Vielfalt im Alter: Lehrbuch für Pflegekräfte zu sexuellen Identitäten

Das Alter macht nicht Halt vor Menschen, die aus dem heteronormativen Raster fallen – diesem Thema haben Fachleute aus Berlin, Karlsruhe, Ludwigshafen und Marburg erstmals ein deutschsprachiges Lehrbuch gewidmet.
Darin geht es um das Altern und Alter von schwulen, lesbischen, bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen sowie queeren Menschen. Die Publikation „LSBTIQ* und Alter(n) – ein Lehrbuch für Pflege und Soziale Arbeit“ wurde herausgegeben von Tamara-Louise Zeyen, Ralf Lottmann, Regina Brunnett und Mechthild Kiegelmann beim Verlag „Vandenhoeck & Ruprecht“ in Göttingen.
Was bedeutet der Slogan „Das Alter ist bunt“ für die altersbezogenen Berufe? Ein Beispiel aus der Praxis: In einem betreuten Wohnheim einer Kleinstadt bewirbt sich eine Person um einen Platz, die als Junge geboren wurde und seit Jahrzehnten als Frau lebt. Das Team fragt sich: Wie kann die Einrichtung ihr gerecht werden?
Fallbeispiele dieser Art unterstreichen den praxisorientierten Ansatz des Lehrbuchs – sie stammen aus Interviews mit Betroffenen oder aus der praktischen Arbeit.
Wie altern Menschen mit verschiedenen sexuellen Orientierungen und Geschlechtern? Wie können Institutionen der Altenhilfe und in der Altenpflege sie unterstützen? Solche Fragen seien „im Zuge des gesellschaftlichen Wandels der letzten Jahrzehnte zunehmend in die öffentliche Aufmerksamkeit“ gerückt, heißt es in der Einleitung.
Die Gesellschaft wird älter, wobei hat gleichzeitig die Diversität alter Menschen zunimmt. Das fordert den Fachkräften in Altenhilfe- und Pflegeeinrichtungen neue Kompetenzen ab.
Dem trägt das Buch durch ausführliche Kapitel zu Grundlagen- und Querschnittsthemen sowie zu Anwendungsbeispielen Rechnung. Dabei hat das herausgebende Team „besonderen Wert auf Perspektiven aus den Communitys und Hinweise auf Praxiseinrichtungen sowie bestehende Angebote“ gelegt.
„Die praxisorientierte Gliederung der Beiträge lenkt den Fokus auf professionelles Handeln“, heißt es in der Einleitung. Das Lehrbuch ist für Ausbildung, Studium und Weiterbildung gedacht, aber auch für die Begleitung der Praxis in der Altenhilfe, um die „Förderung einer bedarfsgerechten und menschenrechtsorientierten Arbeit mit Älteren voranzutreiben“.
Zur Herausgabe des Lehrbuchs hat sich ein Team von Fachleuten aus den Sozialwissenschaften zusammengefunden: Prof. Dr. Regina Brunnett lehrt Gesundheitswissenschaften an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen. Die Sozialpädagogin und Sozialpsychologin Dr. Mechthild Kiegelmann hat eine Professur an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe inne. Der Soziologie und Gerontologe Dr. Ralf Lottmann forscht an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin (ASH).
Die Erziehungswissenschaftlerin Tamara-Louise Zeyen ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Arbeitsbereich „Sozial- und Rehabilitationspädagogik“ der Philipps-Universität. Sie verfertigt derzeit eine Dissertation über „Wohnprojekte für gleichgeschlechtlich l(i)ebende Personen im Alter“.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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