Er war einer der letzten großen Sozialliberalen in Deutschland. Dr. Burkhard Hirsch ist am Mittwoch (11. März) im Alter von 89 Jahren gestorben.
Geboren wurde er am 29. Mai 1930 in Magdeburg. Nach dem Abitur 1948 in Halle an der Saale kam Hirsch zum Studium der Rechtswissenschaften nach Marburg.
1954 schloss er dieses Studium mit dem ersten und 1959 mit dem zweiten juristischen Staatsexamen ab. 1961 wurde der Jurist an der Philipps-Universität auch promoviert.
Während seiner Studienzeit engagierte er sich bereits in der FDP. Sein Interesse galt damals der Kommunalpolitik, die er 2006 in der Rückschau aber durchaus auch mit einem Augenzwinkern wiederaufleben ließ: Die öffentliche Toilette am Rudolphsplatz sei von Verbindungsstudenten abschätzig „Luises Lust“ genannt wordennach der FDP-Politikerin Prof. Dr. Luise Berthold,die sich damit erfolgreich für mehr Sauberkeit in Marburg eingesetzt habe.
Sein Intteresse galt hingegen weniger der öffentlichen Sauberkeit als vielmehr den Freiheitsrechten. Als Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen von 1975 bis 1980 war er an allen Entscheidungen zum „Deutschen Herbst“ und dem Umgang des Staates mit den Terroristen der „Rote-Armee-Fraktion“ (RAF) beteiligt.
Diese Erfahrung prägte sein weiteres politisches Wirken. Eine zentrale Rolle spielte für ihn die Frage, ob der demokratische Staat im Abwehrkampf gegen Terrorismus nicht am Ende die Freiheit aller Menschen opfere und damit seine Daseinsberechtigung verspielt So etwa äußerte sich Hirsch bei einer Veranstaltung im Februar 2009 in Marburg.
Als Sonderermittler der Bundesregierung versuchte er ohne großen Erfolg, den Verbleib verschwundener Akten zur Treuhandanstalt und der Privatisierung des Tankstellennetzes in der ehemaligen DDR aufzuklären. Vor dem Bundesverfassungsgericht (BVerfG) klagte er erfolgreich gegen den „Großen Lauschangriff“ und das „Luftsicherheitsgesetz“. Dafür ehrte die Humanistische Union (HU) ihn 2006 mit dem Fritz-Bauer-Preis
Gerade in Zeiten von Rechtspopulismus und Rassismus wird der Mahner für eine freiheitliche Demokratie nicht nur der FDP fehlen. Mit Hirsch hat ein politischer Vorkämpfer für Rechtsstaat und Liberalismus im besten Sinne die Bühne verlassen, der immer geradlinig für seine Überzeugung eingetreten ist. Auch sein Studienort Marburg trauert umeinen großen Freiheitskämpfer, der neben Gustav Heinemann zu den eindrucksvollen Beweisen einer hohen Qualität des Jurastudiums an der Philipps-Universität gehört.
* Franz-Josef Hanke