Mehrere Einfälle: Kognitive Verhaltenstherapie zu Panik erforscht

Kognitive Verhaltenstherapie wirkt sich auf Hirnaktivität aus. Ein Team aus der Medizin ermittelte die neuronalen Korrelate einer Behandlung von Panikstörungen.
Behandelt man eine Panikstörung durch kognitive Verhaltenstherapie, so schlägt sich deren Erfolg in einer geänderten Hirnaktivität nieder. Das hat ein bundesweites Forschungsteam aus Psychologie, Hirnforschung und Medizin herausgefunden, indem es Verhaltensexperimente mit bildgebenden Verfahren kombinierte. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um den Psychologen Prof. Dr. Benjamin Straube und den Mediziner Prof. Dr. Tilo Kircher von der Philipps-Universität veröffentlichten ihre Ergebnisse im Fachblatt „American Journal of Psychiatry“.
Panikstörung ist eine der schwersten Angststörungen. Gekennzeichnet ist sie durch plötzliche und wiederholte Panikattacken.
„Die Entstehung einer Panikstörung wird regelmäßig von einer verzerrten Verarbeitung von sprachlichen und nichtsprachlichen Bedeutungen über die Welt und sich selbst begleitet“, erläuterte Mitverfasser Kircher, der die Marburger Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie leitet. Die Therapie der Wahl bei Panikstörung ist eine Kognitive Verhaltenstherapie, die eine krankhafte Sprachverarbeitung normalisiert.
„Was dabei auf der Ebene der Hirnaktivität geschieht, wurde bislang nicht ausreichend mit experimentellen Ansätzen untersucht“, ergänzte Koautor Straube. Diese Lücke schlossen die Autorinnen und Autoren, indem sie Experimente mit 118 Patientinnen und Patienten durchführten, deren Panikstörung noch nicht mit einer Kognitiven Verhaltenstherapie behandelt wurde.
42 davon erhielten eine Therapie und wurden danach wiederholt getestet. Als Vergleich dienten 150 gesunde Probandinnen und Probanden.
Das Team nutzte das Verfahren der Magnetresonanz-Bildgebung, um die Hirnaktivitäten der Studienteilnehmer zu untersuchen, während es sie gleichzeitig einer sprachlichen Aufgabe unterzog. Bei dieser Aufgabe geht es um die Vorbereitung der Symptome einer Panikattacke durch typische Auslöser von Panik wie etwa durch das Wort „Aufzug“, das Betroffene oft mit dem Gefühl von auswegloser Enge und Angst verbinden.
Haben Patienten noch keine Kognitive Verhaltenstherapie absolviert, so nehmen sie eine stärkere Zusammengehörigkeit zwischen panik-auslösenden und symptombeschreibenden Wörtern wahr als gesunde Probanden. Dieser Effekt spiegelt sich in der veränderten Aktivität bestimmter Hirnareale wider.
Nach einer Kognitiven Verhaltenstherapie geht es den Betroffenen nicht nur besser, sondern ihre sprachliche Verarbeitung hat sich auch normalisiert. Auch der Behandlungserfolg schlägt sich in der Hirnaktivität nieder: Sie ist in einem Hirnareal gedämpft, das panik-bezogene Wortpaare verarbeitet.
„Offenbar unterbindet die Kognitiven Verhaltenstherapie Assoziationen, die für Patienten mit Panikstörung symptomatisch sind“, folgerte der Marburger Psychologe Dr. Yunbo Yang, der als Erstautor der Publikation firmiert. Neben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Philipps-Universität beteiligten sich Arbeitsgruppen aus Berlin, Bremen, Dresden, Greifswald, Münster und Würzburg an der Studie. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützte die zugrundeliegenden Forschungsarbeiten.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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