Der Corona-Opfer möchte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Sonntag (18. April) gedenken. Stadt und Kreis schließen sich an.
Seit März 2020 veröffentlicht marburg.news regelmäßig – beinahe täglich – die aktuellen Zahlen des Kreises zur Corona-Pandemie. Die Rede ist dabei von „Fällen“ und „Infektionen“ sowie „Todesfällen“. Doch jeder einzelne Fall steht für das Schicksal einer ganzen Familie, vieler Freundinnen und Freunde.
Das gilt nicht nur für die Verstorbenen, die ihre Angehörigen in tiefer Trauer hinterlassen und oftmals ohne vorherige Gelegenheit, sich in Würde im Kreis aller Lieben von ihnen zu verabschieden; das gilt auch für Erkrankte, die gemeinsam mit ihren Lieben um ihr Überleben, ihre Genesung und ihre Zukunft bangen. Opfer der Corona-Pandemie sind aber auch alle, die zum Schutz anderer anpacken und sich – mit hohem persönlichen Infektionsrisiko –
in Krankenhäusern, Intensivstationen oder anderswo für die Bewältigung der Probleme engagieren, die diese Pandemie mit sich bringt. Dazu zählen auch Verkäuferinnen und Verkäufer in Supermärkten, Polizeibeamtinnen und Beamte sowie Feuerwehrleute oder Beschäftigte beim Rettungsdienst sowie Lehrkräfte und das Personal an Kindertageseinrichtungen.
Am Ende sind aber auch alle anderen Menschen Opfer der Corona-Pandemie, weil sie Einschränkungen ihrer Freiheitsrechte hinnehmen müssen. Ein weiteres Opfer der Pandemie ist leider auch der demokratische Rechtsstaat, der von selbsternannten „Querdenkern“ mit Unterstützung von Neonazis und „Reichsbürgern angegriffen wird und der ohnehin bereits heftige Einschränkungen der Grundrechte erdulden muss. Am Ende könnten alle also sich selbst ebenso wie alle anderen betrauern.
Solidarität wäre da sehr naheliegend. Sie gebührt in diesen Zeiten vor Allem all denen, die zuvor bereits sozial benachteiligt waren und nun noch stärker unter Druck stehen. Sie gilt Alleinerzihenden mit Kindern im Homeschooling ebenso wie Geflüchteten in engen Wohnheimen und Alten, die monatelang auf Besuche ihrer Enkel und Kinder verzichten mussten.
Letztlich aber stehen die 251 Toten im Landkreis Marburg-Biedenkopf im Mittelpunkt des Gedenkens der Landrätin Kirsten Fründt am Sonntag (18. April) um 15 Uhr im Internet. Sie waren Menschen mitten in der gesellschaft oder an deren rand, die oftmals einen qualvollten Tod erleiden mussten. Ihr Andenken zu pflegen, mahnt zur Konzentration aller gesellschaftlichen und staatlichen Kräfte auf ein menschenwürdiges und leistungsfähiges, gerechtes und ganzheitliches Gesundheitssystem ohne Priorisierung von Profiten.
* Franz-Josef Hanke