Die Von-Behring-Röntgen-Stiftung unterstützt acht wissenschaftliche Projekte in Gießen und Marburg. Dafür spendiert sie 1,3 Millionen Euro.
Bewegungsstörungen, Blutvergiftung und Herz-Kreislauferkrankungen sind die Themen der aktuellen Forschungsprojekte der Von Behring-Röntgen-Stiftung. Bereits zum 15. Mal hat sie Fördermittel für medizinische Forschungsvorhaben an der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und der Philipps-Universität bewilligt. Über insgesamt 1,3 Millionen Euro für acht Projekte mit Laufzeiten von bis zu drei Jahren können sich die Begünstigten freuen.
Stellvertretend für ihre Arbeitsgruppen nahmen die Projektleiter am Mittwoch (26. Januar) die Förderurkunden aus den Händen von Stiftungspräsident Dr. Lars Witteck entgegen. „Gesund bleiben möglichst bis ins hohe Alter, dieser Wunsch steht bei Umfragen zur Lebensqualität ganz oben und ist oft abhängig von modernen Diagnosemethoden und neuen Therapiemöglichkeiten“, verdeutlichte Witteck die Ziele der Von Behring-Röntgen-Stiftung. „Mit unserer Förderung wollen wir die Grundlage für den für alle wichtigen medizinischen Fortschritt legen.“
Die Gelder stehen ab 2022 für sechs Forschungsprojekte von Nachwuchswissenschaftlern sowie zwei Kooperationsprojekte mit Beteiligung von Forschern beider Standorte bereit. Jeweils die Hälfte der Beteiligten kommt aus Marburg und aus Gießen.
Die Parkinson-Krankheit ist die häufigste Bewegungsstörung und betrifft weltweit mehrere Millionen von Menschen. Trotz intensiver Forschung existiert derzeit keine Therapie, die das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen oder ihre Manifestation verhindern könnte.
Ziel des Projekts von Dr. Fanni Fruszina Geibl ist es, mit Hilfe hochmoderner neuroanatomischer Methoden die Ausbreitung und das Fortschreiten der Erkrankung auf zellulärer Ebene zu untersuchen und besser zu verstehen. Mit 177.000 Euro wird das Projekt der Marburger Nachwuchswissenschaftlerin unterstützt.
Die Blutvergiftung „Sepsis“ ist die häufigste Todesursache durch Infektionserkrankungen und wird vor allem von bakteriellen Krankheitserregern der Lunge, der Harnwege, der Haut und des Darms verursacht. Dr. Katrin Bedenbender will in ihrem Projekt den Einfluss bakterieller Vesikel von Erregern, die zu Blutvergiftungen führen, auf die Innenwand der Blutgefäße, das Endothel, untersuchen. Dabei soll neben der Endothelfunktion insbesondere der gefäßschützenden Faktor RNase1 eine zentrale Rolle spielen.
Das Ziel der Marburger Nachwuchswissenschaftlerin ist die lebensrettende Entwicklung neuer Präventions- beziehungsweise Therapieansätze zur Behandlung krankhafter Gefäßveränderungen in der Sepsis. Ihr Projekt wird mit 150.000 Euro gefördert.
Herz-Kreislauferkrankungen stehen an der Spitze der Todesursachen. Dabei stellt Vorhofflimmern die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung dar, von der etwa 1,6 Millionen Menschen betroffen sind. Vorhof- und Kammerflimmern sind meist mit schwerwiegenden Folgen verbunden und können zu einem Schlaganfall oder plötzlichem Herztod führen.
In vielen dieser ungeklärten Fälle liegt eine Genmutation in einem Ionenkanal vor. Die Marburger Nachwuchswissenschaftlerin Kirsty Sophia Vowinkel will die Rolle von Mutationen im KCNJ5 Gen bei verschiedenen genetisch bedingten Herzrhythmusstörungen aufklären und damit die Grundlage für neue Behandlungsmöglichkeiten schaffen. Das Projekt wird mit 200.000 Euro gefördert.
Intensivpatienten mit einem schweren Schlaganfall oder Hirnblutung benötigen häufig eine als „künstliches Koma“ bezeichnete therapeutische Sedierung. Dafür werden Narkosemittel eingesetzt, die entweder inhaliert oder dem Patienten über die Vene gegeben werden. Unklar ist bisher, welches der beiden Verfahren vorteilhafter ist.
Die intravenöse Gabe der Narkosemittel überzeugt durch ihre einfache Handhabung. Nachteilig ist jedoch, dass sich die Substanzen im Körper anhäufen und somit das Aufwachen verlängert wird. Hinzu kommt die Wechselwirkung mit anderen Medikamenten.
Im Gegensatz dazu haben inhalative Narkosemittel weniger Wechselwirkungen und häufen sich im Körper nicht an. Der Gießener Forscher Dr. Patrick Schramm und sein Marburger Kooperationspartner Dr. Ole Simon und Dr. Leona Möller erhalten für einen ersten wissenschaftlichen Vergleich der beiden Verfahren 79.000 Euro.
Dendritische Zellen spielen eine entscheidende Rolle bei der Abwehr von Krankheitserregern. Der Marburger Forscher Dr. Johannes Mayer und sein Gießener Kooperationspartner Prof. Dr. Marek Bartkuhn gehen davon aus, dass sich Dendritische Zellen an ihre Gewebeumgebung anpassen und spezifizieren. Sie wollen jetzt untersuchen, ob diese Spezifizierung bei der Immunantwort gegen Impfstoffe eine Rolle spielt und sie positiv oder negativ beeinflusst.
Durch komplexe Einzel-Zell-Analysen wollen die beiden Wissenschaftler die gewebespezifischen Entwicklungsstufen von Dendritischen Zellen in der Haut und Lunge analysieren und ihre Funktion genau definieren, um eine verbesserte Impfantwort zu erzielen. 270.000 Euro wendet die Stiftung für das Projekt auf.
* pm: Von-Behring-Röntgen-Stiftung