Marburger Hexenroute: Ein begehbares Geschichtsbuch zum Hören

Ein begehbares Geschichtsbuch zum Hören ist die Marburger Hexenroute. Sie bietet einen spannenden Spaziergang mit Gruselfaktor.
Catharina Staudinger wurde 1656 in Marburg als Hexe verbrannt. Wo hat sie gelebt? Was war passiert? Wie wurde ihr der Prozess gemacht?
Das und vieles mehr wird im neuen Audioguide „Hexenroute – ein Stadtspaziergang zum Hören“ aufgegriffen. Exemplarisch erfahren Hörerinnen und Hörer so mehr über die Hexenverfolgung in Marburg. Die „Hexenroute“ gibt es ab Sonntag (15. November) kostenfrei.
Die Stadt Marburg hat das Jahr 2020 unter den Themenschwerpunkt „Andersartig. Hexen. Glaube. Verfolgung.“ gestellt. In unterschiedlichsten Veranstaltungen wird das Thema Hexen und Hexenverfolgung beleuchtet und aufgearbeitet.
Dr. Ronald Füssel hat dazu eine wissenschaftliche Studie veröffentlicht, die als Stadtschrift unter dem Titel „Gefoltert, gestanden, zu Marburg verbrannt. Die Marburger Hexenprozesse“ erschienen ist. Die Ergebnisse dieser Studie wurden nun auch zur Vorlage für ein neues Projekt.
„Wir wollen an Menschen erinnern, die in Marburg in der Vergangenheit großem Unrecht zum Opfer gefallen sind2, erklärte Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies. „Dazu gehört auch die Geschichte der Menschen, die vor rund 350 Jahren während der allgemeinen Hexenhysterie getötet wurden.“
Die Hexenroute mit ihrem Audioguide mache diese Geschichte der Hexenverfolgung erlebbar für alle Altersklassen. „Der Stadtspaziergang macht Marburg zu einem begehbaren Geschichtsbuch für Groß und Klein“, erläuterte Spies. Denn wenn Menschen aus der Geschichte lernen sollen, reiche es nicht, sie Daten aus Büchern auswendig lernen zu lassen.
„Der Bezug zur Geschichte muss hergestellt werden“, erklärte der Oberbürgermeister. „Und dafür muss man mitunter das Buch verlassen und in die Geschichte in die Lebenswirklichkeit holen.“
Mit dem Audioguide und dem Faltblatt zur Hexenroute können alle jederzeit selbstständig in die Geschichte der Hexenprozesse in Marburg eintauchen und Orte, die mit den Hexenverfolgungen zusammenhängen, selbst aufsuchen. Der Weg führt von den verschiedenen ehemaligen Gefängnissen auf dem Marburger Schloss über den Marktplatz, wo öffentlich und unter freiem Himmel die Urteile verkündet wurden, bis zum Rabenstein auf der anderen Lahnseite. Dort fanden die Hinrichtungen statt.
Wer der „Marburger Hexenroute“ folgt, erfährt dabei auch immer wieder etwas darüber, wann und warum die Hexenverfolgungen überhaupt entstanden sind und wie ein Hexenprozess konkret ablief. Der Autorin Gesa Coordes ist es zudem gelungen, das wahrscheinliche Wohnhaus einer als Hexe verbrannten Marburgerin zu identifizieren. Die Schneiderwitwe Catharina Staudinger wurde 1656 Opfer eines Hexenprozesses, der mit ihrer Hinrichtung endete.
Von ihrem Haus an der Wettergasse an der Ecke zum Schloßsteig ausgehend, können Interessierte nun nacheinander alle Stationen ihres Leidenswegs besuchen und werden dabei sogar Zeugen ihres Verhörs und ihrer Verurteilung. Denn der Audioguide wurde dazu von der beauftragten Agentur „Werkraum56“ eindrucksvoll in Szene gesetzt. So ist der Folterkeller etwa eine düstere Szene mit klirrenden Ketten und Hall, mit den originalen Worten von Katharina Staudinger aus dem Folterprotokoll. Zuhören sind auch die knarzenden Türen und Riegel im Hexenturm. So hat die Hexenroute auch einen kleinen Gruselfaktor.
„Die ,Hexenroute‘ eignet sich für Geschichtsinteressierte, für Groß und Klein“, erläuterte Spies.. „Und sie bietet einen spannenden Ausflug für die Familie.“ Zudem wies der Oberbürgermeister darauf hin, dass beim Begehen der Hexenroute auch die geltenden Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten sind –
und das Eintauchen in die Geschichte eine schöne Abwechslung an der frischen Luft ist.
Das Faltblatt „Marburger Hexenroute“ ist ab Sonntag (15. November) unter anderem in der Touristen-Information der Universitätsstadt Marburg kostenlos erhältlich. Der Audioguide „Die Hexenroute. Ein Stadtspaziergang zum Hören“ kann unter www.marburg.de/hexenroute heruntergeladen werden. Die Stadtschrift „Gefoltert, gestanden, zu Marburg verbrannt“ ist im Buchhandel sowie im Rathausverlag der Universitätsstadt Marburg zu bekommen.
Ein Anliegen des Themenschwerpunkts der Universitätsstadt Marburg ist, das Thema Hexenverfolgung in Marburg möglichst sachlich und nachhaltig aufzuarbeiten. Gleichzeitig soll den heutigen Marburgerinnen und Marburgern sowie ihren Gästen das Schicksal der Menschen, die vor rund 350 Jahren der allgemeinen Hexenhysterie zum Opfer gefallen sind, möglichst nahegebracht werden.

* pm: Stadt Marburg

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