Sechs neue „Humboldtianer“ wirken derzeit in Marburg. Humboldt-Stipendiatinnen und -Stipendiaten aus der ganzen Welt forschen an der Philipps-Universität.
Die Alexander-von-Humboldt-Stiftung vergibt jedes Jahr Stipendien und Preise an überdurchschnittlich qualifizierte Forscherinnen und Forscher aus aller Welt. Ein Stipendium der Stiftung gilt als hohe Auszeichnung für die Geförderten sowie die gastgebende Institution. Sechs internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erhielten zwischen März 2020 und Februar 2021 eine Förderung der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, um ihre Forschung in Marburg zu intensivieren.
Prof. Dr. Zhen Liu aus China erhielt im Februar 2021 ein Humboldt-Forschungsstipendium für erfahrene Wissenschaftler. Während seiner Zeit in Marburg wird er einen buddhistischen Erzähltext neu herausgeben, nachdem sich dafür die Quellenlage durch spektakuläre Handschriftenfunde zuletzt radikal geändert hat.
Für die Marburger Expertinnen und Experten für buddhistische Erzählliteratur und indotibetische Editionstechnik ist dies eine einzigartige Möglichkeit, sich mit den neuen Materialien vertraut zu machen, aber auch eine willkommene Gelegenheit, engere Beziehungen zur Indologie in Schanghai aufzunehmen. Gastgeber ist Prof. Dr. Jürgen Hanneder vom Fachbereich Fremdsprachliche Philologien.
Dr. Antonio Lagares aus Argentinien erhielt im Februar 2021 ein Humboldt-Forschungsstipendium für Postdoktoranden. In seiner Forschung beschäftigt sich Lagares mit sogenannten Gene Transfer Agents, die eine besondere Form des Austauschs genetischer Information zwischen Bakterien vermitteln. Gene Tranfer Agents stammen evolutionär von bakteriellen Viren – den sogenannten „Bakteriophagen“ – ab.
In erster Linie dienen sie dem Gentransfer, wodurch zum Beispiel Antibiotikaresistenzgene in einer bakteriellen Population verbreitet werden. Gastgeberin ist Prof. Dr. Anke Becker vom LOEWE-Zentrum für Synthetische Mikrobiologie (SYNMIKRO).
Dr. Iran Rojas Leon aus Mexiko erhielt im Januar 2021 ein Humboldt-Forschungsstipendium für Postdoktoranden. Er wird sich mit amorphen Materialien mit extrem nicht-linearen optischen Eigenschaften beschäftigen und damit zu den Untersuchungen im Rahmen der Forschungsgruppe FOR 2824 beitragen. Sein Ziel ist es, molekulare Baueinheiten des Typs [(RT)4E6], für die solche ungewöhnlichen Phänomene nachgewiesen werden konnten, in Oligomere und Polymere zu überführen.
Das soll in Form rein anorganischer Polymere oder in Form gemischter anorganisch-organischer Polymere in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Peter Schreiner an der Justus-Liebig-Universität Gießen realisiert werden. Von den Polymeren versprechen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Materialeigenschaften, die es erlauben, solche Substanzen einfacher in Bauelemente einbetten zu können. Gastgeberin ist Prof. Dr. Stefanie Dehnen vom Fachbereich Chemie.
Prof. Dr. Carlos David Londoño Sulkin aus Kanada erhielt im August 2020 den Friedrich Wilhelm Bessel-Forschungspreis. Er ist ein anerkannter Experte auf dem Gebiet der internationalen Wissenschaft über die indigenen Gesellschaften Amazoniens sowie der Moral und Ethik.
In Marburg wird Londoño Sulkin unter anderem an moralischen Bioethnographien arbeiten, die sich mit den Beziehungen zwischen persönlicher Subjektivität und Mustern in Kollektiven befassen. Gastgeber ist Prof. Dr. Ernst Halbmayer vom Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Philosophie.
Dr. Shilpi Ghosh aus Japan erhielt im Juni 2020 ein Humboldt-Forschungsstipendium für Postdoktoranden. Ihr Fachgebiet ist die Physikalische Chemie und insbesondere der Bereich heterogene Katalyse. Vorher war sie Postdoktorandin bei Prof. Yasuhiro Iwasawa am Innovation Research Center for Fuel Cells, Tokio.
Gemeinsam mit ihrem Gastgeber, Prof. Dr. Michael Gottfried vom Fachbereich Chemie, befasst sie sich mit der Elektrokatalyse in Brennstoffzellen. Ihr Ziel ist dabei die Weiterentwicklung der Direkt-Methanol-Brennstoffzelle mittels spezieller Metallkomplexe, die auch in biologischen Systemen eine wichtige Rolle spielen.
Dr. Dina Sara Leonie Verhage aus Frankreich erhielt im März 2020 ein Humboldt-Forschungsstipendium für Postdoktoranden. Ihr Fachgebiet ist die Zell- und Entwicklungsbiologie der Pflanzen. In Marburg wird sie sich der Frage widmen, wie Landpflanzen gelernt haben, Temperaturschwankungen wahrzunehmen.
Dabei möchte Verhage vor allem herausfinden, wie Pflanzen – in diesem Fall das „Kleine Blasenmützenmoos“ – Physcomitrium (Physcomitrella) patens, den Mechanismus derThermomorphogenese entwickelt haben und welche molekularen Mechanismen dem zugrunde liegen. Gastgeber ist Prof. Dr. Stefan Rensing vom Fachbereich Biologie.
* pm: Philipps-Universität Marburg