Marburg entwickelt seine Innenstadt mit Landesmitteln weiter. Gründer können sich für einen eigenen Laden in der Oberstadt bewerben.
Sie heißen „FreiRAUM“ oder „Grün-bunt statt Beton“ imd fördern die nachhaltige Nordstadt oder messen Besuchsfrequenzen. Mit vier Projekten hat sich Marburg im Mai für das Landesprogramm „Zukunft Innenstadt“ beworben –
und erhält dafür 250.000 Euro Fördergeld. Ein Baustein zur Belebung der Innenstadt: Wer neue, mutige Konzepte für Handel in der Oberstadt hat, kann sich ab sofort auf einen Laden bewerben und risikoarm mieten.
„Der Marktplatz, die Oberstadt – sie sind seit Jahrhunderten mehr, als nur Handelsort“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Dort gibt es Handel, Gastronomie, Dienstleistungen und eben auch gesellschaftliches, kulturelles und soziales Leben.“ Eine lebendige Innenstadt sei daher wichtig für eine lebenswerte Stadt.
Mit der Kampagne „Kauf lokal“, mit Heimatshoppen, dem Stadtgeld-Gutschein und anderen Projekten arbeite die Stadt daran, die guten Voraussetzungen für den Handel in Marburg stets weiter zu verbessern. Nun gibt es gleich vier neue Projekte, die allesamt vom Land Hessen gefördert werden.
Mit dem ersten Projekt werden ganz direkt Menschen gefördert, die sich selbständig machen wollen. „Wir wollen dazu beitragen, dass Leute ihr eigenes Ding machen können; dass sie sich trauen können, sich auszuprobieren“, erläuterte spies. „Wir helfen, das Risiko dafür zu minimieren.“
Konkret heißt das: Das Stadtmarketing Marburg hat den Laden in der Wettergasse 9 in Marburgs Oberstadt angemietet. Ab sofort und bis zum 1. Januar können sich nun Interessierte mit ihrer Idee bewerben. Der Laden wird dann zu einer günstigen Staffelmiete mit einer kurzen Kündigungsfrist an das überzeugendste Konzept weitervermietet.
Das könne Einzelhandel sein; aber auch andere kreative Ideen seien willkommen, erklärte Anna Kaczmarek-Kolb vom Referat für Stadt-, Regional-
und Wirtschaftsentwicklung der Universitätsstadt Marburg. Wer Interesse hat, kann das Stadtmarketing unter stadtmarketing@marburg.de oder die Wirtschaftsförderung der Stadt Marburg unter wirtschaft@marburg-stadt.de kontaktieren und über die eigene Idee und das Bewerbungsverfahren ins Gespräch kommen.
Läuft das Konzept gut an, möchte das Stadtmarketing weitere Ladenräume anmieten und weitergeben: „So wird schnell Leerstand behoben und wir können zügig auf die Veränderung reagieren“, betonte Jan Röllmann vom Stadtmarketing.
„Wir haben viele spannende junge Menschen hier vor Ort, denen oft das Quäntchen Mut fehlt, um einen Laden in der Stadt zu eröffnen“, erläuterte Kaczmarek-Kolb von der Wirtschaftsförderung. „Diesen möchten wir ein wenig Angst abnehmen.“
Im Mai 2021 hat sich die Universitätsstadt Marburg auf das Landesprogramm „Zukunft Innenstadt“ beworben. Anfang September teilte das Ministerium mit, dass die Bewerbung der Stadt Anklang gefunden hat und als einer der 111 Förderstandorte ausgewählt wurde. Nun ist der Förderbescheid da.
Neben dem Projekt „FreiRAUM“ gibt es drei weitere Förderschwerpunkte. „Grün-bunt statt Beton“ heißt ein weiteres Vorhaben aus der „Zukunft-Innenstadt“-Bewerbung: Vorgesehen ist dabei eine klimawirksame Begrünung und mobile Stadtmöblierung an mehreren geeigneten Orten und Plätzen.
Ziel von „Grün-bunt statt Beton“ ist, diese Orte in ihrer Aufenthaltsqualität aufzuwerten: konsumfreie Stadträume, grüne Oasen für die Bevölkerung und ein Miteinander der Generationen. „Marburg ist eine wunderschöne Stadt; und trotzdem gibt es Flächen, die wir durch Blumen und Begrünung aufwerten können“, betonte Dr. Christine Amend-Wegmann.
„Nordstadt lädt ein: ein nachhaltiges Event“ bildet die nächste Maßnahme im Förderpaket. Unter Einbezug des ansässigen Handels und der Gastronomie soll die Nordstadt an Attraktivität gewinnen. Als Auftakt wäre ein Event denkbar, das Gewerbetreibende in der Nordstadt gemeinsam entwickeln und umsetzen.
Weil eine Innenstadt der Zukunft durch alle diese Maßnahmen auch höhere Frequenz an Passantinnen und Passanten erzielen möchte, gehört das Vorhaben „Neue Daten für weitere Entwicklung“ zum geförderten Maßnahme-Katalog. Es sieht unter anderem vor, die Mobilitäts- und Frequenzentwicklung in der Innenstadt durch intelligente Analyse zu messen. Das ermöglicht eine faktenbasierte Bewertung neuer Maßnahmen und deren Weiterentwicklung.
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Kassel-Marburg lobt die Bewerbung der Stadt für das Landesprogramm und freut sich über den Förderbescheid: „Eine attraktive Innenstadt zeichnet sich nicht nur durch ein ausgewogenes Angebot von Einzelhandels-, Gastronomie- und Dienstleistungsbetrieben, sondern auch durch eine hohe Aufenthaltsqualität aus“, sagte Manuel Siemes. „Erlebniswerte und eine lebendige Öffentlichkeit tragen dazu bei. Dementsprechend begrüßen wir die Maßnahmen zur Belebung der Innenstadt.“
Auch Patrick Peckmann vom Einzelverband Hessen Nord lobte das Gesamtkonzept. Auch er freut sich auf die Umsetzung und die weitere Belebung der Oberstadt.
* pm: Stadt Marburg