Der Virus und das Virus: Schon wieder leere Regale im Supermarkt

Tagelang waren viele Regale im Supermarkt an der Ketzerbach beinahe leer. Grund waren jedoch keine Hamsterkäufe wegen Corona, sondern ein Hackerangriff auf Tegut.
Unbekannte hatten die Datenverarbeitungssysteme der Supermarktkette „Tegut“ in Fulda angegriffen. Daraufhin musste das Unternehmen seine IT vorsichtshalber herunterfahren. Das brachte die Logistik der Filialmärkte in große Schwierigkeiten.
Das ausgeklügelte Bestellmanagement von Tegut funktioniert nahezu vollautomatisch. Die Supermarktkassen registrieren gleich beim Einkauf, wie viele und welche Waren eingekauft werden. Diese Daten werden an die Zentrale nach Fulda übermittelt und dort von der IT verarbeitet.
Für jeden einzelnen Supermarkt kann das Programm dann genau so viele Produkte genau derjenigen Marken nachbestellen, die zuvor verkauft worden sind. Bei der nächsten Lieferung bringen die firmeneigenen Lastwagen die betreffende Menge der per IT angeforderten Waren zur jeweiligen Filiale. Dort werden die Regale dann wieder genauso aufgefüllt, wie sie tags zuvor auch gefüllt gewesen waren.
Wegen des Hackerangriffs musste Tegut das Bestellsystem nun auf eine „händische“ Erfassung umstellen: Menschen müssen die Regalreihen entlanggehen und aufschreiben, wo welche Waren fehlen. Das übermitteln sie dann der Zentrale in Fulda.
Bis Samstag (15. Mai) waren immer noch große Lücken in den Regalen der Tegut-Filiale an der Ketzerbach. Die „schöne neue Welt“ der niemals leeren Regale ist diesmal nicht durch die Furcht vor einem lebensbedrohlichen Coronavirus ins Wanken gebracht worden, sondern durch einen Computervirus. Doch auch selche Viren können sehr bedrohliche Ausmaße annehmen.
In den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) wurde eine große Erdöl-Pipeline durch einen Hackerangriff lahmgelegt. Irland musste landesweit die gesamte Gesundheitsversorgung nach einem Hackerangriff vom Netz nehmen. Krankenhäuser konnten keine Termine mehr erfassen oder abrufen und Ärzte keine Rezepte mehr ausstellen.
Meist verlangen die Hacker größere Geldbeträge von den Angegriffenen, um den vorherigen Zustand der bedrohten IT wiederherzustellen. Ein solches Verhalten ist in höchstem Maße kriminell, denn es ist nicht nur erpresserisch, sondern auch gesundheitsbedrohend.
Angesichts wiederholter Hackerangriffe auf Krankenhäuser und Firmen gewinnt die Datensicherheit immer mehr an Bedeutung. Darum müssen die Menschen heutzutage Computerviren fast genauso stark fürchten wie das Coronavirus. Ein effizienter Virenschutz ist in beiden Bereichen eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben des 21. Jahrhunderts.

* Franz-Josef Hanke

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