Miteinander reden: Spies sprach mit AStA-Vorstand über Stadtpolitik

Zu einem rund 90-minütigen Gespräch hat Oberbürgermeister Dr. Thomas Spies den Vorstand des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA) ins Rathaus eingeladen. In konstruktiver Atmosphäre waren aktuelle stadtpolitische Fragestellungen von Wohnungsbau über Gentrifizierung, ein Kulturticket, ÖPNV-Taktung und die Lahnwiesen Thema.
„Jede dritte Person in Marburg studiert“, stellte Spies fest. „Da ist es nur richtig, mit dem AStA aktuelle stadtpolitische Themen aus Perspektive der Studierenden zu diskutieren.“
Das Gespräch sei konstruktiv und in angenehmer Atmosphäre verlaufen. „Es war zu spüren, dass der AStA-Vorstand die Interessen der Studierenden im Blick hat und konkrete Verbesserungen – zum Beispiel im Bereich des bezahlbaren Wohnraums – erreichen möchte“, berichtete Spies. „Das ist eine gute Gesprächsgrundlage, denn das wollen wir auch.“
Sophie Frühwald vom AStA-Vorstand erläuterte die Motivation der Studierenden für das Gespräch: „Viele Studierende leben gut und gerne in Marburg. Trotzdem gibt es viele Baustellen, an denen wir als Verfasste Student*innenschaft für Verbesserungen kämpfen. Der Austausch und die Zusammenarbeit mit der Stadt Marburg bieten die Chance, konkret etwas zu verändern.“
Wichtig sei es dem AStA dabei, seine Anliegen immer wieder auf verschiedenen Ebenen einzubringen.
„In der Tradition derer, die vor uns die studentische Selbstvertretung erkämpft haben, wollen wir als AStA unbequem und laut bleiben“, versprach Frühwald. Sie wandte sich „gegen die unternehmerische Hochschule und für eine solidarische Philipps-Universität, in der Studierende gleichberechtigt mitreden“.
Das viel diskutierte Thema bezahlbarer Wohnraum beschäftigt auch die vier AStA-Vorstände in Marburg. „Im Vergleich zu hessischen Universitätsstädten wie Frankfurt oder Darmstadt wirkt Marburg klein und beschaulich, doch auch hier wird die Lage auf dem Wohnungsmarkt immer prekärer“, ergänzte Fabian Rocke vom AStA. „Es kann nicht sein, dass Studierende mit anderen Gruppen, die vom Mangel an bezahlbarem Wohnraum betroffen sind, um diesen konkurrieren müssen. Genau wie bei der Verdrängung von Projekten wie dem Havanna8 ist auch bei der Schaffung bezahlbaren Wohnraums die Stadtpolitik gefragt.“
Oberbürgermeister Spies betonte das Engagement der Stadt für preiswerten Wohnraum und lud den AStA ein, die studentische Perspektive beispielsweise bei der Debatte um Wohnen im Marburger Westen einzubringen: „Wenn wir über neuen Wohnraum sprechen, legen wir als Stadt großen Wert darauf, die Bürgerinnen und Bürger an Entscheidungen zu beteiligen“, erklärte Spies. „Wenn wir dabei auch die Stimme derjenigen hören, die eine Wohnung suchen, ist das für alle hilfreich.“
Dann verwies das Stadtoberhaupt auf Probleme des selbstverwalteten Lokals „Havanna8“ mit seinem Vermieter und erklärte: „Wir sind in Marburg immer im Gespräch miteinander, auch mit dem Havanna8.“ Jedoch sei der Einfluss der Kommune auf gewerbliche Räume beschränkt.
Beim Thema Kultur stellte Frühwald ein Projekt des amtierenden AStA vor: „Auf Beschluss des Student*innenparlaments arbeiten wir derzeit an der Etablierung eines Kulturtickets, das allen Studierenden einen besseren Zugang zu Marburgs Kulturangeboten ermöglicht. Kultur als gesellschaftliche Teilhabe sollte kein Luxusgut sein. Wir freuen uns über Unterstützung seitens der Kulturinstitutionen sowie der Stadt.“
Spies begrüßte das Engagement der Studierenden: „Die Stadt Marburg unterstützt eine vielfältige und hochklassige Kulturszene, die in vergleichbaren Städten ihresgleichen sucht. Wenn dieses Angebot noch mehr Menschen zugänglich gemacht werden kann, unterstützen wir das gerne.“ Den Studierenden bot er an, den direkten Kontakt unter anderem mit dem städtischen Fachdienst Kultur und dem Hessischen Landestheater Marburg (HLTM) aufzunehmen, um die Umsetzung eines Kulturtickets zu prüfen.
Theo Martens sprach ein Problem an, auf das der AStA bereits in der Vergangenheit hingewiesen hatte: „Im Rahmen von Festivitäten wie dem Hafenfest, die zentral auf den Lahnwiesen stattfinden, wird vor allem der Rasen häufig zerstört zurückgelassen. Gerade in den Sommermonaten werden diese von vielen Studis als Treffpunkt im Grünen genutzt. Wir wünschen uns, dass sie dazu auch in Zukunft geeignet bleiben.“
Spies stimmte der Forderung des AStA zu und erläuterte, dass bereits in den Bedingungen für die Ausrichtung solcher Veranstaltungen festgeschrieben sei, dass der Veranstalter im Nachhinein etwaige Schäden am Rasenbewuchs beheben müsse. „Das ist auch passiert“, berichtete er. „Allerdings hat das Wetter lange Zeit verhindert, dass der eingesäte Rasen richtig anwächst.“
Am Ende des Gesprächs gab Oberbürgermeister Spies dem AStA-Vorstand noch den Wunsch mit, sich noch stärker in die Stadtpolitik einzumischen. Das gelte vor allem für die Fragen, die Studierende direkt betreffen.
„Wenn wir beispielsweise über Wohnraum im Marburger Westen mit breiter Bürgerbeteiligung diskutieren, ist auch die Stimme der Studierenden eine wichtige“, betonte das Stadtoberhaupt. Spies bot an, auch auf direktem Weg für Fragen und Anregungen des AStA erreichbar zu sein und ein solches Gespräch zwei Mal im Jahr zu führen. Denn „es ist besser, miteinander statt übereinander zu sprechen“, waren sich alle Teilnehmenden einig.

* pm: Stadt Marburg

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