Gut angekommen: „Digitales Bürgerhaus“ bleibt dauerhaft

Das „Digitale Bürgerhaus“ kommt in Marburgs Dörfern sehr gut an. Darum plant die Stadt diesen Service auf Dauer.
Das Treffen in großen Gruppen erschwert die Corona-Pandemie seit vielen Monaten. Das gilt auch für Vereine und Initiativen in Marburg mit all seinen Dörfern. Die Universitätsstadt Marburg hat deshalb auf Initiative der AG Ehrenamtliches Engagement und Dorfgemeinschaft schon mitten im Winter-Lockdown ein „Digitales Bürgerhaus“ eingerichtet.
Es ermöglicht die Begegnung in virtueller Form, wird schon seit Februar rege genutzt und soll wegen der guten Resonanz auch nach der Pandemie bestehen bleiben. Die Stadt stellt die notwendige Lizenz für die digitalen Treffen kostenfrei für Ortsbeiratssitzungen, Info-Veranstaltungen oder auch für Sportangebote zu Verfügung.
„Wir haben seit Beginn der IKEK-Dorfentwicklung die Freiwilligenagentur Marburg-Biedenkopf mit ins Boot genommen“, berichtete Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Gemeinsam mit ihr und der AG Ehrenamt haben wir die Idee des „Digitalen Bürgerhauses‘ konzipiert.“
Zusammen mit Rose Michelsen vom Fachdienst Stadtplanung, Birgit Boßhammer als Sprecherin der AG Ehrenamtliche Tätigkeit und Dorfentwicklung Ortsvorsteher , Hubert Detriche aus Hermershausen sowie Doris Heineck von der Freiwilligenagentur Marburg-Biedenkopf hat er das Konzept des „Digitalen Bürgerhauses“ im „analogen“ Bürgerhaus in Hermershausen vorgestellt. „Das „Digitale Bürgerhaus“ ist ein Baustein der Kommunikation, der sich als sehr hilfreich erweist und der auch nach der Pandemie als Ergänzung bestehen bleiben könnte“, fügte Spies hinzu.
Das „Digitale Bürgerhaus“ ist im Rahmen der IKEK-Dorfentwicklung für die äußeren Marburger Stadtteile entstanden. Die Idee des „Digitalen Bürgerhauses“ hat die AG Ehrenamt gemeinsam mit den Fachdiensten Stadtplanung und Altenplanung der Stadt Marburg und der Freiwilligenagentur entwickelt.
„Dieses Projekt soll das Ehrenamt in den Außenstadtteilen stärken“, betonte Spies. „Das Ausmaß an wechselseitiger Unterstützung in der Pandemie war sehr eindrucksvoll. Auch wurden viele kreative Ideen für soziale Kontakte entwickelt.“
Das Ehrenamt lebe davon, dass Menschen in Kontakt treten können. „Dafür eine Struktur herzustellen, war eine sehr kluge Idee“.
Michelsen erläuterte: „Der Fachdienst Technische Dienste hat die Idee umgesetzt, dass die Stadt die für digitale Treffen notwendige Lizenz kostenfrei zur Verfügung stellt, so dass sich die Teilnehmer*innen darum nicht kümmern müssen. Das ist eine relativ einfache und sichere Möglichkeit, sich virtuell zu treffen.“
Für Boßhammer als Sprecherin der AG Ehrenamt war klar, dass neue, digitale Wege gesucht werden müssen, um Vereine weiterhin zu unterstützen: „Von Beginn der Pandemie an hat uns die Frage umgetrieben, wie Menschen in Kontakt bleiben. Wir wollen hiermit den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken, lebendige Orte schaffen und zivilrechtliches Engagement fördern.“
Heineck ergänzte: „Ziel der Kooperationspartner ist es, möglichst vielen Menschen die Nutzung des ,Digitalen Bürgerhauses‘ zu ermöglichen. Durch das Projekt wird ehrenamtliches Engagement sichtbar.“
Seit Februar 2021 ist das „Digitale Bürgerhaus“ geöffnet. Es ist offen für Vereine, Initiativen und Gruppierungen in den äußeren Stadtteilen Marburgs, für Interessierte und Engagierte aller Altersgruppen.
