20 Preisträger: Auszeichnung für Kameramann Philippe Rousselot

Der 20. Marburger Kamerapreis geht an Philippe Rousselot. Ende Oktober kommt der Oscar-Preisträger nach Marburg.
Bereits zum 20. Mal vergeben die Stadt Marburg und die Philipps-Universität den – mit 5.000 Euro dotierten – „Marburger Kamerapreis“. Mit Philippe Rousselot nimmt am Samstag (30. Oktober) einer der ganz großen Kameraleute der vergangenen Jahrzehnte den Preis entgegen. Nachdem die Veranstaltung 2020 Corona-bedingt ausfallen musste, freut sich die Stadt Marburg, sie in diesem Jahr im Cineplex feierlich nachholen zu können.
„Seine persönliche Art, mit dem Licht zu arbeiten, machte international Schule und ihn zu einem der einflussreichsten Kameraleute der vergangenen Jahrzehnte“, heißt es unter anderem in der Begründung der Jury. „Es gibt keinen anderen Kameramann, dessen Karriere sich in der Reichweite mit der von Philippe Rousselot vergleichen lässt. Diese spannt sich von der genauen Beobachtung der französischen Alltagswelt in der Nouvelle Vague über das cinéma du look und anspruchsvolle Hollywood-Produktionen bis hin zum zeitgenössischen Special-Effects-Kino. Umso bemerkenswerter ist, dass Rousselot in allen diesen Bereichen Außergewöhnliches geleistet hat.“
Für Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies sind die Bild-Kunst Kameragespräche eine der schönsten Aufgaben innerhalb seiner Tätigkeit. In einer Zeit, in der „wir einer grenzenlosen Flut von Bildern ausgesetzt“ sind, seien die Kameragespräche eine Möglichkeit, „uns auf wirklich gute Bilder zu konzentrieren“, sagte Spies. Das seien „wunderbare, traurige, schmerzhafte, verwirrende, strahlende, leuchtende Bilder“ im Fall von Rousselot.
Der 1945 im ostfranzösischen Briey geborene Rousselot zählt seit den 70er Jahren zu den wichtigen Bildgestaltern der Post-Nouvelle-Vague-Generation. Er studierte an der École nationale supérieure Louis-Lumière, an der auch bereits der Marburger Kamerapreisträger 2007 Eduardo Serra seinen Abschluss machte. Danach stand Rousselot an der Seite von Néstor Almendros, dem er 1969 bei „Meine Nacht bei Maude“ unter der Regie von Éric Rohmer assistierte. Seinen internationalen Durchbruch feierte er 1981 mit dem Film „Diva“ unter der Regie von Jean-Jacques Beineix.
Darauf folgten internationale Produktionen wie „Der Smaragdwald“ 1985 unter der Regie von John Bormann oder „Gefährliche Liebschaften“ 1988 unter der Regie von Stephen Frears. Für die ikonischen Aufnahmen des Fliegenfischens in Robert Redfords „Aus der Mitte entspringt ein Fluss“ wurde er 1993 in der Kategorie „Beste Kamera“ mit dem Oscar geehrt. Seine Zusammenarbeit mit Regisseuren wie Neil Jordan bei „Interview mit einem Vampir“ 1994, Tim Burton bei „Planet der Affen“ 2001 und „“harlie und die Schokoladenfabrik“ 2005, Guy Ritchie „Sherlock Holmes“ 2009 und David Yates „Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ 2016 und „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ 2018 bereicherten den amerikanischen Film.
„Alles, was in den vergangenen 30 bis 40 Jahren Rang und Namen hatte, stand schon vor seiner Kamera“, stellte Prof. Dr. Malte Hagener fest, der die Leitung des „Marburger Kamerapreises“ innehat. Neben dem Oscar, für den er zwei weitere Nominierungen bekam, erhielt Rousselot weitere renommierte Preise wie den British Academy of Film and Television Award (BAFTA), den César und den American Society of Cinematographers Awards (ASC). Er ist Mitglied der Association française des directeurs de la photograpie cinématographique (AFC) und der American Society of Cinematographer (ASC).
Die Auszeichnung mit dem Marburger Kamerapreis biete Rousselot ebenso wie seinen Vorgänger*innen etwas, das keiner der großen internationalen Preise zu bieten habe, erklärte Michael Neubauer vom Berufsverband Kinematografie. Neben der Wertschätzung biete dieser Preis auch die Würdigung einer intellektuellen und kritischen Auseinandersetzung mit seiner Arbeit. „Herzstück“ der Auszeichnung sind laut Neubauer nämlich die Bild-Kunst Kameragespräche, bei denen Experten, Studierende und Gäste mit dem Preisträger ins Gespräch kommen können.
Diese Gespräche wurden zwei Jahre, bevor der Marburger Kamerapreis zum ersten Mal vergeben wurde, von Hubert Hetsch vom Kammer-Filmkunsttheater Marburg und Prof. Dr. Karl Prümm initiiert. Hetsch ist von der Wahl Rousselots total begeistert. Der Kameramann habe ein unglaubliches Gespür für Licht, für Farben und für Stimmungen.
„Damit hat er es vermocht, die Kälte der künstlichen, computergenerierten Bilder in Filmen wie Phantastische Tierwesen zu überwinden“, erläuterte Hetsch. Die Bilder in einem Film müssen immer zur Geschichte passen. Das gelinge Rousselot auf herausragende Art und Weise. Von Donnerstag (28. Oktober) bis Samstag (30. Oktober) finden die Bild-Kunst Kameragespräche rund um die Preisvergabe in den Filmkunsttheatern im Capitol Marburg statt. Den von Prof. Dr. Malte Hagener, Dr. Martin Jehle vom Institut für Medienwissenschaft der Philipps-Universität und dem Fachdienst Kultur geleiteten und organisierten „Marburger Kamerapreis“ nimmt Rousselot am Samstag (30. Oktober) um 20 Uhr entgegen. Die Veranstaltung findet pandemiebedingt diesmal im Cineplex Marburg statt.
Der Eintritt zur Preisverleihung ist kostenlos. Um Anmeldung per E-Mail an kultur@marburg-stadt.de wird gebeten. Zudem trägt sich Rousselot während seines Besuchs in Marburg in das Goldene Buch der Stadt ein. Weitere Informationen finden Interessierte unter www.marburger-kamerapreis.de.

* pm: Stadt Marburg

Kommentare sind abgeschaltet.