Seit Montag (27. April) herrscht wieder Leben in Marburgs Schulen. Schülerinnen und Schüler der Abschlussstufen bereiten sich auf ihre Prüfungen vor.
Voraussichtlich ab Montag (18. Mai) gehen weitere junge Menschen wieder zum Präsenzunterricht. Stadträtin Kirsten Dinnebier hat sich bei einem Rundgang durch Marburger Schulen ein Bild vom Schulalltag in der Corona-Zeit gemacht. Dabei lobte sie das Engagement aller städtischen Beschäftigten und Lehrkräfte für Unterricht und Notbetreuung sehr.
„Die Marburger Schulen machen das Beste aus der momentanen Situation mit Elan, tatkräftigem Einsatz und der Kreativität, der es in solch einer außergewöhnlichen Lage bedarf“, sagte Dinnebier bei ihrem Rundgang durch verschiedene Marburger Schulen. „Die Herausforderungen variieren je nach Schultyp, aber es ist im Gesamten enorm, was hier geleistet wird. Als Schulträger unternehmen wir alles, um die Schulen zu unterstützen.“
Gemeinsam mit Santina Poetsch vom städtischen Fachdienst Schule besuchte sie die Kaufmännischen Schulen, das Gymnasium Philippinum, die Emil-von-Behring-Schule und die Waldschule Wehrda. Sie sprach mit den Schulleitungen und machte sich vor Ort ein Bild davon, wie Schulalltag und Kindernotbetreuung in der Corona-Krise umgesetzt werden.
Dass die Stadt Marburg und die Schulen in ihrer Kooperation gut aufgestellt sind, bestätigte unter anderem Schulleiter Klaus Schäfer von der Emil-von-Behring-Schule (EvB). An seiner Schule werden derzeit etwa 120 Schülerinnen und Schüler in den Abschlussklassen 9 und 10 unterrichtet.
„Dadurch ist wieder ein Stück Normalität eingekehrt“, sagte Schäfer. Die Klassen werden jeweils in zwei Gruppen mit maximal 15 Schülerinnen und Schülern aufgeteilt, damit die Abstandsregelungen eingehalten werden können. Somit wird pro Klasse die doppelte Anzahl an Lehrkräften benötigt.
„Wir haben ein sehr gutes Kollegium“, lobte Schäfer das Engagement seines Lehrpersonals. „die Lehrer*innen sind sich ihrer Verantwortung bewusst.“
Bezüglich der Hygieneregeln sollten die Lernenden einen Mundschutz auf dem Schulgelände tragen, in den Unterrichtsstunden sei es nicht notwendig. Außerdem werde angeraten, dass sich die Schülerinnen und Schüler zum Beginn des Schultags und nach den Pausen die Hände waschen.
Die Klassen seien räumlich ausreichend voneinander getrennt und befänden sich in verschiedenen Gebäudekomplexen, berichtete Schäfer. Schwierig werde es, wenn weitere Klassen hinzukommen.
Die restlichen rund 500 Schülerinnen und Schüler der EvB werden derzeit digital über die Lernplattform „LANIS“ unterrichtet. Anfängliche Schwierigkeiten wurden schnell behoben, so dass bereits nach der ersten Woche alle erreicht wurden, berichtete Schulleiter Schäfer. Das liegt auch daran, dass die EvB Grundsteine für digitalen Heimunterricht bereits vor der Corona-Krise gelegt hatte.
Der Zugang zum Internet sei Dank Smartphones und Tablets kein Problem. Schwierigkeiten entstünden eher dort, wo es zuhause an Computern und Druckern fehle, um Aufgaben zu bearbeiten, berichtete Schäfer.
Dinnebier und Poetsch betonten, dass es wichtig sei, dass Förderungen an der richtigen Stelle zum Einsatz kommen. „Kein Kind darf abgehängt werden“, forderte die Stadträtin.
Positive Rückmeldungen erhielt Stadträtin Dinnebier auch an der Waldschule Wehrda, wo eine Notbetreuung für Kinder der Klassen 1 bis 4 eingerichtet ist. „Die Kinder kommen super gerne zu uns“, berichtete Schulleiterin Gabriele Lowak. Mit kindgerechten Schildern werden sie dazu animiert, auf dem Schulhof eine Maske zu tragen und Abstand zueinander zu halten.
„Das funktioniert ganz gut, auch wenn es bei manchen Kindern – insbesondere Erstklässler*innen – schwer ist, beim Spielen die Regeln zu vermitteln“, erklärte Lowak. Derzeit werden um die 20 Kinder am Tag betreut, in Gruppen von fünf bis sieben Schüler*innen aufgeteilt. Die Notbetreuung wird vormittags durch Lehrkräfte und nachmittags durch das pädagogische Personal der Nachmittagsbetreuung sichergestellt.
Dabei arbeiten alle Pädagoginnen und Pädagogen – wie auch im regulären Schulbetrieb – Hand in Hand um auch in dieser schwierigen Situation den Kindern den Tag bestmöglich zu gestalten. Dabei kommt allen das gute Wetter der letzten Woche zugute, sodass der Wald und der weitläufige Schulhof viel genutzt werden.
Auch beim Mittagessen wird die veränderte Situation deutlich, statt einem großen gemeinsamen Mittagessen wird nun in drei Schichten mit großem Abstand zueinander gegessen.
Auch Poetsch ist voll des Lobes für die Arbeit der städtischen Fachkräfte und der Lehrkräfte: „Es ist hervorragend, wie der Unterricht und die Notbetreuung laufen, insbesondere die Flexibilität und Kreativität in der Gestaltung.“ Der Informationsfluss zwischen den Schulen und der Stadt laufe sehr gut.
„Die Sorge aller Lehrer*innen ist die Umsetzung der Abstandsregeln, wenn weitere Klassen wieder für den Unterricht zugelassen werden“, ergänzte Bildungsdezernentin Dinnebier. „Dabei hoffen wir auf praktische Vorschläge aus den Ministerien.“
Insgesamt gehen rund 11.200 Schülerinnen und Schüler in Marburgs Schulen. Davon werden derzeit rund 1.500 in den Abschluss- und abiturvorbereitenden Klassen unterrichtet, rund 110 Kinder besuchen wöchentlich die städtischen Notbetreuungsangebote.
* pm: Stadt Marburg