Drei Kommunen: Interkommunales Gewerbegebiet im Ebsdorfergrund

Ein interkommunales Gewerbegebiet entsteht in Heskem-Mölln. Träger sind Ebsdorfergrund, Marburg und Staufenberg.
Acht Hektar Gewerbeflächen umfasst das neue Gebiet in Heskem-Mölln in der Gemeinde Ebsdorfergrund. Das interkommunale Gewerbegebiet „InterKom“ wird in Zusammenarbeit der Gemeinde Ebsdorfergrund mit der Universitätsstadt Marburg und der Stadt Staufenberg entwickelt. Am Dienstag (6. April) erfolgte der offizielle Spatenstich.
„Drei Kommunen aus zwei Landkreisen entwickeln gemeinsam ein interkommunales Gewerbegebiet. Das ist hessenweit einmalig“, haben Ebsdorfergrunds Bürgermeister Andreas Schulz, Marburgs Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies und Staufenbergs Bürgermeister Peter Gefeller schon bei der Gründung der Interkom GmbH Ende 2019 betont. „Wir gehen das Projekt zusammen an, weil ein attraktiveres Angebot entsteht, wenn wir zusammenarbeiten und unsere jeweiligen Stärken einbringen“, wiederholten die Projektpartner nun beim Spatenstich Anfang April 2021. Den begingen Bürgermeister Schulz, Bürgermeister Gefeller und Marburgs Bürgermeister Wieland Stötzel in Vertretung von Oberbürgermeister Spies.
Im ersten Schritt entwickeln die drei Projektpartner dort acht Hektar Gewerbefläche in InterKom I und II. Die Erschließungsarbeiten werden noch bis ins erste Quartal 2022 andauern. InterKom II wird dabei schon ab der zweiten Hälfte dieses Jahres bebaubar sein, InterKomk I ab Frühjahr 2022.
Perspektivisch kann das Gebiet auch um InterKom III und IV ergänzt werden. „Wir sind zuversichtlich, dass wir dieses Jahr noch 75 Prozent der Flächen werden vermarkten können“, verkündete Schulz bei dem Spatenstich. „Bisher haben bereits zwischen 15 und 20 Unternehmen starkes Interesse bekundet und Flächen reserviert.“
In der Auswahl werden die Unternehmen priorisiert, die aus den drei beteiligten Kommunen stammen. „Auf diese Weise schaffen wir auch mehr Arbeitsplätze für die Menschen in der Region“ ergänzte Gefeller. „Die Einnahmen aus den Gewerbesteuern kommen zudem den drei Kommunen zugute und können in wichtige Projekte und Institutionen wie zum Beispiel Kindertagesstätten, reinvestiert werden.“
Stötzel erklärte das Interesse der Universitätsstadt Marburg an dem interkommunalen Gewerbegebiet in der Nachbargemeinde: „Marburg hat viele Startups und Betriebe, die räumlich an ihre Grenzen kommen, sich aber weiter regional ansiedeln wollen. Diesen Unternehmen wollen wir eine Entwicklungsmöglichkeit und eine Perspektive vor Ort bieten.“
Stötze findet, dass „es wichtig ist, über die eigene Kernstadt hinauszudenken und eine regionale Perspektive einzunehmen. Den heutigen Spatenstich sehe ich als Startschuss für das „Leuchtturmprojekt“ und eine gute Zusammenarbeit.“
Zudem sei es ökologisch und für die Lebensqualität der Menschen sinnvoll, Gewerbe an klug ausgewählten Standorten zu bündeln – statt drei separate Gewerbegebiete jeweils alleine zu planen. Auf diese Weise wird weniger Fläche verbraucht.
Der Standort: InterKom ist direkt an der neuen Ortsumgehung von Heskem-Mölln gelegen und wird komplett über die Ortsumgehung erschlossen. Also fällt kein zusätzlicher Verkehr für den Ortsteil an.
