Eine sechsstellige Summe erbeuteten angebliche Polizeibeamte rund um den Monatswechsel. In fast allen Landkreisen Mittelhessens riefen die Betrüger meist ältere menschen an.
In Marburg agierten ein angeblicher „Herr Stahl“ von der Kripo Marburg und sein „Einsatzleiter Schubert“. Die Betrüger gaben sich von Dienstag (30. Juni) ab 21.40 Uhrbis Mittwoch (1. Juli) gegen 12 Uhr bei dem Opfer in der Potsdamer Straße als Polizeibeamte aus. Die Betrüger waren so überzeugend, dass das Opfer sein Vermögen aus dem Schließfach seines Geldinstituts abholte und anweisungsgemäß hinterlegte. Der Senior büßte letztendlich vermutlich seine gesamten Ersparnisse ein.
Dabei handelt es sich um ein Vermögen im Wert von mehreren hunderttausend Euro. Die Betrüger waren so dreist, ihr Opfer sogar noch nach der Abschöpfung erneut anzurufen. Sie teilten mit, dass „die Polizei“ aufgrund seiner Mitarbeit die Täter dingfest machen konnte.
Die Betrüger kündigten an, „morgen“ vorbeizukommen, um ihren Dank auszusprechen und das Vermögen zurückzubringen. Erst als dieser Besuch ausblieb, ging das Opfer zur Polizei, um selbst bei den angeblichen Beamten vorzusprechen. Erst hier erfuhr der Mann von dem Betrug.
Der Marburger hatte sein Vermögen – wie gefordert – im Auto liegenlassen und den Wagen offen auf dem Anwohnerparkplatz eines Wohnblocks an der Potsdamer Straße abgestellt. Da er keinen Verdacht schöpfte, maß er einem hellen –
eventuell hellblauen – Transporter ohne sonstige Auffälligkeiten, und einem schlanken – eher jungen – Mann zwischen 20 und 35 Jahren in Arbeitskleidung keine weitere Aufmerksamkeit zu. Fahrzeug und Mann standen zur vermutlichen Abholzeit am Donnerstag (2. Juli) zwischen 11.30 und 12 Uhr am Fahrbahnrand der Potsdamer Straße in unmittelbarer Nähe zum Parkplatz und mit Sicht auf den Wagen des Opfers.
Immer wieder weist die Polizei auf die Masche der betrüger hin, sich als Polizeibeamte auszugeben und von einer angeblichen Straftat zu „berichten“. Die Polizei selbst ruft jedoch niemals an, um von ihrer Arbeit zu berichten oder sich nach dem Vermögen von Personen zu erkundigen. Keinesfalls verlangen Polizeibeamte die Übergabe von Eigentumswerten.
Grundsätzlich sollte man keinen Unbekannten Geld oder Sachwerte übergeben. Bei dubiosen Anrufen sollte man sofort auflegenund die Polizei unter der Notrufnummer 110 anrufen. Angebliche Verwandte kann man leicht enttarnen, indem man die echten Verwandten unter der bekannten Nummer anruft.
Nicht nur Betrüger mit der Masche als „falscher Polizeibeamter“, sondern auch ein Betrüger mit der sogenannten „Microsoftmasche“ war leider erfolgreich. Er telefonierte mit seinem 73 Jahre alten Opfer am Mittwoch (1. Juli). In dem insgesamt fünfstündigen (!!!) Gespräch schaffte es der angebliche Mitarbeiter von Microsoft, den Senioren davon zu überzeugen, dass sein Rechner mit einem Virus befallen sei und er di Schadsoftwaren durch einen Fernzugriff beseitigen könne.
Schließlich folgte das Opfer den Anweisungen des angeblichen Computerexperten bis hin zu einem aktiven online-Banking. Seinen vollen Zugriff auf den Computer. Die dabei abgefischten Daten nutzte der Betrüger letztlich zu Kontoverfügungen von fast 20.000 Euro.
Auch vor dieser Betrugsmasche kann man sich nur mit entsprechender Vorsicht und gesundem Misstrauen schützen. „Wenn Sie selbst keine Computerprobleme festgestellt und niemanden zur Beseitigung von Störungen beauftragt haben, woher weiß dann der Anrufer von einem Virenbefall?“, fragt Polizeisprecher Martin Ahlich. „Gewähren Sie wirklich nur vertrauenswürdigen Personen und nur nach eigener Beauftragung und überprüfter Identifizierung der Person zum Beispiel durch Rückruf bei der Firma einen Zugriff auf ihren Computer!“
* pm: Polizei Marburg