Psychologie: Placebo-Effekt verbessert Heilung nach Herzoperation

Ein „Placebo-Effekt“ verbessert die Erholung von Patienten, die eine Herzoperation hinter sich haben.
Das berichtet ein interdisziplinäres Team um den Psychologen Prof. Dr. Winfried Rief und den Herzchirurgen Prof. Dr. Rainer Moosdorf von der Philipps-Universität in der Fachzeitschrift „BMC Medicine“. Erhielten die Betroffenen psychologische Betreuung, um ihre Erwartungen an eine rasche Genesung zu erhöhen, so erholten sie sich nach einem Eingriff am Herzen besser als andere, die keine Unterstützung bekamen.
Placebo-Effekte beeinflussen oftmals den Erfolg einer medizinischen Behandlung. Zu diesen Placebo-Effekten tragen insbesondere die Erwartungen bei, die Patienten an die Wirksamkeit und das Ergebnis einer Therapie haben. „Das Ziel unserer Studie besteht darin, diese Erwartungen zu optimieren, um das Ergebnis von Bypass-Operationen am Herzen zu verbessern“, schrieben die Autoren.
Um das zu erreichen, teilten die Forscher 124 Patienten in drei Gruppen ein: Die „Erwartungsgruppe“ erhielt psychologische Unterstützung von einem Therapeuten, die speziell darauf abzielte, die Erwartungen an die Wiederherstellung nach der Operation zu erhöhen. Die „Unterstützungsgruppe“ verbrachte ebenso viel Zeit mit dem Therapeuten, diskutierte die eigenen Erwartungen aber nicht. Die Kontrollgruppe schließlich erhielt keine zusätzliche psychologische Unterstützung.
Vor der Operation sowie sechs Monate danach erhoben die beteiligten Wissenschatler Daten über das geistige Wohlbefinden, die gesundheitlichen Beschwerden, die Arbeitsfähigkeit und die körperliche Aktivität der Betroffenen. Die Mitglieder der „Erwartungsgruppe“ machten spezielle Übungen, um die Erwartungen an ihre Gesundung zu erhöhen.
So wurden die Patienten gebeten, zu erklären, was sie nach der Operation erreichen wollen, wie sie sich zu erholen gedenken und wie sie in ein normales Leben zurückkehren können. Der Therapeut half dabei, personalisierte Pläne zu erstellen, wie jeder und jede Einzelne diese Ziele erreichen kann; und die Patienten durften nach der Sitzung alle Notizen mitnehmen.
Wer psychologische Unterstützung erhielt, um die eigenen Erwartungen bezüglich der Wiederherstellung nach der Operation zu erhöhen, litt sechs Monate nach dem Eingriff weniger an Beschwerden, erfreute sich einer besseren Lebensqualität, war körperlich aktiver und fitter für die Arbeit im Vergleich zu denjenigen, die nicht von zusätzlicher Hilfe profitierten. „Patienten, die vor der Operation irgendeine Form psychologischer Unterstützung erhielten, ging es sechs Monate danach besser als anderen“, fasste Rief zusammen. „Den größten Nutzen bringt anscheinend eine personalisierte Unterstützung mittels spezieller Anleitungen, wie die Betroffenen eine schnellere und bessere Erholung erreichen können.“
Es war das erste Mal, dass der Placebo-Effekt in der Herzchirurgie mittels einer kontrollierten wissenschaftlichen Studie untersucht wurde. Sie zeigt auch, dass eine kurzfristige psychologische Intervention leicht bei Herz-Operationen eingesetzt werden kann. „Durch die Ausnutzung des Placebo-Effekts können wir die lebensrettenden Aspekte der Chirurgie durch eine verbesserte Erholung unserer Patienten ergänzen“, erklärte Moosdorf.
Rief lehrt Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Philipps-Universität. Er leitet eine bundesweite Forschungsgruppe zu Placebo- und Nocebo-Effekten, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanziert wird. Neben den Marburger Arbeitsgruppen um Rief und Moosdorf beteiligten sich Wissenschatler aus Essen, Hamburg und Auckland an der Studie. * pm: Philipps-Universität Marburg

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