Dank der DFG: Forschungsgruppe PEGASUS erhält vier Millionen Euro

Die Forschungsgruppe „PEGASUS“ erhält vier Millionen Euro von der DFG. Sie will Autoimmunerkrankungen besser verstehen und behandeln.
Bei Menschen, die an der Hautkrankheit „Pemphigus“ leiden, greift das Immunsystem irrtümlich Eiweiße in den obersten Hautschichten an. In der Folge bilden sich Blasen an Haut und Schleimhäuten, in manchen Fällen löst sich die Haut großflächig ab.
Und unbehandelt führt die Krankheit oft zum Tod. Die Autoimmunerkrankung „Pemphigus“ ist relativ selten, aber als Modell einer Autoimmunerkrankung bedeutsam, da die Mechanismen, die zur Krankheitsentstehung führen, mittlerweile gut verstanden sind. Bislang wird der Pemphigus meist mit Arzneimitteln behandelt, die das Immunsystem unterdrücken und zahlreiche unerwünschte Nebenwirkungen haben.
Das Leid der Erkrankten zu lindern, indem wirksame und gut verträgliche Behandlungsmöglichkeiten gefunden werden, ist ein Ziel der Forschungsgruppe „Pemphigus – von der Pathogenese zu neuen Behandlungsmöglichkeiten“ (PEGASUS) am Fachbereich Medizin der Philipps-Universität.
Seit 2017 erforscht PEGASUS diese Autoimmunerkrankung der Haut und Schleimhäute. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert PEGASUS nun für weitere drei Jahre mit einer Gesamtsumme von etwa 4 Millionen Euro. Nicht nur für die Philipps-Universität und die Betroffenen ist das „die gute Nachricht der Woche“.
Im zweiten Förderabschnitt sollen unter anderem Verträglichkeit und Wirkmechanismus eines neu erforschten Medikaments gegen Pemphigus in einer klinischen Studie an Pemphigus-Patientinnen und Patienten getestet werden. Dieser translationale Ansatz mit Übertragung von Erkenntnissen aus dem Labor in eine klinische Therapiestudie und verbesserte Immundiagnostik zeichnet die Forschungsgruppe besonders aus.
„Wir freuen uns sehr über die Möglichkeit, neben der Fortsetzung unserer Grundlagenforschung zum Pemphigus mit der PEGASUS-Gruppe nun auch erste Forschungserkenntnisse zum Wohl der Patientinnen und Patienten in eine frühe klinische Phase-I-Studie zu übertragen“, sagte Prof. Dr. Michael Hertl von der Forschungsgruppe. „Der Weg dorthin hat mehr als 20 Jahre Forschungsarbeit in Anspruch genommen und ist nur in der Teamarbeit, unter anderem durch präklinische Ergebnisse verschiedener Arbeitsgruppen möglich geworden. Mit der Phase-I-Studie gehören wir sicherlich zu den international innovativsten Pemphigus-Forschern.“
Besonders freut ihn, dass er über klinische Rotationsstellen der DFG bereits zahlreiche junge Ärztinnen und Ärzte für die Erforschung von Autoimmunerkrankungen begeistern konnte. Nur so könne der wissenschaftliche Wissenszuwachs bei der Erforschung von Autoimmunerkrankungen auch in der Zukunft gewährleistet werden.
„Der Erfolg der Forschungsgruppe ist ein wichtiges Signal dafür, dass Grundlagenforschung über einen ausreichend langen Zeitraum gefördert werden muss, um Ergebnisse zu erbringen, die in die Anwendung übertragen werden können“, sagte Universitätspräsidentin Prof. Dr. Katharina Krause. „Die medizinische Forschung in Marburg zeigt damit einmal mehr ihre Stärke im translationalen Aspekt.“
Die Forschung an Pemphigus soll auch dazu beitragen, Autoimmunität generell besser zu verstehen. Seit vielen Jahren werden Immun-Mechanismen erforscht, die zur Ausbildung der krankmachenden Autoantikörper führen. Für Pemphigus sind diese Mechanismen des Krankheitsverlaufs bereits gut dokumentiert und erforscht. Schwerpunkt von PEGASUS ist die Erforschung von T-Lymphozyten –
Abwehrzellen, die zusammen mit B-Lymphozyten die Bildung von Immunglobulin-G-Autoantikörpern gegen ein Haftmolekül in der obersten Hautschicht auslösen und regulieren.
Durch die Hemmung der krankmachenden T-Zellen soll versucht werden, den Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen. Diese Erkenntnisse sollen direkt in eine klinische „Phase-I-Studie“ an Pemphigus-Patientinnen und -Patienten einmünden. Bei guter Verträglichkeit des neuen Medikaments soll auch die Wirkung auf T-Zellen und weitere Immunzellen überprüft werden.
Weitere Partner des PEGASUS-Konsortiums haben Labormethoden entwickelt, um die krankmachenden Immunzellen im Blut der Patientinnen und Patienten im Verlauf der Erkrankung oder Therapie zu messen. Darüber hinaus untersuchen zellbiologische Projekte, wie die krankmachenden Blutantikörper gegen das Haftmolekül Desmoglein 3 zur Blasenbildung an der Haut und Schleimhäuten führen und welche zusätzlichen Faktoren im Gewebe dafür erforderlich sind. Diese Ergebnisse sollen helfen, grundlegende Mechanismen von Autoimmunität zu verstehen, deren Verständnis auch für die Behandlung weiterer Autoimmunerkrankungen genutzt werden kann.

* pm: Philipps-Universität Marburg

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