnd tätig, um Unstimmigkeiten zwischen Ratsuchenden und Vermieter*innen zu klären, erläuterte die Sozialplanerin Monique Meier. „Sie helfen unvoreingenommen und moderierend, damit das Ergebnis für alle Beteiligten zufriedenstellend ist.“
Ombudsfrau Bettina Böttcher-Dutton erzählte, dass allein das Zuhören für viele schon eine Hilfe sei. Viele trauten sich nicht, sich überhaupt zu äußern, aus Angst noch mehr Schwierigkeiten mit den Vermietenden zu bekommen.
„Zunächst einmal ist es ganz wichtig, die Problemlage aufzudröseln“, ergänzte Silvia Lerch-Denfeld. Die Ehrenamtlichen unterstützen bei der Aufnahme des Kontakts mit Vermietenden und Nachbarn. Außerdeg gewähren sie Unterstützung beim Zusammentragen von Unterlagen und Formulierung von Briefe. Die Ombudsleute klären, schlichten bei Konflikten und helfen, einvernehmliche Lösungen zu finden.
Oft steckten hinter dem Mietproblem noch andere Problemlagen. Dazu gehört zum Beispiel Vereinsamung oder Krankheit im Alter, fehlende Medienkompetenz oder finanzielle Rahmenbedingungen.
Viele der Menschen in Beratung bezögen Transferleistungen, erzählen die Ombudsfrauen. Teilweise könnten Mietende nur noch über eine App kostenlos Einsicht in ihren Energieverbrauch nehmen, sagte Böttcher-Dutton. Andere müssten sich die Abrechnungen dann für 30 Euro im Jahr zuschicken lassen.
Bei regelmäßigen Arbeits- und Austauschtreffen des Teams findet eine kollegiale Beratung statt. Zudem werden aktuelle Anfragen werden besprochen. Darüber hinaus lernen die Ombudsleute andere Unterstützungsangebote kennen, an die sie die ratsuchenden Mietenden auch verweisen können.
Außerdem werden Netzwerkpartner eingeladen. Kooperationen, wie beispielsweise mit dem städtischen Fachdienst Wohnungswesen, seien sehr wichtig. Denn die Ombudsstelle bietet keine direkte Unterstützung, sondern leitet an die zuständigen Stellen weiter.
Ebenso findet im Rahmen des Ombudsangebotes auch keine Rechtsberatung statt. Es wird Auskunft über die Rechtslage in Schlichtungsfällen gegeben und bei Bedarf wird ein Kontakt zu einem geeigneten Rechtsbeistand vermittelt.
Ein Jahr nach Eröffnung der Ombudsstelle in der Friedrichstraße 36 ist nun ein weiterer Standort dazu gekommen. Ab sofort können sich Mietende auch im Beratungs- und Begegnungszentrum in der Sudetenstraße 24 beraten lassen. Die neue Sprechzeit ist immer mittwochs von 17 bis 19 Uhr.
Mit der neuen Sprechstunde am Richtsberg gibt es auch eine neue Ombudsfrau. Natalia Pauli spricht unter anderem Ukrainisch, Russisch und Rumänisch.
Sie war zuvor selbst eine Mieterin, die das Angebot „Fair Wohnen“ in Anspruch genommen hat. „Ich wurde mit viel Herz und Seele beraten“, berichtete sie. „Alleine ohne Unterstützung zu kämpfen, ist etwas ganz anderes als mit der Unterstützung der Ombudsstelle.“
*pm: Stadt Marburg