Rückwärts geplant: Musiker gegen Bebauung des Gaswerksgeländes

Bedenken gegen einen Teilverkauf des Gaswerksgeländes äußert der Marburger MusikerInnen Verein (MMV). In einem Offenen Brief wendet er sich deshalb an die Stadt.
„leider hat auch der Marburger MusikerInnen Verein e.V. (MMV) erst vor kurzem aus der Presse von den Verhandlungen des Magistrats mit dem Privatinvestor MPG über den eventuellen Verkauf eines Teils des Afföllergeländes und den Plänen zum Bau einer Seniorenresidenz inklusive Parkhaus erfahren“, schreibt der MMV. „Dabei wurde offensichtlich übersehen, dass durch diese baulichen Massnahmen neben dem Theater (TNT) und dem Cafe Trauma mit der Baari Bar dort auch das Probenhaus des MMV betroffen wäre.“
Dieses ehemalige Verwaltungsgebäude des alten Gaswerks hat die Stadt Marburg seit 1997 an den MusikerInnen Verein vermietet. Seitdem wird die Arbeit des Vereins durch das Kulturamt der Stadt Marburg gefördert.
In elf Räumen auf drei Etagen proben zur Zeit 20 Musikgruppen und Bands unterschiedlicher Musikrichtungen… Dazu kommen verschiedene Projekte in Zusammenarbeit mit der Jazzinitiative Marburg (JIM) und dem Kulturladen KFZ mit der European Jazz School (EJS) sowie dem renommierten marburgjazzorchester und dem marburgsaxophonensemble. Und dann ist da auch die jahrelange Mitwirkung beim bekannten und beliebten MANO-Festival.
„Somit unterstützt letztlich der Magistrat einen wichtigen Teil des kulturellen Lebens unserer Stadt“, schreiben die Musiker. „Und dies möge bitte so bleiben!“
Nachdem man gemerkt habe, dass man den MMV bei den Planungen anscheinend vergessen hat, wurde der Vorstand des MMV am Dienstag (2. April) zu einem Gespräch mit einem Vertreter des Investors in’s Rosencafe geladen. Erschienen war ein Rechtsanwalt der Deutschen Vermögensberatung (DVAG).
„Er zeigte uns die bereits bekannten Schaubilder der angedachten Gestaltung des Afföller-Geländes und erläuterte das Vorhaben der MPG“, berichtete Werner Etling vom MMV am Donnerstag (11. April). „Dabei wurde allen klar, dass die geplante Seniorenresidenz unmittelbar an die bestehenden Gebäude heranreicht und es somit sicher zu Lärmbelästigung der Bewohner durch den Probenbetrieb und nächtliches Aus- beziehungsweise Einladen durch die Nutzer des Probenhauses, sowie den Betrieb des Theaters und des Cafe Trauma kommt. Wir boten entsprechende Lärmmessungen mittels Schallpegelmessers in Vorfeld an, um Konkret zu werden.“
Bei dem Gespräch sei dem MMV zugesagt worden, der Verein sollte sich keine Sorgen machen, der Architekt würde sicher eine Lösung des Problems finden, der Kulturbetrieb würde nicht beeinträchtigt.
„Da kamen uns ernste Zweifel“, erklärte Etling… Des Weiteren blieb unklar, wie die Zufahrt zum Probenhaus geregelt wird. Das sei „ein für Musiker nicht unerheblicher Punkt“. Letztlich gab es keine konkreten Aussagen über die Realisierung des Projektes.
„Wir sind der Meinung, dass dieses Gelände kein geeigneter Bauplatz für ein Seniorenheim ist, da wir annehmen, dass Senioren es eher ruhig haben wollen stellte der MMV fest. Außerdem sei dort ja auch noch die laute Autobahn in unmittelbarer Nähe.
Die Musiker befürchten durch die geplante Bebauung des Afföller-Parkplatzes massive Nutzungseinschränkungen und im Streitfalle mit dem Betreiber des Seniorenheims den Verlust des Probenhauses- das wäre für die marburger Musikszene ein echtes Problem.
Der MMV teilt die Bedenken von Theater TNT und Cafe Trauma in vollem Umfang. Im Falle einer Veräusserung eines Teils des Areals an die DVAG oder die MPG seien weitere Verkäufe nicht auszuschliessen. Der MMV appelliert an die Verantwortlichen, das angefragte Gelände vorerst nicht zu verkaufen und ein alternatives Nutzungskonzept anzudenken.

* pm: Marburger MusikerInnenverein

Ein Kommentar zu “Rückwärts geplant: Musiker gegen Bebauung des Gaswerksgeländes

  1. Pingback: Über Bauen: B3A überbauen statt Gaswerk zubauen – marburg.news