Der tägliche Tod: Gesundheit setzt Gelassenheit gegen Gewöhnung

Täglich veröffentlichen die Medien neue Fallzahlen zur Corona-Pandemie. Die meisten Menschen haben sich inzwischen daran gewöhnt.
Gewöhnen mussten sie sich an steigende Inzidenzwerte und immer mehr Neuinfektionen. Gewöhnt haben sie sich aber auch an immer höhrere Zahlen von Dodesfällen im Zusammenhang mit dem Coronavirus „SARS-CoV-2“. Nicht gewöhnen möchten sich manche jedoch an den Lockdown und die nötige Rücksichtnahme auf ihre mitmenschen.
Gewöhnt haben sich viele inzwischen auch an sogenannte „Querdenken-Demos“ von Corona-Leugnern, die die Gefährlichkeit des Virus oder gar seine Existenz an sich anzweifeln. Inzwischen gehören sie nicht nur in Deutschland ebenso zum Alltag wie die Pandemie und ihre Folgen.
Gewohnheit stumpft ab. Die tägliche Bekanntgabe der atuellen Infektionszahlen durch das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin verkommt beinahe bereits zu einem Ritual. Die Dramatik hinter diesen Zahlen verblasst angesichts der hedonistischen Forderung vieler Zeitgenossen, nun solle es doch endlich wieder mehr Freiraum für Spaß und Party geben.
120 Corona-Tote im Landkreis Marburg-Biedenkopf sind jedoch 116 tragische Schicksale. Um diese Menschen trauern Partnerinnen und Partner, Kinder oder Eltern, Verwandte und Bekannte oder Freundinnen und Freunde. Doch viele von ihnen sind einen grausamen und einsamen Tod gestorben.
Auch diejenigen, die die Statistiken als „genesen“ aufführt, kämpfen oft noch monatelang später mit den Folgen von Covid 19. Noch ist nich klar, ob sie wirklich wieder vollständig gesunden werden.
Angesichts dieser Dramatik sind Forderungen nach einer beschleunigten Impfung nur allzu verständlich. Doch mitunter erweisen sich solche Äußerungen als ahnungslose Besserwisserei. Seit Monaten arbeitet das Mainzer Unternehmen „Biontech“ daran, die Produktion seines Impfstoffs in Michelbach hochzufahren. Allerdings ist es gar nicht so einfach, die benötigten Ausgangsprodukte in ausreichender Menge und Qualität zu bekommen.
Wer behauptet, er habe in der Corona-Pandemie alles – oder auch nur einige wichtige Dinge – besser gemacht, der verkennt vermutlich die Schwierigkeit, ein vollkommen unbekanntes neues Virus richtig einzuschätzen. Sicherlich gibt es einige grundlegende Fragestellungen, die relativ unproblematisch zu beantworten sind; aber viele Erfahrungen im Umgang mit der neuartigen Situation zwingen auch gestandene Expertinnen und Experten tagtäglich zum Umdenken und Lernen. Ein wenig mehr Demut täte vermutlich allen gut.
Gesundheit und Gelassenheit sind gerade jetzt die wichtigsten Wünsche für das Neue >Jahr. 2021 kann die Welt die Corona-Pandemie überwinden. Allerdings wird ihr das nicht mit besserwisserischem Egoismus glücken, der das Verlangen nach Impfstoffen für das eigene Dorf oder Bundesland gegen das Recht aller anderen Menschen weltweit auf Gesundheit und einen Impfstoff ausspielt.

* Franz-Josef Hanke

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