Es geht mit Sicherheit weiter. Die DFG fördert den Sonderforschungsbereich/Transregio „Dynamiken der Sicherheit“ für weitere vier Jahre.
Wie entwickelten sich im Laufe der Geschichte Vorstellungen von Sicherheit? Wie gelangten sie in den politischen Prozess und wie beeinflussen sie aktuelle gesellschaftliche Diskussionen?
Seit 2014 untersuchen Forscherinnen und Forscher der Philipps-Universität und der Justus-Liebig-Universität Gießen sowie des Herder-Instituts für historische Ostmitteleuropaforschung in Marburg zentrale Fragen der historischen Sicherheitsforschung. Der gemeinsame, interdisziplinäre Sonderforschungsbereich/Transregio „Dynamiken der Sicherheit. Formen der Versicherheitlichung in historischer Perspektive“ kann seine erfolgreiche Arbeit nun um weitere vier Jahre fortführen: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) wird den Sonderforschungsbereich/Transregio 138 bis Ende 2025 mit weiteren rund 12 Millionen Euro fördern.
Terroranschläge, Cyber-Attacken, Umweltkatastrophen oder die nicht enden wollende Coronavirus-Pandemie – Bedrohungen wie diese schüren große Unsicherheit“, erklärte Prof. Dr. Thorsten Bonacker von der Philipps-Universität „Es ist nicht verwunderlich, dass Sicherheit als Zielvorstellung weiterhin absolute Priorität in der politischen Diskussion hat.“
In der dritten Förderphase des SFB/TRR 138 wird Bonacker die Sprecherrolle übernehmen. Er skizzierte die Rahmenbedingungen der Forschung in unsicheren Zeiten: „Vor diesem Hintergrund hat sich die internationale Sicherheitsforschung rasant entwickelt. Wir sind stolz, dass wir in den vergangenen Jahren wichtige Beiträge zur Forschung über den Wandel von Sicherheit, über Wahrnehmungen und Vorstellungen von Sicherheit und deren politischen Implikationen leisten konnten.“
ie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler untersuchen, wie sich Bedeutungen und Praktiken der Sicherheit in historischen und aktuellen politischen Konstellationen ausgebildet haben und welche gesellschaftlichen Wirkungen sie dabei entfalteten. „Unsere Studien richten sich dabei ganz bewusst nicht nur auf einen einzigen Zeitabschnitt, etwa die im Rahmen der Sicherheitsforschung bislang im Vordergrund stehende jüngste Zeitgeschichte, sondern nehmen eine chronologisch übergreifende, transepochale Perspektive ein“, erläuterte Bonacker. Gleichzeitig verbindet der SFB/TRR geschichts-,
sozial- und rechtswissenschaftliche Forschungsperspektiven und führt somit Forschungsstränge zusammen, die bislang weitgehend nebeneinander existieren.
„Damit hat die Forschung des SFB/TRR das Feld der Historischen Sicherheitsforschung maßgeblich weiterentwickelt“, sagte Bonacker. In der dritten Förderphase werden die Marburger und Gießener Forschungsteams ihre Erkenntnisse in 15 Teilprojekten weiter präzisieren. In ihrer bisherigen Forschungsarbeit haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter anderem ein stärker situationsbezogenes Verständnis von Sicherheit etabliert.
„Wie ich ein Problem als Sicherheitsproblem identifiziere und wie ich es löse, ist in hohem Maße von der jeweiligen Situation, den kollektiv geteilten Deutungsmustern sowie verschiedenen Handlungsrepertoires abhängig“, stellte Bonacker fest. „Anhand verschiedener Situationen des Umbruchs und der Routinen werden wir in der dritten Förderphase noch stärker die Mechanismen herausarbeiten, die über historisch-soziale Situationen hinaus kollektive Geltung haben.“
Ein wichtiger Schwerpunkt der kommenden Förderphase liegt darüber hinaus auf dem Transfer der Ergebnisse des SFB/TRR. In einem umfassenden Handbuch zur Historischen Sicherheitsforschung sollen die Erkenntnisse des SFB/TRR für eine internationale Fachöffentlichkeit aufbereitet werden. Das Handbuch geht dabei über den europäischen Kontext hinaus und bezieht außereuropäische Verständnisse von Sicherheit mit ein.
Das Ziel ist eine umfassende Historisierung von Sicherheit – sowohl von unterschiedlichen Verständnissen von Sicherheit als auch der damit verbundenen Sicherheitspraktiken. Weiterhin sind verschiedene Formate der Wissenschaftskommunikation geplant, um noch intensiver in den öffentlichen Dialog zu treten.
* pm: Philipps-Universität Marburg