Marburger Studenten haben am 25. März 1920 im thüringischen Mechterstädt 15 Arbeiter erschossen. Ihnen zum Gedenken fand am Freitag (25. März) eine Gedenkstunde statt.
Magistratsmitglied Henning Köster hat die Universitätsstadt Marburg in Mechterstädt vertreten. Die Gedenkstunde fand auf dem Friedhof im nahegelegenen Ort Thal statt.
„Geschichte braucht Aufarbeiten und Erinnern, wenn die freiheitlichen Prinzipien unserer Demokratie verletzt wurden“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. Dass die Studenten aus Marburg nach den Morden an den Arbeitern in Mechterstädt vor 102 Jahren freigesprochen wurden, sei ein Justizskandal. „Deshalb treten wir heute mit dem Gedenken in Thal für Demokratie und Rechtsstaat ein“.
Als Vertreter des Magistrats legte Köster auf dem Friedhof einen Kranz nieder. In Thal bei Ruhla, in der Nähe von Mechterstädt, waren 15 Arbeiter gefangengenommen und ermordet worden. Die Mörder waren 14 Studenten des Marburger Freicorps.
Am 13. März 1920 brachte der von rechts angezettelte und gegen die Demokratie von Weimar gerichtete Kapp-Putsch die junge Republik in Gefahr und löste Streiks und Unruhen unter der Arbeiterschaft aus. Einige radikalnationalistische Marburger Korporationen stellten sich unter anderem mit einem Flugblatt auf die Seite der Berliner Putschisten.
Mit dem Vorwand, die Weimarer Republik zu beschützen, reisten 14 Studenten 180 Kilometer weit nach Thüringen. Dort nahmen sie die Arbeiter zunächst gefangen und erschossen sie dann. „Die juristische und zeitgeschichtliche Aufarbeitung des Massakers ist wichtig“, sagte Köster beim Gedenken auf dem Friedhof in Thal.
Seit 2019 erinnert auch eine Gedenktafel an der Alten Universität in Marburg an die Taten. Dort heißt es: „Die politischen Morde wurden später von der Studentenschaft und der Leitung der Universität gebilligt. In einem der größten Justizskandale der jungen Weimarer Republik sprach ein Kriegsgericht die Täter frei.“
Jedes Jahr treffen sich Vertreterinnen und Vertreter der demokratischen Parteien sowie Bürger aus dem Erbstromtal und Eisenach am 25. März auf dem Thaler Friedhof. Seit vielen Jahren nehmen an dieser Gedenkveranstaltung auch Vertreter des Marburger Magistrats zusammen mit Freiwilligen der Marburger Geschichtswerkstatt teil.
* pm: Stadt Marburg