Für das Gebiet ist vor allem eine Nutzung als Fläche für Gewerbetreibende vorgesehen. Vor Ort wird es jedoch auch eine Tankstelle mit nachhaltiger Versorgung geben sowie ein „Mischgebiet“ als Übergangszone vom Gewerbegebiet hin zu den Wohngebieten. In diesem „Mischgebiet“ soll es Gewerbe aber auch Dienstleistungsbetriebe, die der Versorgung dienen – wie zum Beispiel eine Konditorei – geben.
Die Gewerbefläche soll vor allem Handwerksbetriebe beherbergen, aber auch Bauunternehmen, Bürogebäude und Unternehmen aus dem Bereich der Elektrotechnik, der Forschung, der Entwicklung und der Werbung. „Wir wollen auch die Entwicklung neuer Technologien und somit Innovation an diesem Standort fördern“, erläuterte InterKom-Geschäftsführer Norbert Mai. „Daher wird es auch ein Unternehmen geben, das in der Produktion von Wasserstofft-Treibstoff tätig ist, und eines aus der Robotertechnik.“
. Ausgeschlossen sind Logistikunternehmen sowie der Einzelhandel. Für ihn hat die Gemeinde Ebsdorfergrund ein eigenes Gebiet ausgewiesen.
Bei dem Bau werden auch klimarelevante Aspekte bedacht. So werden die InterKom-Gebiete mit einem Trennsystem erschlossen. Dieses Trennsystem dient dem regulierten Abfluss von Regenwasser in der Menge, in der das auch natürlich geschehen würde, wären die Flächen nicht versiegelt.
Das Trennsystem besteht dabei aus einer Sedimentationsanlage und einem Rückhaltebecken. Das Rückhaltebecken sorgt für den regulierten Abfluss von Regenwasser. Die Sedimentationsanlage sorgt für eine geringere Belastung des Regenwassers mit Sedimenten, bevor es zurück in den Boden gelangt. Hierfür sind fast zwei Kilometer Kanäle notwendig und über tausend Meter Wasserleitungen. Dazu kommt die flächendeckende Versorgung im Gewerbegebiet mit Glasfaser. Die Stromversorgung erfolgt über die GrundNetz GmbH.
Dafür sind fast zwei Kilometer Kanäle notwendig und über tausend Meter Wasserleitungen. Dazu kommt die flächendeckende Versorgung im Gewerbegebiet mit Glasfaser. Die Stromversorgung erfolgt über die GrundNetz GmbH.
Weil die Zusammenarbeit einmalig ist und Vorbildcharakter für weitere interkommunale Gewerbegebiete in Hessen haben kann, gab es für „InterKom“ 75.000 Euro Förderung aus demProgramm für Interkommunale Zusammenarbeit (IKZ) des Hessischen Innenministeriums. Damit haben die drei beteiligten Kommunen die Kosten für die Planung und Koordinierung von InterKom und der zugehörigen Rahmenbedingungen finanziert. Im Oktober 2020 beschloss zudem das Land Hessen, das „Leuchtturmprojekt“ mit 1,5 Millionen Euro zu bezuschussen.
Zuvor hatten Ebsdorfergrund, Marburg und Staufenberg die InterKom GmbH gegründet, die die Entwicklung, Erschließung und Vermarktung des Gewerbegebiets in Heskem-Mölln unter der Geschäftsführung von Norbert Mai übernimmt. Die Gesellschafter schlossen im Dezember 2019 einen städtebaulichen Vertrag mit der InterKom GmbH.
Dieser Vertrag regelt die Aufgaben der Gesellschaft, an der Ebsdorfergrund mit 50 Prozent sowie Marburg und Staufenberg mit jeweils 25 Prozent beteiligt sind. Außerdem schlossen sie eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung, die die Aufgaben, Rechte und Pflichten der Kommunen untereinander festlegt.

* pm: Stadt Marburg

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