„Anfangs hatten wir ein oder zwei Veranstaltungen pro Woche; dann wurden es rasch mehr“, berichtete Detriche. Der Ortsvorsteher von Hermershausen kümmert sich um die Koordination der Termine und versendet die Zugangsdaten.
„Am Anfang hatten viele Angst vor der digitalen Hürde“, erläuterte Detriche. „Die haben wir genommen, indem ich jederzeit zu erreichen war, und dann haben wir die Bildschirme geteilt. Die allermeisten meldeten zurück, dass es erstaunlich leicht funktioniert.“
Zeitweise fanden die Abendtermine zwischen 17 und 21 Uhr „reißenden Absatz“, was mit Terminbuchungen bis zu vier Wochen im Voraus verbunden gewesen sei. „Das System lässt zwei digitale Veranstaltungen zur gleichen Zeit zu, so dass umfangreiche virtuelle Zeiträume zur Verfügung stehen.“ Detriche übernimmt die Administratorfunktion und gibt sein Wissen mit Kurzschulungen und auch individuell mit einer „Schritt-für-Schritt-Einführung“ weiter.
Genutzt wird das „Digitale Bürgerhaus“ für Konferenzen, Vereinstreffen oder Ortsbeiratssitzungen, Info-Veranstaltungen oder Vorstandssitzungen. Auch sportliche Veranstaltungen gibt es wie beispielsweise Yoga. Auch für ältere Menschen kann das „Digitale Bürgerhaus“ Möglichkeiten bieten, mit anderen in Kontakt zu bleiben.
Für die Zukunft können die Organisatorinnen und Organisatoren sich vorstellen, dass das „Digitale Bürgerhaus“ auch nach der Pandemie geöffnet bleibt. Michelsen sieht Vorteile darin, dass Veranstaltungen, die weit auseinanderliegende Außenstadteile betreffen, auch künftig digital stattfinden können. Auch die Vergabe einer weiteren Lizenz und damit quasi die Eröffnung eines zweiten „Digitalen Bürgerhauses“ ist angedacht.
Für das Projekt „Digitales Bürgerhaus“ wird in den nächsten Monaten durch einen neuen Flyer, Informationen für die Ortsvorsteher*innen und die Vereine in den äußeren Stadtteilen verstärkt geworben. Darüber hinaus ist das „Digitale Bürgerhaus“ als Beispiel auf der Seite des bundesweiten Netzwerks „engagiertestadt“ aufgeführt.
In Planung ist die Erweiterung des Angebots als „Digitales Erzählcafé“ im Rahmen der Teilhabe von Seniorinnen und Senioren. „Aber auch Tratsch-Abende, Spiele-Nachmittage und Vorträge sind mit diesen neuen digitalen Möglichkeiten, vor allem im Winterhalbjahr, denkbar“.
Die Mitglieder der AG Ehrenamt geben als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ihr Wissen weiter. „Gesucht werden Interessierte sowie in den Vereinen und Initiativen Aktive, das Projekt als Koordinator*in oder auch als Online-Lotse beziehungsweise -Lotsin zu unterstützen“, erklärte Boßhammer. Dieser Aufruf richte sich laut Heineck an „Menschen, die digitalaffin sind und die Interesse haben, Menschen etwas zu erklären und ihr Know-how weiterzugeben“.
Online-Lots*innen vermitteln zum Beispiel, wie eine Video-Konferenz zu starten und durchzuführen ist. Sie erklären den Umgang mit Tablet und Smartphone und sind auch für Themen rund um Datenschutz zuständig. Koordinator*innen vergeben Termine, übernehmen Schulungen und unterstützen bei der Umsetzung von digitalen Treffen.
Termine für das „Digitale Bürgerhaus“ vergibt Ortsvorsteher Hubert Detriche telefonisch unter 06421/33883 oder 0175/5250063 sowie per E-Mail an hubert.detriche@gmx.de. Weitere Auskünfte und Informationen gibt es bei Birgit Boßhammer unter 0160/4178852 oder per Email an birgit.boss@gmx.net ebenso wie bei Rose Michelsen unter 06421/201-1625, oder E-Mail an rose.michelsen@marburg-stadt.de.

* pm: Stadt Marburg

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