Trostreiches Theater: Schauspielerin schreibt sehnsüchtigen Liebesbrief

„Wohin mit all der Liebe zum Theater?“ fragen sich nicht nur die Theaterliebhaberinnen und -liebhaber in diesen Tagen. Auch die Theaterschaffenden überlegen: „Warum nicht dem Medium einen Liebesbrief schreiben?“
Das Hessische Landestheater Marburg (HLTM hat damit begonnen und lädt ein, das gleiche zu tun: „Schreiben Sie an DAS THEATER und schicken Sie Ihren Liebesbrief an eine Kultureinrichtung Ihrer Wahl!“ Die Theaterleute sind gewiss, dass die Briefe die Theater und Kulturredaktionen Deutschlands erreichen und DAS THEATER in neuem Glanz mit seiner ewig jungen, ewig alten, immer neuen Weisheit zu den Menschen zurückkommen wird.
Jorien Gradenwitz vom Ensemble des HLTM hat einen berührenden Liebesbrief an das Theater geschrieben. marburg.news möchte ihn nicht nur veröffentlichen, sondern auch möglichst viele Menschen ermutigen, Dankesbezeugungen oder Ermutigungen, Solidaritätsbekundungenoder andere Statements an die Redaktion zu schicken. Solche Äußerungen mögen Trost spenden oder zum Weitermachen anhalten, in jedem Fall aber das Gefühl der Abgetrenntheit von lieben „Lebensmitteln“ ausdrücken wie der Liebesbrief der Marburger Schauspielerin: Liebes Theater,
du weißt es wahrscheinlich schon länger als ich, dass ich dich liebe. Zumindest ist in meiner Erinnerung unsere erste Begegnung etwas, das mir sagt, dass du eine Ahnung von meiner Liebe hattest noch bevor wir uns kannten.
Ich war drei Jahre alt und du Jahrtausende. Dies erste Mal traf ich dich in der sonderbaren Gestalt eines Kindergartengruppenraums in Baden-Württemberg. Heute weiß ich, dass du überall sein kannst, dass die Welt dein Zuhause ist, während andere eine 1-Zimmer-Küche-Bad-Wohnung das ihre nennen. Genügsam bist du nicht und sollst es auch nicht werden.
Jetzt kennen wir uns also 25 Jahre; und dein Wesen hat mich zum Groß-Träumen verleitet. In diesen Tagen ist die Welt uns beiden nicht groß genug. Ich sehne mich nach deinen Räumen, deinem Atem, deiner Stille, deiner Sprache und der Fülle deiner Perspektiven.
Am meisten schmerzt mich, dass die Lücke, die du hinterlässt, nicht zu füllen ist. Dich kann ich nicht ersetzen.
Ich kann mich ablenken und anreichern, mich bewegen oder erstarren, im Licht oder im Schatten stehen, nichts davon gibt mir das, was du mir zu geben fähig bist. Du gewitztes Etwas, du Wonne am Puls der Zeit, du Ach und Weh!
Wann können wir uns wieder begegnen? Bist du da? Bist du da irgendwo in all dem? Du bist nicht aus der Welt, das weiß ich.
Schick mir ein Zeichen und komm zurück in die Räume, die man dir baute! Ich würde mich für dich prügeln, dir Denkmäler setzen, dir Texte schreiben, dir Lieder singen, Feste feiern und es hinausschreien in die Welt, dass ich dich liebe und ohne dich nicht sein will, wenn du mir nur ein kleines Zeichen geben könntest, dass du zurückkommst. In ewiger Liebe,
deine Jorien

* pm: Hessisches Landestheater Marburg

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