Die Uferstraße ist jetzt eine Fahrradzone. Autos dürfen die Straße aber weiterhin nutzen.
Vor Allem für Radlerinnen und Radler ist die Umsetzung des städtischen Radverkehrsplans „die gute Nachricht der Woche“. Aber auch den Klimaschutz bringt die neue Maßnahme weiter voran.
Im Campusviertel sammelt die Stadt Marburg nun Erfahrungen mit ihrer ersten Fahrradzone. In dem Bereich haben Radfahrende künftig Vorrang. Autos dürfen weiterhin durch die Uferstraße Fahren, müssen sich aber dem Tempo der Radlerinnen und Radler anschließen.
Damit soll das Radfahren im Quartier attraktiver werden. Auch der tägliche Schulweg wird dadurch sicherer für Kinder und Jugendliche.
Die Schilder stehen. Großflächige, farbige Piktogramme auf der Fahrbahn machen es ebenfalls deutlich: Das Campusviertel ist jetzt in weiten Teilen eine Fahrradzone.
Das bedeutet nicht, dass Autos die Straßen nicht mehr nutzen dürfen – der Radverkehr hat aber Vorrang. Der motorisierte Anliegerverkehr bleibt zugelassen. Denn das Campusviertel ist ein wichtiger Schul-, Kultur- und Wirtschaftsstandort sowie Wohnviertel. Alles soll weiterhin sehr gut erreichbar bleiben.
Autofahrende müssen dem Radverkehr hier aber nun eine besondere Beachtung schenken. Für die neue Fahrradzone wird es außerdem bald etwa 50 neue Radstellplätze und eine Nextbike-Station geben. Die Fahrradzone umfasst neben der Uferstraße auch die Wolffstraße, die Savignystraße, die Heusingerstraße sowie die verlängerte Biegen- und Deutschhausstraße.
„Im Bereich der Uferstraße gibt es – nicht zuletzt durch die Nähe zu den Uni-Gebäuden – sehr viel Radverkehr“, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Insbesondere für die Anwohner*innen im Quartier – aber auch für alle anderen Radfahrer*innen – wollen wir das Radfahren in diesem Bereich noch attraktiver machen und zugleich Fußgänger besser schützen.“
Die Menschen in Marburg sollen sich jeden Morgen entscheiden können, mit welchem Verkehrsmittel sie ihre Wege zurücklegen möchten. Dazu müssen die verschiedenen Verkehrsmittel aber auch attraktiv sein.
Das Campusviertel ist zudem Schulstandort von zwei Schulen. Mit der Fahrradzone und dem Auflösen von Konflikten auf einem bisher gemeinsamen Fuß- und Radweg wird damit auch der selbständige Schulweg für die Kinder und Jugendlichen sicherer gestaltet. Damit möchte die Stadt Marburg auch dazu beitragen, den Schulverkehr – beispielsweise durch Elterntaxis – zu reduzieren und sichere Alternativen anzubieten.
„Mit der Fahrradzone werden wir nun erstmal Erfahrungen sammeln“, erläuterte Spies. „Und dort, wo es nötig ist, werden wir nachbessern.“
Die Regelung werde insgesamt schon sehr gut angenommen – die Resonanz sei überwiegend positiv.
Anliegerverkehr kann weiterhin mit dem Auto in das Campusviertel fahren. Grundsätzlich gelten alle allgemeinen Regeln der Straßenverkehrsordnung weiterhin. Grundsätzlich gilt ein Tempolimit von 30 Stundenkilometern.
Der Radverkehr darf durch den Fahrzeugverkehr weder gefährdet noch behindert werden. Der Radverkehr gibt die Geschwindigkeit vor; Autos müssen sich dem gegebenenfalls anpassen. Radlerinnen und Radler dürfen nebeneinander fahren.
Die Einrichtung der Fahrradzone ist ein Baustein aus dem Radverkehrsentwicklungsplan, den die Stadtverordnetenversammlung (StVV) beschlossen hat. Die Fahrradzone ist zwischen Biegenstraße, Deutschhausstraße, Bunsenstraße, Wolffstraße und der Lahn ausgewiesen.
Weitestgehend können Radfahrer*innen sie in beide Richtungen befahren. Neu ist nun auch, dass die Uferstraße an allen Kreuzungen in der Fahrradzone Vorfahrt hat.
Die Uferstraße und der Bereich an der Lahn ist eine wichtige Nord-Süd-Verbindung in der Stadt, die sehr häufig vom Radverkehr genutzt wird. Allerdings kam es auf dem bisher gemeinsam genutzten Rad- und Fußweg in der Uferstraße häufig zu Konflikten zwischen Rad- und Fußverkehr – der Radweg im Lahnvorland ist insbesondere bei Hochwasser zudem nicht nutzbar.
So wird der ehemalige gemeinsame Fuß- und Radweg auf dem Damm, zwischen den Parkplätzen und der Böschung, nun nur noch als Fußweg genutzt. Er wird dabei etwas schmaler: Die Parkplätze wurden ein Stück Richtung Lahn verschoben, damit auf der Fahrbahn in beiden Richtungen Platz für Radfahrer*innen ist.
Umgesetzt wurde kurz vor dem Winter nun auch die neue Fahrradampel in der Gutenbergstraße und der Universitätsstraße. Im Sommer wurden dort Schutzstreifen markiert. Wer vom Rudolphsplatz aus zu der Kreuzung fährt, hat als Radler*in nun Fahrradampeln für den Verkehr in gerader Richtung und auf der Abbiegespur in die Gutenbergstraße.
Die Gutenbergstraße ist jetzt vollständig für den Radverkehr in Gegenrichtung zur Einbahnstraße freigegeben. Auch dort gibt es dafür eine Fahrbahnmarkierung und eine Fahrradampel an der Kreuzung zur Gutenbergstraße. Natürlich funktioniert auch hier die Fahrradbeschleunigungsapp SiBike, die sowohl im Appstore von Apple, als auch im Google Playstore kostenlos heruntergeladen werden kann.
Alle, die mit dem Rad in Marburg unterwegs sind, können diese und andere Maßnahmen für den Radverkehr in Marburg im Fahrradklimatest bewerten und der Stadt somit Feedback geben. Der Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) ist eine Umfrage darüber, wie die Verkehrssituation für Fahrradfahrende in deutschen Städten und Gemeinden ist. Von Fragen über die Sicherheit beim Fahrradfahren bis hin zur Zufriedenheit der Fahrradfahrenden ist alles dabei.
Ob Jung oder Alt, fahrradbegeistert oder seltener mit dem Rad unterwegs: Alle, die Lust haben, können an der Umfrage teilnehmen. Die Umfrage läuft bis Montag (30. November) unter www.fahrradklima-test.adfc.de.
* pm: Stadt Marburg