„Nachbarschaftsprojekte im Klimaschutz“ werden gefördert. Dazu zählt auch ein Projekt zum Kochen für mehr Nähe und eine bessere Welt.
2020 hat die Universitätsstadt Marburg dazu aufgerufen, sich mit Ideen für Klimaschutz-Projekte um eine Bezuschussung zu bewerben. Insgesamt neun Nachbarschaftsprojekte wurden ausgewählt und werden mit einer Gesamtsumme von mehr als 20.000 Euro gefördert. Dazu zählt auch die Idee eines Marburger Kochbuchs von Stefan Zimmermann.
Mobilität und Verkehr, Landschaftsschutz und Permakultur sind beim Stichwort „Klimaschutz“ Themen, zu denen viele Menschen Projekte erarbeiten. „Was könnte man denn auf die Beine stellen, das es so vielleicht noch nicht so häufig gibt?“ Diese Frage hat sich Zimmermann gestellt, als er von der Ausschreibung für „Nachbarschaftsprojekte im Klimaschutz“ auf der Rückfahrt von einer Dienstreise im Autoradio hörte.
Weil er selbst leidenschaftlicher Hobbykoch ist und sich seit Jahren für das Thema Ernährung interessiert, lag die Antwort auf der Hand. Für ihn lautete sie: „Ein Kochbuch“.
Unter dem Titel „Marburg kocht“ soll in den kommenden Monaten eine Rezeptesammlung entstehen, die sich vor allem an Regionalität und Saisonalität orientiert. „Essen ist auch ein verbindendes Thema“, erklärte Zimmermann. Für ihn ist es ein zentrales Element gerade in der aktuellen Corona-Krise, wo viel Distanz herrscht, die Menschen sich aber sehr nach Nähe sehnen.
Schon in seinem Elternhaus habe er die Liebe zum Kochen mitbekommen und versucht diese jetzt auch seinen Kindern beizubringen. Die dreijährige Tochter hilft bereits kräftig mit. Wie die meisten Kinder könnte sie täglich Nudeln mit Soße essen.
Die Frage, was er selbst am liebsten isst, könne er gar nicht eindeutig beantworten, sagte Zimmermann. „Dazu ist die Küche einfach zu vielfältig“, antwortete er. Derzeit sei die Ernährung in seiner Familie vor allem mediterran inspiriert mit OOlivenöl, viel Gemüse, sehr viel Hülsenfrüchten und lieber Fisch als Fleisch.
Regelmäßig geht Zimmermann auf dem Wochenmarkt einkaufen und achtet darauf, dass die Produkte möglichst aus der Region kommen und ökologisch produziert werden. Er habe sich viel mit der Thematik beschäftigt und wolle über das Projekt „Marburg kocht“ jetzt auch ein wenig Wissen weitergeben. Zwischen den Rezepten plant er auch Portraits von Ökobetrieben aus der Region.
„Ich möchte mit dem Kochbuch auch Menschen erreichen, die sich bislang vielleicht noch nicht so sehr mit Ernährung, Bio-Anbau und Umweltschutz auseinandergesetzt haben“, erläuterte Zimmermann. Sie sollen nicht nur Theorie zu lesen bekommen, sondern eben auch konkrete Tipps, wo sie bestimmte Produkte in und um Marburg einkaufen können. Damit das Kochen noch mehr Spaß macht und eben jahreszeitlich und regional orientiert stattfinden kann.
Aber natürlich dürfen auch mal Datteln oder Feigen in einen leckeren Nachtisch, auch wenn sie nicht aus dem Marburger Land stammen, sagte der Hobbykoch. Das Projekt soll auf keinen Fall mit dem erhobenen Zeigefinger daherkommen.
„Marburg kocht“ soll Lust machen auf gutes und gesundes Essen und darüber einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Lebensmittel vorrangig lokal und saisonal aus Öko-Landbau zu beziehen, würde weltweit zwei Prozent der CO2-Emissionen einsparen, erklärte Zimmermann.
Jeder Marburger, jede Marburgerin soll sich am Kochbuch beteiligen können. Geplant sind bis zu 100 Rezepte, die dann sowohl in digitaler Form über das Internet abrufbar sein sollen, als auch in einem tatsächlichen Buch erscheinen.
Die Förderung der Universitätsstadt Marburg finanziert unter anderem den Druck von Werbeflyern wie auch die erste Auflage des gedruckten Buches. Der Verkauf soll dann potentielle weitere Auflagen ermöglichen.
Alle, die die Anleitung für ihr Lieblingsgericht gern beisteuern möchten, können das über das Internet tun. Geplant ist, mit einem öffentlichen Aufruf im Frühjahr zu starten und dann das Jahr über Rezepte aus allen Jahreszeiten zu sammeln. Diese Rezepte sollen dann gesichtet und sortiert werden, bevor im kommenden Jahr dann zunächst die Online-Ausgabe des Kochbuchs und später das gedruckte „Marburg kocht“ erscheinen sollen. Und ganz viele Marburgerinnen und Marburger dann die Rezepte ihrer Mitbürgerinnen und Mitbürger nachkochen können.
* pm: Stadt Marburg